Zürich – Der Handelsstreit zwischen den USA und China belastet die Weltwirtschaft und hat auch Einfluss auf die Schweizer Konjunkturentwicklung. Sowohl die US-Notenbank (Fed) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) könnten im Juli bereits eine Zinssenkung vornehmen. Allein durch die Ankündigung dieser Möglichkeit verloren die Swap-Sätze im vergangenen Monat bis zu zehn Basispunkte.
Makroökonomische Lage
Waffenstillstand zwischen den USA und China
Die Entwicklung der Weltwirtschaft ist fortschreitend Besorgnis erregend. Vor allem die negativen Auswirkungen des Handelskonflikts zwischen den USA und China zeigen sich nun in rückläufigen Handelsvolumen. Viele US-Firmen, die Produktionsteile aus China beziehen, glauben nicht mehr an eine nachhaltig verbesserte Situation. Exemplarisch zeigt sich dies daran, dass laut einer Umfrage bereits über ein Viertel eine Verlagerung der Lieferkette in andere Länder entschieden hat oder zumindest ein solches Vorgehen prüft. Das bilaterale Gespräch zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Staatsoberhaupt Xi Jinping am Rande des G-20-Treffen von Ende Juni bedeutet zwar ein Schritt in die richtige Richtung und bildet Boden für weitere Verhandlungen, eine finale Einigung im Handelsstreit ist jedoch weit entfernt.
Nationalbanken kündigen Zinssenkungen an
Aufgrund der fortschreitenden Eintrübung der Weltkonjunktur und des internationalen Handelsstreits hat nicht nur der Fed-Chef Jerome Powell, sondern auch der EZB-Präsident Mario Draghi im Juni die Bereitschaft signalisiert, jede geldpolitische Möglichkeit auszuschöpfen, um die aufkommenden Rezessionsängste einzudämmen. Damit entflammten Spekulationen über eine mögliche Leitzinssenkung in den USA und in Europa. Das Fed behielt im Juni den Leitzins zwar noch in der Spanne von 2.25 bis 2.5 Prozent. An den Märkten wird jedoch bereits für Ende Juli mit einer Zinssenkung gerechnet. Und auch in Europa könnte es in den nächsten Monaten zu einem Zinsschritt nach unten kommen: Mario Draghi kündigte an, Massnahmen umzusetzen, sollte sich die Situation für die Eurozone nicht verbessern.
Entwicklung der Zinssätze
Kreditabsicherungskosten (Swap) erneut gesunken
Die Ankündigung einer möglichen Leitzinssenkung in Europa reichte, um die Erwartungen der Marktteilnehmer auch in der Schweiz entsprechend zu beeinflussen. Die Swap-Sätze in Schweizer Franken sind in der Folge stark gesunken. Der zehnjährige Swap-Satz erreichte am 25. Juni einen neuen Dreijahres-Tiefpunkt und lag bei – 0.22 Prozent, was einem Rückgang gegenüber Ende Mai von zehn Basispunkten entspricht. Aber auch die kurzfristigeren Laufzeiten verloren an Terrain: Der fünfjährige Swap liegt im Monatsvergleich acht Basispunkte tiefer bei -0.63 Prozent, der zweijährige Swap bei -0.79 Prozent (- 8 Basispunkte).
Durchschnittliche Richtsätze brechen jeden Monat Negativrekorde
Die Richtsätze, also die durchschnittlich publizierten Sätze unserer über 100 Partner, sind gegenüber den Swap-Sätzen im Juni leicht weniger gesunken. Trotzdem brechen sie Monat für Monat Rekorde: Lagen die zehnjährigen Richtsätze letzten Monat mit 1.25 Prozent auf einem Allzeittief, wurde dieser Wert im Juni mit 1.18 Prozent (- 7 Basispunkte) nochmals klar unterboten. Auch die kurzfristigen Richtsätze sind gegenüber dem Vormonat gesunken.
