Milos Antic, GL-Mitglied DHG Holding, im Interview

Milos Antic, GL-Mitglied DHG Holding, im Interview
Milos Antic, GL-Mitglied DHG Holding AG

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Antic, vom Profifussball (GC, Lazio Rom, OFK Belgrad) haben Sie vor sechs Jahren ins Familienunternehmen gewechselt. Wie schwer fiel die Umstellung, wie haben Sie sich das Rüstzeug zum Unternehmer angeeignet?

Milos Antic: Dieser Schritt war von langer Hand geplant. Schon während meiner aktiven Zeit als Profi-Fussballspieler habe ich mich mit Business- und Managementausbildungen auf meinen Einstieg in die Geschäftsleitung unseres Familienunternehmens an der Seite meines Vaters vorbereitet. Anders als viele andere Fussballprofis hatte ich eine Perspektive für meine Zeit nach meiner sportlichen Karriere und bin sehr dankbar für die Chance, nach und nach in die Fussstapfen meines Vaters treten zu können, der vor 30 Jahren in die Schweiz kam und ohne jegliche Unterstützung eines der führenden Bau- und Immobilienunternehmen in der Schweiz aufgebaut hat.  

Wie ist die DHG Holding AG positioniert und wie unterscheidet sie sich von anderen bedeutenden Playern im Bau- und Immobiliensektor?

In der Limmatstadt verwurzelt, haben wir uns seit jeher auf das Segment „bezahlbares Wohnen“ im Grossraum Zürich fokussiert und haben uns ein stattliches und stetig wachsendes Portfolio an Liegenschaften und Wohnungen im Familienbesitz aufgebaut. Unsere Kernkompetenzen sind das Bauen und Sanieren von Wohnimmobilien.

«Wir betrachten Liegenschaften ganzheitlich – von der Entwicklung über den Bau bis hin zum Unterhalt und der Weiterentwicklung.» Milos Antic, GL-Mitglied DHG Holding

So deckt unsere Unternehmenssparte „Die Handwerker“ alle Arbeiten, die bei einem Umbau oder einer Sanierung anfallen, aus einer Hand ab. Als Generalunternehmung führen wir Projekte von der Planung über den Bau oder die Sanierung bis hin zur bezugsfertigen Immobilie durch. Wir unterstützen Auftraggeber auch dabei, ihr Bauvorhaben zeit- und budgetgerecht und nach neuesten Umweltstandards zu planen und umzusetzen.

Über diesen Kernbereich hinaus erweitern wir selektiv unser Angebotsportfolio durch Dienstleistungen wie Facility Services, welche die gesamte Servicepalette rund um eine Liegenschaft umfasst – von dem technischen Dienst über die Reinigung inklusive den aktuell wichtigen Covid 19-Spezialreinigungen, bis hin zum Gartenunterhalt oder dem heuer stark nachgefragten Winterdienst. Wohnimmobilien sind unsere Passion und wir betrachten Liegenschaften ganzheitlich – von der Entwicklung über den Bau bis hin zum Unterhalt und der Weiterentwicklung.

Trotz Coronakrise vermeldeten Sie ein gutes Resultat für das Jahr 2020. Was heisst das In Zahlen, welche Ziele haben Sie für das laufende Jahr?

Dank der Fokussierung auf das krisensichere Segment „bezahlbares Wohnen“ konnten wir selbst im vergangenen Jahr dynamisch wachsen und unser Immobilienportfolio weiter ausbauen. So werden wir im Raum Zürich in den nächsten zwei Jahren 200 Wohnungen realisieren.

«Dank der Fokussierung auf das krisensichere Segment „bezahlbares Wohnen“ konnten wir selbst im vergangenen Jahr dynamisch wachsen und unser Immobilienportfolio weiter ausbauen.»

Dabei ist unsere Geschäftspolitik sehr konservativ: Wir achten immer auf eine hohe Eigenkapitalquote. Mieteinnahmen aus unserem Immobilienbestand sichern uns einen stetigen Cashflow, der uns eine umfangreiche freiwillige Amortisation von Hypotheken sowie Reinvestitionen ermöglicht. Die DHG Holding AG ist mit einer ausgezeichneten Bonität sehr solide und zukunftssicher aufgestellt.

Ihr Ziel ist es, “bezahlbaren Wohnraum” zu schaffen. Wie kann das zum Beispiel im überhitzten Markt des Grossraums Zürich gelingen?

