Mithilfe von Erbgut aus seinem Grab haben Forschende das Gesicht eines chinesischen Herrschers aus dem 6. Jahrhundert nachgebildet. Sie fanden auch Hinweise auf seine mögliche Todesursache.
Braune Augen, schwarze Haare und ein eher dunkler Teint: Eine chinesische Forschungsgruppe hat das Gesicht des chinesischen Kaisers Wu aus dem 6. Jahrhundert rekonstruiert. Wie die Wissenschaftler im Fachblatt «Current Biology» berichten, nutzten sie dafür DNA-Spuren aus seinem Grab. Sie helfen auch, das Rätsel um seinen frühen Tod zu lösen.
Kaiser Wu (543-578) war ein einflussreicher Herrscher der sogenannten Nördlichen Zhou-Dynastie. Er stellte unter anderem das Militär neu auf und vereinte den nördlichen Teil des alten Chinas, nachdem seine Truppen im Jahr 577 eine rivalisierende Dynastie zerstört hatten.
Wu hiess eigentlich Yuwen Yong und gehörte ethnisch zu den Xianbei. Diese alte Nomadengruppe lebte in der heutigen Mongolei und im nördlichen und nordöstlichen China. «Einige Gelehrte sagten, die Xianbei hätten ein ‹exotisches› Aussehen gehabt, wie zum Beispiel einen dichten Bart, einen hohen Nasenrücken und gelbes Haar», sagt Studienautor Shaoqing Wen von der Fudan-Universität in Shanghai in einer Mitteilung. «Unsere Analyse zeigt, dass Kaiser Wu typische ost- oder nordostasiatische Gesichtszüge hatte.»
Die Analyse ermöglichten Funde aus dem Grab des Herrschers im Nordwesten Chinas. Darin fanden Archäologen seine Knochen, darunter den fast vollständig erhaltenen Schädel. Aus den Überresten des Erbguts gewannen sie Informationen über die Haut- und Haarfarbe von Kaiser Wu und rekonstruierten zusammen mit dem Schädel sein Gesicht dreidimensional. Das Ergebnis zeigt, dass seine Gesichtszüge denen heutiger Menschen aus Nord- und Ostasien ähnelten.