Mit NATO in den Nahtod?

Sahra Wagenknecht (links) und Ralph Niemeyer bei ihrer Hochzeit am 5. Mai 1997. Das Datum war pathetisch gewählt, denn am 5. Mai hatte auch der bedeutende Publizist Karl Marx Geburtstag.

Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht lachend im Podcast, während sie ihr Friedensmanifest präsentieren… Wagenknecht und Schwarzer händchenhaltend «Imagine» von John Lennon mitsingend auf ihrer Friedensdemo… Und dann die Krönung: Ich sehe, wie der Ex-Beatle im Himmel auf einer Wolke einen Joint raucht und zu George sagt: «Ich fass’ es nicht!».

von Robert Jakob

Geprägt ist der Aktivismus der beiden Frauen weder von Logik oder gar Empathie, sondern von dem eisernen Willen zur Selbstdarstellung. Der Kabarettist Christian Ehring sagt zum «Manifest für Frieden» von Alice und Sahra:

«Darin fordern sie den Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine und sofortige Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland. Einige haben schon unterschrieben. Ich glaube, Wladimir Putin war der erste.» Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen.

Eskalation wegen Waffenlieferungen an die Ukraine? Wo ist da die Ethik? Selbst der ewig besserwissende Philosoph Richard David Precht gesteht der Ukraine mittlerweile das selbstverständliche Recht auf Selbstverteidigung zu und will von seinem «Vernunftappell zur Waffenniederlegung» nichts mehr wissen.

Die Selbstgerechten
Wagenknecht, die als fünftes Rad am Wagen der «Linken» nun die eigene Partei für den Aufbau ihrer «Bewegung» verlassen wird, leistet gleichzeitig der Friedensbewegung den grösstmöglichen Bärendienst. Frieden herstellen, in dem man Frieden ruft und nichts tut, ist lächerlich. Sich ergeben für den Frieden, wenn man angegriffen wird, ist erniedrigend. Das ukrainische Volk wird Wagenknecht und Schwarzer den Gefallen nicht tun.

Wagenknechts wörtliches, schreiend geäussertes «Es geht auch nicht um hehre Werte in diesem Krieg, sondern um die NATO und den Umfang der amerikanischen Einflusszone», bezeugt ihre stalinistische Gesinnung. «Ami Go Home» stand denn auch auf so manchem Plakat der Friedensdemonstranten. Offenbar will Wagenknecht das neue Buch von Oskar Lafontaine mit ähnlichem Titel pushen.

Im Gegensatz zu Richard David Precht hat Wagenknecht jedweden ethischen Instinkt verloren: Demagogie und Verdrehung von Tatsachen sind an der Tagesordnung. Ja selbst Prechts Namensvetter Bertolt Brecht würde sich im Grabe rumdrehen. Da fühlt man sich bei Sahra an alte Agitprop-Tage erinnert, mit den passend von ihr und ihrem jetzigen Ehemann bemühten ganz persönlichen Feindbildern (https://www.moneycab.com/dossiers/robert-jakobs-wirtschaftslupe-lob-der-annalena/).

Wer die deutsche Bundesregierung als dümmste Europas bezeichnet – selbst aber keinerlei politischen Leistungsausweis vorweisen kann – ist schlicht und ergreifend anmassend. Sahra Wagenknecht begründet die Dummheit kurioserweise ökonomisch. Dabei hat die Bundesregierung trotz gewaltiger wirtschaftlicher Kosten die Demokratie und die Menschlichkeit unterstützt. Darauf kommt es an. Die Atomkriegsangst zu bedienen, nützt nur Putin. Das hat auch der bekannteste deutsche Kabarettist Dieter Nuhr, Mitunterzeichner des im April 2022 von Schwarzer an Olaf Scholz geschickten «offenen Briefes» für eine Kapitulation der Ukraine, eingesehen.

Komiker ziehen Schwarzknecht durch den Kakao und sammeln Geld für Panzer
Sowohl Wagenknecht als auch Schwarzer fühlen sich, nachdem sie mittlerweile von vielen prominenten Satirikern durch den Kakao gezogen wurden, «verfolgt». Das erinnert stark an Old Donald Trump, der gegen alles und jeden das Maul schrägstellt und wütet, aber dann sich selbst als Opfer sieht. Demut wäre hingegen angebracht. All diese Politpopanzen fallen in die vom grossen österreichischen Ökonomen und Sozialphilosophen Friedrich August von Hayek scharf kritisierte Kategorie der „Sozialingenieure“, die sich mit viel Halbwissen eine Gesellschaft auf dem Reissbrett frei nach ihren vom Staat grosszügig mit Diäten oder Gehältern alimentierten Allmachtsphantasien ausdenken. Der ukrainische Komiker Serhiy Prytula sammelt derweil Spenden für die Armee. Er konnte damit 101 Panzer kaufen. Die Ukrainer geben für ihre Freiheit und den Schutz ihrer Frauen und Kinder offenbar alles.

Selbst wenn Schwarzers Leistungsausweis für die Sache der Frauen historisch beachtlich ist – und hier schlägt sie Wagenknecht um Lichtjahre – so wurden ihre Thesen in den letzten Jahren zunehmend rechtspopulistisch. So sieht es zumindest die linke Tageszeitung taz, obwohl sie einst entscheidend auf ihrer Seite stand. Hinzu kommt bei Wagenknecht der immer gleiche langweilige Gestus und Habitus Rosa Luxemburgs, der von einer ungnädigen Welt zu Unrecht geschundenen Lichtgestalt, als ob sie Märtyrer der guten Sache wäre.

Dabei sind sie und ihr neuer Mann Oskar Lafontaine nur clevere Unternehmer in eigener Sache (https://www.tagesspiegel.de/politik/vortrage-bei-vermogensverwaltern-sahra-wagenknechts-lukratives-geschaft-mit-den-superreichen-9542540.html), die billig Feindbilder bedienen. Sie nimmt dabei besonders gerne das üppig fliessende Geld von kapitalistischen bis neoliberalen Organisationen, wie der Tagesspiegel genüsslich bis ins Detail recherchiert hat (siehe Link). Wenn Wagenknecht von Champagner-Linken schwafelt, soll sie lieber in den Spiegel schauen. Wie man mir aus verlässlicher Quelle gesteckt hat, soll Wagenknechts Exehemann Ralph T. Niemeyer, der bereits vor einem halben Jahr als Vertreter seiner «deutschen Exilregierung» mit dem russischen Aussenminister Lawrow über frisches Erdgas für Deutschland verhandelt hat, nun den gordischen Knoten vor Ort lösen. Das hat mir der ausgewiesene Promi- und Adelsexperte R. Vicomte de Fonteaubert erzählt.


Buchtipp: «Wir hatten doch genug Platz»
Demut statt Besserwisserei, Aufstehen und Kämpfen sowie Handeln statt Reden – das ist das Credo des ehemaligen Schweizer Verdingbubs John Burkart. Eine Autobiograhie, die beweist, dass man ohne Selbstverliebtheit ein abenteuerliches und erfülltes Leben führen und dabei noch grosse Leistungen für die Armen und Schwachen erbringen kann. Erschienen im Landtwing Verlag ISBN 978-3-03808-027-5, 135 Seiten, CHF 14.50, www.landtwingverlag.ch

Exit mobile version