Weitere Ausdehnung der Marge und der Bandbreiten
Die Finanzierungspartner haben im Juni ihre Hypothekarmarge leicht ausgedehnt, da sie nicht den ganzen Rückgang der Swap-Sätze an die Kunden weitergegeben haben. Und auch die Bandbreiten zwischen dem teuersten und dem günstigsten Anbieter vergrösserten sich: Während der teuerste Anbieter seine Konditionen auf Niveau des Vormonats beliess, hat der günstigste Anbieter seine Konditionen gesenkt. Eine zehnjährige Festhypothek kann daher mit guter Bonität bei 0.72 Prozent abgeschlossen werden (- 6 Basispunkte), eine fünfjährige bei 0.48 Prozent (- 7 Basispunkte).
Prognose: Hypothekarzinsen bleiben noch mehrere Jahre tief
Weitere Zinssenkungen zu erwarten
Sollten das Fed und die EZB ihre Leitzinsen tatsächlich senken, setzt dies auch die SNB stark unter Druck. Am Gängelband der EZB wird die SNB vermutlich kaum eine Möglichkeit haben, sich diesem Strudel zu entziehen. Ansonsten drohte eine weitere Aufwertung des Schweizer Frankens, der gegenüber dem Euro bereits teuer bewertet ist. Aber auch wenn keine weitere Zinssenkung in der Schweiz bevorsteht: Die Swap-Sätze, allen voran die langfristigen, können aufgrund der weltweit rückläufigen Konjunkturprognosen gut und gerne noch 20 bis 30 Basispunkte sinken. Ob das die Richtsätze, also die durchschnittlichen Hypothekarzinsen der MoneyPark-Partner, im gleichen Masse betrifft, bleibt jedoch zu bezweifeln. Viel eher erwarten wir eine Verengung der Bandbreiten: Während die günstigsten Anbieter auf ihrem bereits tiefen Niveau verbleiben (und somit ihre Marge ausdehnen), könnten die teuersten Anbieter Zinssenkungen vornehmen. Dadurch verschiebt sich der durchschnittliche Richtsatz nach unten und die Bandbreite wird enger. Dies gilt für langfristige Hypothekarzinsen mehr als für kurzfristige, bei denen mit den heute bereits sehr tiefen Sätzen bald der Boden erreicht sein dürfte. Durch diese Entwicklung flacht die Zinskurve noch mehr ab. Bereits heute offerieren Institute zehnjährige Hypothekarzinsen, die nur unwesentlich über den zweijährigen Sätzen liegen.
Grössere anbieterspezifische Unterschiede
Die aussergewöhnliche Negativzinssituation wird sich daher in den nächsten Monaten noch akzentuieren. Mehr denn je ist die Entwicklung der Hypothekarzinssätze abhängig von der Konditionsgestaltung der einzelnen Finanzierungsinstitute. Dabei werden sich die Unterschiede zwischen den Anbietergruppen, vor allem aufgrund ihrer unterschiedlichen Voraussetzungen in Bezug auf Kosten und Rendite, verstärkt zeigen (siehe auch unser Blog-Beitrag «Die Unterschiede der Anbietergruppen im Hypothekarmarkt»).
Unsere Prognose per Ende 2019 passen wir aufgrund der aktuellen Entwicklungen wie folgt an: Senkung des Zinsbandes für zehn Jahre um 45 Basispunkte auf 1.02 bis 1.22 Prozent, für fünf Jahre um 25 Basispunkte auf 0.85 bis ein Prozent und für zwei Jahre um 17 Basispunkte auf 0.83 bis 0.98 Prozent.
Empfehlung
Wer jetzt eine Hypothek abschliessen möchte oder eine bald fällige Hypothekartranche hat, erwischt einen guten Zeitpunkt zum Abschluss. Nie waren die Zinsen tiefer und die Zinskurve flacher. Das bedeutet, dass die langfristigen Hypothekarzinsen nur marginal über den kurzfristigen Sätzen liegen. Der Abschluss einer langjährigen Festhypothek lohnt sich daher gleich doppelt. Die Hypothekarzinsen können zwar, getrieben von weltwirtschaftlichen Entwicklungen, kurzfristig 10 bis 20 Basispunkte nach oben oder unten ausschlagen. Wer taktische Hypothekarabschlüsse vornehmen will, ist daher gut beraten, die Hypothekarzinsen zurzeit täglich zu beobachten.
Sparpotenzial