Michael Meaney erhält Klaus J. Jacobs Research Prize 2014

Michael Meaney erhält Klaus J. Jacobs Research Prize 2014

Preisträger Michael Meaney. (Foto: Jacobs Foundation)

Zürich – Am «World Mental Health Day» der Weltgesundheitsorganisation hat die in Zürich ansässige Jacobs Foundation, eine weltweit tätige Stiftung im Bereich der Kinder- und Jugendentwicklung, die diesjährigen Preisträger der Klaus J. Jacobs Awards bekannt gegeben. Den mit 1 Million Schweizer Franken dotierten Research Prize erhält der Neurobiologe Michael Meaney, der mit 200’000 Schweizer Franken ausgestattete Best Practice Prize geht an das Trauma-Interventionsprogramm SHARPZ in Sambia. Die Klaus J. Jacobs Awards werden am 5. Dezember 2014 im Rahmen einer feierlichen Zeremonie an der Universität Zürich verliehen.

Michael Meaney – Klaus J. Jacobs Research Prize 2014
Michael Meaney, Professor der McGill Universität in Montreal, Kanada, erhält den Klaus J. Jacobs Research Prize 2014 in Anerkennung seiner bahnbrechenden Leistungen auf dem Gebiet der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Eine internationale Expertenjury empfahl Michael Meaney wegen seiner «zukunftsweisenden Spitzenforschung darüber, wie das Verhalten von Eltern die Entwicklung des Nachwuchses beeinflusst. Neben dem rein wissenschaftlichen Nutzen seiner Forschung hat Michael Meaneys Arbeit spürbare Auswirkungen auf psychosoziale Interventionen und sozialpolitische Massnahmen zur Förderung der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.»

Michael Meaney erforscht die molekularbiologischen Grundlagen sozialer Erfahrungen. Sein Forschungsinteresse liegt in den Fragestellungen: Wie interagieren Gene und Umwelt miteinander, um individuelle Unterschiede in der Gehirnfunktion zu erzeugen? Wieso können einige Menschen besser mit Krankheit, psychischen Problemen oder sonstigen widrigen Lebensumständen umgehen, als andere? Lässt sich die Anfälligkeit eines Individuums für bestimmte Umwelteinflüsse biologisch ablesen und könnte man sie durch geeignete Interventionsmassnahmen eindämmen oder gar langfristig aushebeln?

Lebenserfahrung verändert die Gene
Anhand von Studien an Rattenmüttern und -babies hatte Meaney in den 90er Jahren die biologischen Mechanismen dafür nachgewiesen, dass mütterliche Fürsorge – sprich das Verhalten und nicht die Gene – zu einer langfristig wirkenden Veränderung in der Entwicklung des Nachwuchses führt.

Im Jahr 2009 übertrugen Meaney und seine Kollegen diese Erkenntnisse auch auf Studien mit menschlichen Gehirnen. Dabei untersuchten sie Gehirnproben von Selbstmördern, die als Kinder missbraucht worden waren, zum zweiten von Selbstmördern, ohne Missbrauchshintergrund und drittens von Menschen ohne Missbrauchshintergrund, die eines natürlichen Todes gestorben waren. Es gelang erstmals, auch am Menschen nachzuweisen, dass Kindheitserfahrungen in der DNA biochemische Markierungen hinterlassen, sprich, dass sich familiäre Erfahrungen eines Kindes, insbesondere in den ersten Jahren, in seine Biologie einbetten und seine Gesundheit und Leistungsfähigkeit das ganze Leben hindurch beeinflussen: zum Besseren wie zum Schlechteren.

Die Zukunft der Intervention liegt in der Massanfertigung
Meaneys Forschung verspricht, die Sozialpolitik massgeblich zu verändern. Der Nachweis, dass Kindheitserfahrungen Veränderungen der Genexpression auslösen, birgt das Potenzial herauszufinden, welche Kinder am stärksten gefährdet sind und welche Interventionsmassnahme angewendet werden sollte. So könnten passgenaue, auf die Bedürfnisse eines Kindes zugeschnittene Therapiemassnahmen entwickelt werden, die höchste Wirksamkeit versprechen und nicht zuletzt auch auf lange Sicht kosteneffizient sind.

Serenity Harm Reduction Programme Zambia – Klaus J. Jacobs Best Practice Prize 2014
Sambia ist eines der am stärksten von der HIV/Aids Pandemie betroffenen Länder Afrikas. Nahezu acht Prozent der Bevölkerung (etwa 1.1 Millionen Menschen) sind HIV infiziert, mit schwerwiegenden sozialen und wirtschaftlichen Folgen für die Jugend und ihre Familien. Nicht selten flüchten gerade junge Menschen in Alkohol oder Drogenmissbrauch, um die widrigen Lebensumstände zu bewältigen.

Das Serenity Harm Reduction Programme Zambia (SHARPZ) bietet in Zusammenarbeit mit Partnern umfassende Dienstleistungen zur Prävention von Alkohol- und Drogenmissbrauch an sowie gezielte Programme zur Förderung der psychischen Gesundheit. Dabei entwickelt SHARPZ evidenzbasierte Interventionen, die sich insbesondere auch mit den Ursachen befassen, die zum Missbrauch schädlicher Substanzen beitragen, wie etwa schwere Kindheitstraumata.

SHARPZ nutzt die von der Weltgesundheitsorganisation befürwortete Trauma-Fokussierte Kognitive Verhaltenstherapie (TF-CBT) als evidenzbasierten Ansatz, um den Bedürfnissen von Kindern gerecht zu werden, die durch Traumata und ihre Familien belastet sind. «Dabei beteiligt sich SHARPZ nicht nur aktiv an vielen TF-CBT-Studien, die in Sambia durchgeführt werden, sondern ist auch die einzige Organisation, die nach wie vor geschulte TF-CBT-Berater, eine ständige Betreuung sowie eine Vielzahl von Dienstleistungen dauerhaft anbietet», erklärt Dr. Mark van Ommeren, Experte für mentale Gesundheit bei der Weltgesundheitsorganisation WHO.

«Dies ist eine aussergewöhnliche Leistung, die in Ländern, die über wenig Ressourcen verfügen, äusserst selten ist – die Kunst, eine evidenzbasierte Intervention dauerhaft durchzuführen», heisst es in einer Erklärung des Stiftungsrats der Jacobs Foundation. SHARPZ wurde als Empfänger des Klaus J. Jacobs Best Practice Prize 2014 ausgewählt in Anerkennung seiner führenden Rolle bei der Umsetzung bewährter evidenzbasierter Verfahren zur Unterstützung traumatisierter Kinder in einem Land, dessen Bevölkerung über wenig Ressourcen verfügt, aber dauerhaft starken Belastungen ausgesetzt ist.» (Jacobs Foundation/mc/ps)

Hintergrund Jacobs Foundation
Die Jacobs Foundation ist eine weltweit tätige Stiftung im Bereich der Kinder- und Jugendentwicklung. Der Unternehmer Klaus J. Jacobs gründete die Stiftung 1989 in Zürich. Die Jacobs Foundation fördert Forschungs-projekte, Interventionsprogramme und wissenschaftliche Institutionen mit einem Jahresbudget von rund 40 Millionen Schweizer Franken. Dabei ist die Stiftung in besonderem Masse der wissenschaftlichen Exzellenz und Evidenz verpflichtet. Mit ihrer Investition von 200 Millionen Euro in die Jacobs University Bremen (2006) setzte die Jacobs Foundation neue Massstäbe im Bereich der privaten Förderung.

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