Migros-Kleidung enthält Schadstoffe
(Foto: Greenpeace)
Zürich – Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten haben mit einer Protestaktion die Migros an deren Hauptsitz in Zürich aufgefordert, ihre Kleiderproduktion zu entgiften. In neuen Kleidertests fand Greenpeace unter anderem in einer Kinder-Regenjacke hohe Schadstoffkonzentrationen. Im Gegensatz zur Migros habe Coop ein Einsehen, schreibt Greenpeace in einer Mitteilung.
«Migros – ein M giftiger» stand auf dem Banner, mit dem Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten am Mittwoch Morgen der Migros unters Dach geklettert sind. Sie forderten den Grossverteiler auf, bis spätestens 2020 alle gefährlichen Chemikalien aus der gesamten Produktionskette ihrer Kleider zu eliminieren – wie Coop das jetzt tun will.
Hohe Schadstoff-Konzentration in Kinder-Regenjacke
In der neuen Greenpeace-Studie «Schadstoffe in Textilien» waren von insgesamt sieben getesteten Kleidungsstücken der Eigenmarken von Migros und Coop keines schadstofffrei. Eine Kinder-Regenjacke der Migros-Marke Trevolution enthielt hohe Konzentrationen umwelt- und gesundheitsschädlicher Weichmacher (Phthalate). Phthalate sind häufig in menschlichem Gewebe zu finden, unter anderem im Blut, in der Muttermilch und als Stoffwechselprodukte im Urin.
«Da die berichteten aufgenommenen Mengen von Phthalaten bei Kindern erheblich höher sind, ist die gefundene Konzentration nicht akzeptabel», sagt Chemie-Expertin Mirjam Kopp von Greenpeace. Zusätzlich enthielt die Kinder-Regenjacke die höchste Konzentration von Fluortelomeralkoholen (FTOH), die Greenpeace bis anhin in Outdoor–Kleidung gemessen hat. FTOH gehören zu den per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC), welche als reproduktionstoxisch und hormonell wirksam bekannt sind.
In der Studie wies Greenpeace ausserdem in sechs von sieben getesteten Artikeln Nonylphenoletholxylate (NPE) nach. NPE bauen sich zu Nonylphenol (NP), einer giftigen, persistenten und hormonell wirksamen Chemikalie ab.
Coop zeigt Migros, wie es geht
Als erste Schweizer Firma und 17. Unternehmen weltweit verpflichtete sich Coop dazu, bis 2020 alle gefährlichen Chemikalien aus der Produktionskette zu verbannen. Gemäss dem heute veröffentlichten Versprechen gehören die vollständige Eliminierung von PFC aus der gesamten Produktionskette bis September 2013 sowie die Verbannung aller Alkylphenolethoxylate bis Ende 2013 zu den ersten Massnahmen des Konzerns. Zusätzlich wird Coop bis Ende Jahr der Öffentlichkeit sämtliche Daten hinsichtlich der verwendeten Chemikalien von 15 Produktionsstätten zugänglich machen.
«Die industrielle Wasserverschmutzung ist ein Problem von globaler Tragweite», sagt Philipp Wyss, Leiter Marketing und Beschaffung von Coop. «Als international vergleichbar kleiner Abnehmer können wir diese Missstände nicht von heute auf morgen restlos lösen. Wir unterstützen deshalb die Greenpeace-Kampagne und möchten unseren Beitrag leisten, damit die Verwendung von gefährlichen Chemikalien gestoppt wird.»
Bisher kein Detox-Versprechen der Migros
Auch die Migros zeigt sich gerne als Firma, die sich für die Umwelt und zukünftige Generationen engagiert. Mit «Generation M» gibt die Migros verbindliche Versprechen an die Generation von morgen ab, doch ein glaubwürdiges Detox-Versprechen hat sie bisher abgelehnt. Greenpeace fordert die Migros auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen und rasch Massnahmen zum Verzicht auf Weichmacher, PFC und Alkylphenolethoxylate zu ergreifen. Migros, aber auch andere Schweizer Firmen die Kleider verkaufen wie Charles Vögele, Mammut oder Transa, müssen sich verpflichten, bis spätestens 2020 giftfrei zu produzieren.
Migros verkauft weiterhin giftige Kleider
Laut Presseberichten hat Migros nach am Mittwoch veröffentlichten Greenpeace-Studie die Kinder-Regenjacke Trevolution mit den hohen Schadstoffwerten aus dem Verkauf genommen. Die Migros anerkennt somit, dass sie ein Problem mit gefährlichen Chemikalien in ihren Kleidern hat. Ein einzelnes Produkt zurück zu ziehen, löst dieses Problem aber in keiner Weise.
„Dadurch werden die Produktionsstätte in China, welche diese Kinder-Regenjacke für Migros hergestellt hat, sowie die Produktionsstätten der anderen Migros-Kleider, die Schadstoffe enthalten, nicht aufhören, gefährliche Chemikalien zu verwenden und die Gewässer zu verschmutzen“, sagt Mirjam Kopp, Chemie-Expertin bei Greenpeace Schweiz. Die Migros muss Verantwortung übernehmen, und mit ihren Lieferanten zusammenarbeiten, um alle gefährlichen Chemikalien aus der gesamten Produktionskette zu eliminieren, verlangt Greenpeace.
Dies fordern auch mehrere hundert Menschen auf der Migipedia-Website von Migros. Bis anhin hat der orange Riese aber nicht auf diese Forderungen reagiert, und scheint im Unterschied zu Coop nicht bereit, ein öffentliches Versprechen abzugeben, bis 2020 auf giftfreie Kleiderproduktion umzustellen. Greenpeace wird deshalb weiterhin Druck ausüben, damit auch Migros ein Einsehen haben wird.
Weitere Informationen und die Studie «Schadstoffe in Textilien»
(Greenpeace/mc)