Mittlerer Osten: «Mittelfristig überwiegen die Chancen»

Mittlerer Osten: «Mittelfristig überwiegen die Chancen»

Haissam Arabi, CEO Gulfmena Alternative Investments, DIFC.

Dubai – Chancen und Risiken an den Märkten in Mittelost: Fünf Fragen an Haissam Arabi, CEO Gulfmena Alternative Investments.

von Gérard Al-Fil

Herr Arabi, die Achterbahnfahrt der letzten Wochen an Arabiens Börsen verunsichert die Anleger, der Bürgerkrieg in Libyen und die Protestwelle am Golf sind noch nicht beendet. Grund, Kapital aus der Region abzuziehen?
Politische und gesellschaftliche Umbrüche stellen immer auch Gelegenheiten zum Investieren dar. Die Umwälzungen in Nordafrika und das Verlangen danach in einigen Golfstaaten beweist einmal mehr den Top-Down-Ansatz in der Region Mittelost und Nordafrika, im MENA. Eine stabile Politik und Währung stehen zu allererst, dann folgt die Makroökonomik und die Aktienauswahl. Zweitens wird die Region von Kleinanlegern dominiert und nicht wie in den entwickelten Ländern von den Institutionellen.

Was bedeutet dies für das Marktgeschehen?
Das bedeutet: die Märkte sind hier viel mehr von Emotionen getrieben, als bei Ihnen in Europa. Gerüchte und news von Al-Dschasira haben im Orient einen vergleihsweise starken Einfluss auf das Kursgeschehen. To-Down sah in den letzten Wochen alles schlecht aus. «Wird es soziale Unruhen auch in Saudiarabien geben?“ war seit dem Umsturz in Ägypten die bererrschende Frage. So wurde an den Märkten alles was billig aussah noch billiger, die Indizes, wie in Dubai, fielen auf Mehrjahrestiefs…

… um sich Anfang März wieder kräfitg zu erholen. Warum?
Weil mittel- und langfristig die Chancen überwiegen. Es werden jetzt überfällige Reformen verabschiedet, ob in Marokko, Algerien oder den arabischen Golfstaaten des GCC (Saudiarabien, Kuwait, Bahrain, Katar, Vereinigte Arabische Emirate (VAE) und Oman, d. Red.). Die Märkte mögen Veränderungen, die zu mehr sozialer Stabilität führen. Jetzt entsteht eine Dynamik, die von inländischen und internationalen Investoren immer wieder gefordert wurden, die zu mehr Marktfreiheit, mehr politischer Mitsprache und zu überfälligen Investitionen im sozialen Bereich führen.

Heisst das Motto in Ihrer Firma Gulfmena Alternative Investments also jetzt: «Nichts wie rein in die Märkte?» Sollen wir in diesen turbulenten Zeiten wirklich voll investiert sein?
Für den risikobewussten Anleger bieten sich einmalige Gelegenheiten, er sollte Positionen peu à peu aufbauen. Konservativen Investoren empfehlen wir, zuzuwarten bis mehr Klarheit über die politischen Veränderungen in den Staaten herrscht, die von Unruhen heimgesucht werden.

Sehen Sie nicht die Gefahr einer Eskalation in Libyen?
Natürlich sind kurzfristig Rückschläge möglich. Die Kursbarometer haben in der zweiten Handelswoche im März aber auch zwischen sieben Prozent (Dubai) und 14 Prozent (Riad) zugelegt, obwohl zu dieser Zeit die Situation in Libyen noch lange nicht entschärft war.

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