Obwohl Zürich zu den teuersten Metropolen der Welt zählt, bleibt die Stadt aufgrund der hohen Standort- und Lebensqualität sowie der attraktiven Löhne ein Magnet für die Menschen im In- und Ausland. Angesichts der anhaltend hohen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum sind wir laufend auf der Suche nach den „Perlen“, auf die wir dank langjähriger Marktpräsenz und -erfahrung auch immer wieder stossen.

Neben dem eigenen „Scouting“ erhalten wir auch Unterstützung von unserem über die vielen Jahre aufgebauten Netzwerk an Geschäftspartnern im Bau- und Immobiliensektor. Bei interessanten Opportunitäten können wir aufgrund kurzer Entscheidungswege schnell zugreifen. Als Generalunternehmer haben wir zudem die Kosten im Griff und schaffen durch Sanierung oder einer Aufstockung einen Mehrwert für die Immobilie. Dank dieser Faktoren können wir unserem Leistungsversprechen des bezahlbaren Wohnens auch in diesem kompetitiven Marktumfeld gerecht werden.

Die Pandemie hat unter anderem dazu geführt, dass durch Home-Office der Raumbedarf eher noch zunehmen dürfte. Was heisst das für den Immobilienmarkt, welche prägenden Entwicklungen sehen Sie hier in nächster Zukunft?

Die Pandemie und die damit gestiegene Verweildauer in den eigenen vier Wänden haben die Wichtigkeit von Wohnimmobilien akzentuiert. Mit dem Revival des Cocooning – also dem Rückzug in die engste Privatsphäre – steigen auch die Investitionen in Wohnräume. Nach dem Motto „My home is my office“ wird in 2021 für über 2 Millionen Menschen in der Schweiz das Zuhause gleichzeitig ihre Arbeitsstätte sein. Dabei ist auch wegen der räumlichen Unabhängigkeit vom Unternehmenssitz ein Trend zum Wohnen auf dem Land beziehungsweise in der Peripherie der Städte zu beobachten.

«Nach dem Motto „My home is my office“ wird in 2021 für über 2 Millionen Menschen in der Schweiz das Zuhause gleichzeitig ihre Arbeitsstätte sein.»

Wenn Wohnräume quasi zu Satelliten der Unternehmen werden, hat dies Auswirkungen auf die Aufteilung von Wohnräumen und deren Gestaltung hinsichtlich Funktionalität und Vereinbarkeit von privater und beruflicher Nutzung. Hier sehe ich noch grosse Entwicklungspotenziale.

Ihr Vater hat das Unternehmen gegründet und ist selbst noch sehr aktiv involviert, während Sie als Vertreter der nächsten Generation in die Verantwortung eingebunden werden. Wie gut klappt es mit der langsamen Übergabe von mehr Verantwortung, wo sehen Sie Vor- und Nachteile des “Familienmodells”?

Zum Glück ist mein Vater, der unlängst 50 Jahre geworden ist, wie eh und je tagtäglich unverändert aktiv in unser Geschäft involviert und das wird hoffentlich noch lange so bleiben. Wir ergänzen uns prächtig und es fühlt sich mehr als eine Teamarbeit an als eine Nachfolgeregelung mit einer Stabübergabe zu einem bestimmten Zeitpunkt. Neben mir sind auch meine drei Schwestern im Unternehmen tätig, was den Familiencharakter nachhaltig prägt.

Doch die Familienzugehörigkeit verschafft uns keine Privilegien – wie alle anderen Beschäftigten haben wir Geschwister anzupacken, uns jeden Tag zu beweisen und uns weiterzuentwickeln. Dieses Umfeld erlaubt mir, einerseits die Geschichte des Familienunternehmens mit seinen Werten fortzusetzen und andererseits meinen persönlichen Führungs- und Managementstil zu entwickeln.

Aber auch Talente, die von aussen zu uns stossen, schätzen die familiäre Atmosphäre in Verbindung mit einer hohen Leistungsbereitschaft. Ein Beispiel dafür ist unser CFO Marco Versamento, der hervorragend in das Management-Team integriert ist und die Entwicklungschancen im Unternehmen sehr schätzt. Wir bieten ein sehr angenehmes Arbeitsumfeld, schenken den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unser Vertrauen und bieten ihnen eine langfristige Perspektive. Wir pflegen einen offenen Umgang miteinander und geben politischen Spielchen keinen Raum.

