Mehrheit der Firmen findet Lage «ausgezeichnet»
Die Anzeichen des Aufschwungs für Schweizer Unternehmen sind unübersehbar.
Zürich – Der Aufschwung der Schweizer Wirtschaft hat sich im ersten Quartal laut einer Umfrage der ETH-Konjunkturforschungsstelle KOF fast unvermindert fortgesetzt. Auch für das zweite und dritte Quartal sei ein kräftiges Wachstum zu erwarten.
In vielen Branchen werde die Zahl der Beschäftigten als knapp beurteilt. Ausser im Gastgewerbe und im Finanzsektor sei daher eine Aufstockung des Personalbestands vorgesehen, teilte die KOF am Freitag zu ihrer neuesten quartalsweisen Umfrage bei 6’800 Firmen mit. Die KOF bestätigte ihre Prognose, dass die Arbeitslosenquote bis Ende Jahr von jetzt 3,1 auf 2,7% sinken dürfte. Den Schweizer Unternehmen laufe es rund, eine Mehrheit bezeichne die Geschäftslage als ausgezeichnet. Eine Ausnahme sei hingegen das Gastgewerbe und hier insbesondere die Hotellerie, die unter den Wechselkursen litten. KOF-Ökonom Richard Etter sagte vor den Medien in Zürich, die Zimmerbelegung liege mit 60% immer noch im langfristigen Mittel, die Umsätze seien aber insbesondere in den Bergen gesunken.
Industrie legt trotz Frankenstärke deutlich zu
Trotz der Frankenstärke und dem damit verbundenen Preisnachteil vor allem im Euro-Raum stieg die Produktion der Industrie kräftig. Zulegen konnten insbesondere die exportorientierten Unternehmen, die vom Aufschwung in Schwellenländern profitieren. Trotz deutlich verschlechterter Wettbewerbsposition wegen der Frankenstärke blieben die Industrieunternehmen für die nahe Zukunft zuversichtlich. KOF-Leiter Jan-Egbert Sturm sagte, die Frankenaufwertung werde glücklicherweise von der guten Auslandkonjunktur gedämpft. Durch höhere Absatzmengen könne der schlechteren Ertragslage entgegengewirkt werden. Trotz dieser «Mengenkonjunktur» dürfte sich die weitere Verlagerung vom Industrie- zum Dienstleistungssektor beschleunigen, sagte Sturm.
SNB: Zinswende ab Juni?
Wechselkurse wie vor der Krise seien nicht mehr realistisch. Sturm geht weiterhin davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinswende im Juni einleitet, obwohl dies den Franken nochmals stärken könnte. Denn die Schweizer Wirtschaft wachse wohl seit einiger Zeit über ihrem Potenzial. Dank weiterhin zinsgünstiger Kredite verzeichnet das Baugewerbe rekordhohe Auftragsbestände und Auslastungen. Der Detailhandel bezeichne die Geschäftslage als befriedigend bis gut und erwarte steigende Umsätze, sagte Etter. Im Finanzsektor habe die inländische Nachfrage zugelegt, die ausländischen Kunden seien hingegen weiterhin zurückhaltender.
Schweizer Konjunktur weiterhin robust
Sehr erfreulich seien die Umfrageresultate auch bei den Verkehrs- und Kommunikationsunternehmen sowie bei Dienstleistern. Für die kommenden drei Monate erwarteten die Unternehmen aus allen befragten Wirtschaftsbereichen eine steigende oder zumindest stagnierende Nachfrage. Dies zeige, dass die Schweizer Konjunktur weiterhin robust sei und sich das Wachstum in den nächsten Monaten annähernd auf dem gegenwärtigen Pfad halten dürfte. Die KOF hatte im März das Wachstum der Schweizer Wirtschaft im laufenden Jahr auf 2,8% geschätzt, für 2012 lautete die Prognose auf 2,3%. Die ETH-Experten gehören damit zu den optimistischsten Konjunkturauguren für die Schweiz. (awp/mc/upd/ps)