Von Zamira Nazirbekova, Geschäftsführerin von Mikro Kapital in Kirgisistan
Angesichts der klimatischen und wirtschaftlichen Herausforderungen in der Region könnten Mikrofinanzierungen ein wertvoller Verbündeter sein.
Kirgisistan verfügt zwar über ein grosses Potenzial an erneuerbaren Energien, insbesondere Wasserkraft, steht aber bei der Nutzung dieses Potenzials vor mehreren Herausforderungen. Eine der wichtigsten ist es, einen Weg zu finden, um den begrenzten Zugang zu Finanzmitteln für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die die wichtigsten Triebkräfte für Wirtschaftswachstum und Innovation in dem Land sind, zu überwinden.
Kirgisistan will seine Treibhausgasemissionen bis 2030 in einem Business-as-Usual-Szenario um etwa 13% reduzieren und sogar um mehr als 40%, «wenn finanzielle Unterstützung verfügbar ist» (Kimakonvention_UNFCCC, 2021b). Die Region ist jedoch sehr anfällig für den Klimawandel. Wüstenbildung, Austrocknung von Wasserkörpern, Wasser- und Luftverschmutzung – all diese Faktoren verschlechtern die Lebensbedingungen der Bevölkerung und hemmen die Entwicklung verschiedener Wirtschaftssektoren, in erster Linie der Landwirtschaft.
Ein grosses Energiepotenzial
Vor Kurzem haben die Sektoren Energie, Transport, Wasser und Landwirtschaft begonnen, von neuen Anreizen zu profitieren, um einen ökologischen Wandel einzuleiten und ihre Verpflichtungen zur Dekarbonisierung zu erfüllen, wie es beim Beitritt Kirgisistans zum Pariser Klimaabkommen festgelegt wurde. Investitionen in kohlenstoffarme Technologien, die Entwicklung einer «grünen» Energietechnik, einschliesslich der Nutzung des enormen Wasserkraft- und Solarpotenzials der Region, die Umsetzung von Projekten zum Recycling von Haushalts- und Industrieabfällen und die Erhöhung der Umweltverantwortung der Bevölkerung und der Unternehmen – all diese Massnahmen werden dazu beitragen, dass das Land seine Umwelt- und Klimaziele erreichen kann, und werden zu zusätzlichen Faktoren bei der Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kirgisinnen und Kirgisen werden.
Gleichzeitig hängt die Entwicklung des grossen Wasserkraftpotenzials entlang des Naryn, des grössten Flusses des Landes, von der Modernisierung und Erneuerung der bestehenden Infrastruktur ab, die im 20. Jahrhundert gebaut wurde.
Mikrofinanzinstitutionen (MFI) können zur Bewältigung dieser Herausforderungen beitragen, indem sie KMU und Haushalten, die in Technologien für erneuerbare Energien investieren möchten, Zugang zu Krediten und anderen Finanzdienstleistungen verschaffen. Kirgisistan verfügt über ein grosses Potenzial durch seinen Mikrofinanzsektor, um das Wirtschaftswachstum zu fördern und u. a. zur Verringerung der Einkommensunterschiede und der Landflucht beizutragen.
Unternehmertum unterstützt durch MFIs
Um die finanzielle Eingliederung zu fördern und das Unternehmertum zu unterstützen, können MFI Finanzprodukte und -dienstleistungen für die Bevölkerung ohne Bankverbindung anbieten, insbesondere in ländlichen Gebieten. Durch den Zugang zu Finanzmitteln können Einzelpersonen ihre Unternehmen gründen und ausbauen, was wiederum Beschäftigungsmöglichkeiten schafft und die Arbeitskräfte in den Regionen stabilisiert.
Bis 2021 hatte der Mikrofinanzsektor Kirgisistans mehr als 2 Millionen Kunden mit einem ausstehenden Portfolio von 670 Millionen US-Dollar erreicht. Die Mikrofinanzinstitute haben ihren Aktionsradius erweitert, indem sie digitale Plattformen und alternative Vertriebskanäle nutzen, um auch Gebiete fernab der grossen Stadtzentren zu erreichen.
Kirgisistan ist ein Land mit niedrigem mittlerem Einkommen, einem BIP von 8,5 Milliarden US-Dollar und einem Pro-Kopf-BIP von 1.328 US-Dollar (weltweit auf Platz 180, laut Weltbank-Rangliste 2021). Das Land zeichnet sich dadurch aus, dass die Schaffung von Arbeitsplätzen unter dem Bevölkerungswachstum liegt und die Gesamterwerbsquote der Bevölkerung 2019 laut der International Labour Organization 62,35% beträgt, was zu einer erheblichen Arbeitsmigration ins Ausland führt. Die Kirgisische Republik bezieht einen Grossteil ihrer Einnahmen aus dem Goldabbau, die 40% der nominalen Exporte ausmachen. Zwischen 2012 und 2021 beliefen sich die durchschnittlichen jährlichen Einnahmen aus dem Goldexport auf rund 701 Millionen US-Dollar. Der Dienstleistungssektor hat den grössten Anteil am BIP (45%), gefolgt von der Landwirtschaft (15%) und der verarbeitenden Industrie (13%).
Zamira Nazirbekova hat eine umfassende Erfahrung in den Bereichen Finanzen, Unternehmensführung und internationale Projekte. Sie verfügt über einen MBA-Abschluss der Föderalen Universität Kasan und ist Geschäftsführerin von LLC Mikro Leasing.