Bei den Themen Nachhaltigkeit und Umweltaspekte ist gerade die Baubranche gefordert, da die aktuellen Bauten den Energiebedarf und ökologischen Fussabdruck über Jahre im wahrsten Sinn des Wortes zementieren werden. Welchen Stellenwert haben diese Aspekte bei der DHG Holding, welche konkreten Massnahmen werden umgesetzt, um das Bauen möglichst umweltschonend zu gestalten?

Beim Bau wie bei der Sanierung setzen wir über unsere gesamte Wertschöpfung auf Nachhaltigkeit – von der Auswahl der Baumaterialien über deren Recycling, dem Einsatz von erneuerbaren Energien wie umweltschonende Wärmepumpen bis hin zu ökologischen Mitteln bei der Reinigung im Bereich Facility Services.

«Gerade in gezielten Sanierungsmassnahmen, wie beim Dämmen oder einer Heizungssanierung, liegen enorme Potenziale für nachhaltiges Bauen.»

Die Potenziale sind riesig: So lassen sich mit einer umweltfreundlichen Wärmepumpe, für die es teilweise auch staatliche Fördermittel gibt, viel Energie und CO2 sparen. Gerade in gezielten Sanierungsmassnahmen, wie beim Dämmen oder einer Heizungssanierung, liegen enorme Potenziale für nachhaltiges Bauen, zu dem Bauunternehmungen wie auch Eigentümer einen wichtigen Beitrag leisten können.  

Der Bausektor bietet ein breites Anwendungsgebiet für technologische Neuerungen wie Building Information Modeling, digitale Zwillinge, Smart Living oder neue Materialien. Welche Innovationen werden Ihrer Meinung nach den grössten Einfluss auf Ihre Arbeit in der Zukunft haben?

Diese Neuerungen haben in der Tat das Potenzial, die Bau- und Immobilienbranche dynamisch zu verändern. Gerade bei grossen Immobilienkomplexen ist ein starker Einsatz von Internet of Things zu erwarten – also eine digitale Einflussnahme auf das Gebäude durch Immobiliennutzer oder -eigentümer oder gar eine komplette Steuerung des Gebäudes durch sich selbst. Das setzt eine Vielzahl an Sensoren an bisher isolierten Gebäudeelementen wie Bauteile oder Anlagen voraus, die dann miteinander intelligent vernetzt sind. Hier stehen wir wohl erst in den Anfängen.

Für unsere Geschäftsfelder Bau und Sanierung sehe ich die grössten Potenziale in der realitätsgetreuen Planung und Konzeption von Liegenschaften wie auch bei der Untersuchung von Böden und Liegenschaften hinsichtlich Altlasten oder Dekontaminationen. Hier arbeiten wir mit Partnerunternehmen zusammen, die auf dem aktuellen technologischen Stand sind.

Welche Projekte binden aktuell die meisten Ihrer Ressourcen?

Meine prioritäre Aufgabe liegt in der strategischen Weiterentwicklung unseres Unternehmens auf der Basis unserer Fokussierung auf das Marktsegment „bezahlbares Wohnen“. Dabei gilt es genau zu analysieren, welche Leistungen wir zukünftig als Unternehmensgruppe selbst und welche Teile wir in Kooperationen mit ausgesuchten spezialisierten Partnerunternehmen realisieren.

Wir wollen unser ungebrochen dynamisches Wachstum auf eine solide und nachhaltig erfolgreiche Basis stellen. Dazu gehört auch die Rekrutierung von engagierten und spezialisierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr haben wir die Unternehmenskommunikation intensiviert. Es ist uns ein Anliegen, unsere Stakeholder mittels unterschiedlicher Kommunikationskanäle über die Entwicklungen in unserem Unternehmen informiert zu halten.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen die aus?

„Gesundheit ist das wichtigste Gut“ – diese Weisheit hat sich in der Corona-Pandemie einmal mehr bewahrheitet. Ich wünsche den Menschen in der Schweiz und weltweit vor allem Gesundheit und dass wir uns bald aus dem Griff der Pandemie befreien können. Eng verbunden damit ist mein Wunsch auf eine zügige wirtschaftliche Erholung, damit die vielen existenzbedrohten Unternehmen wieder optimistisch nach vorn schauen können.


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