MoneyPark Einschätzung Hypothekarzinsen: Strohfeuer oder anhaltender Zinsanstieg?

Zinsen

(Foto: Fotolia/Eisenhans)

Makroökonomische Lage
Welthandel erreicht Vorkrisenniveau, darbender Tourismus
Laut den neusten Echtzeitdaten hat sich der weltweite Güterhandel auf Vorkrisenniveau stabilisiert. Dies zeigen Messungen zu Schiffsfrachten für Ausfuhren aus Asien, den USA und den Euro-Ländern, welche über 90 Prozent ausmachen. Dagegen hat die Flugindustrie im Januar 2021 einen neuerlichen Dämpfer erlitten. Viele Staaten haben weitere Reiserestriktionen erlassen, um sich vor den Virusmutationen zu schützen. Das lässt die Flugbewegungen weiter abnehmen. Zudem haben die Lockdowns in den vergangenen Wochen in Europa wie erwartet zu einer erneuten BIP-Lücke von rund 5 bis 10 Prozent geführt.

Schweiz: Bisher nur leichte Konjunktureinbussen
Aufgrund des Shutdowns per 18. Januar 2021 liegen die Konsumausgaben derzeit rund 20 Prozent unter dem Vorausjahresniveau in der Schweiz. Die Umsätze des Non-Food-Detailhandels sind gegenüber Anfang Jahr um ungefähr 60 Prozent eingebrochen. Aufgrund dessen, dass der Alltagskonsum rund ein Fünftel des Schweizer Bruttoinlandproduktes ausmacht, müsste sich die Gesamtwirtschaft rein rechnerisch um 4 Prozent abschwächen. Echtzeitdaten zeigen bisher aber einen Rückgang von lediglich rund 2 Prozent. Dies deutet weiterhin darauf hin, dass die Schweizer Wirtschaft insgesamt recht glimpflich durch den zweiten Shutdown kommen könnte. Entscheidend in Bezug auf die wirtschaftlichen Konsequenzen wird nun sein, wie rasch die schrittweisen Öffnungen kommen und insbesondere, welche Auswirkungen die Zunahme der Mobilität auf die Neuansteckungszahlen hat. Dabei ist auch der Impffortschritt von zentraler Bedeutung.

Starker Zinsanstieg an den Kapitalmärkten
Derzeit gehen die Marktteilnehmer in den USA davon aus, dass die massiven Konjunkturstützungspakete die Konjunkturlücke überkompensieren und damit eine Hyperinflation bringen. Aufgrund dieser Ängste sind die Zinsen in den USA kürzlich stark angestiegen, was auch auf Europa und die Schweiz übergeschwappt ist. In den letzten drei Wochen sind die Langfristzinsen des Kapitalmarktes um rund 30 Basispunkte in die Höhe geschnellt, obwohl die Schweizer Nationalbank (SNB) in den nächsten zwei Jahren kaum Inflation in der Schweiz prognostiziert. Aktuell wird erwartet, dass sich die Langfristzinsen auf dem derzeitigen Niveau stabilisieren und nicht nachhaltig weiter steigen.

Entwicklung der Zinssätze
Starker Anstieg der Hypothekarzinsen
Die Richtsätze, die durchschnittlichen Hypothekarsätze von 150 Banken, Versicherungen und Pensionskassen, sind aufgrund von Inflationsängsten in den USA im Februar stark angestiegen. Die 10-jährige Laufzeit erreichte damit wieder das Niveau vom März 2020 kurz nach dem Ausbruch der Coronakrise. Einen weniger starken Anstieg erlebten die 5-jährigen Laufzeiten; der Richtsatz stieg lediglich um sechs Basispunkte.

Bandbreite bleibt gross
Die Bandbreite zwischen dem Richtsatz und dem Top-Satz, dem bestverhandelten Satz von MoneyPark, bleibt weiterhin gross. Trotz steigender Kapitalmarktzinsen kämpfen die Hypothekaranbieter um den Zuschlag der Kunden und nehmen dafür eine im Vergleich zum Vormonat kleinere Marge in Kauf. Dies vor allem bei den kurz- und mittelfristigen Laufzeiten. Während der Richtsatz der 5-jährigen Festhypothek um sechs Basispunkte stieg, sank der Top-Satz sogar um drei Basispunkte.

10-jähriger Swap wieder positiv
Die Kapitalmarktzinsen sind im Vergleich zu den Hypothekarzinsen viel stärker angestiegen. Der 10-jährige Swap erhöhte sich im Februar um 23 Basispunkte und erreichte am 25. Februar die Null-Prozent-Grenze. Somit ist er das erste Mal seit Mai 2019 wieder positiv. Marktbeobachter gehen jedoch davon aus, dass damit der Peak erreicht wurde und sich die Zinsen nun wieder stabilisieren. Dass die Hypothekarzinsen nicht im selben Masse angestiegen sind, beweist den weiterhin herrschenden Konkurrenzkampf unter den Hypothekaranbietern.

Zinsprognose
Überreaktion an den Märkten legt sich rasch
Die Inflationsängste in den USA und die dadurch ausgelösten Zinsanstiege rund um den Globus kamen heftig und unerwartet. Die hysterische Reaktion einiger Marktteilnehmer hat viele Ökonomen überrascht und dürfte eher ein Strohfeuer sein, als einen fundamentalen Kurswechsel an der Zinsfront einläuten. Dafür sprechen mehrere Gründe: Erstens sind Europa und die Schweiz von einer hohen Inflation derzeit weit entfernt. Zweitens werden die Währungshüter vor dem Hintergrund der riesigen Schuldenberge nur Zinserhöhungen beschliessen, wenn die Preisstabilität stark gefährdet ist. Und drittens steht der Konjunkturaufschwung weiterhin auf schwachen Beinen bzw. ist dieser mit vielen Fragezeichen behaftet.

Weiterer Zinsanstieg wird gestoppt
MoneyPark geht davon aus, dass der Zinsanstieg nur temporär war und sich die Hypothekarzinssätze auf dem aktuellen Niveau, also leicht höher als 2020, wieder einpendeln. Wir sehen weiterhin deutliche Anzeichen, dass sich der Wettbewerb unter den Anbietern zusätzlich verstärken wird. Einige alternative Kapitalgeber wie Pensionskassen und Anlagestiftungen investieren neu in Hypotheken oder planen ihre Bestände in den nächsten Monaten aufzustocken – wovon sie aufgrund einer kurzfristigen Zinseskapade nicht absehen werden. Diese Situation dürfte gerade bei problemlosen Hypothekarfinanzierungen dafür sorgen, dass ein weiterer Zinsanstieg ausbleibt.

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