Nach dem Elektrofahrzeug-Hype ist vor dem Hybrid

Nach dem Elektrofahrzeug-Hype ist vor dem Hybrid

Hat das Elektroauto bereits ausgedient, bevor es im Markt richtig Fuss fassen konnte?

Düsseldorf/Wien/Zürich – Knapp 60 Prozent aller Neufahrzeuge in Europa – also mehr als neun Millionen Fahrzeuge – werden bis 2025 mit einem elektrifizierten Antrieb ausgestattet sein. Der Anteil reiner Elektrofahrzeuge bleibt mit 12 Prozent auf Nischen beschränkt. Hybridantriebe dagegen bewegen in 2025 fast die Hälfte aller europäischen Neufahrzeuge. Das geht aus der aktuellen Studie „Antrieb 2025“ der Unternehmensberatung A.T. Kearney hervor. Insbesondere Plug-in Hybride, also Hybride mit großer Batterie, die am Stromnetz aufgeladen werden können, treiben bis 2025 fast jedes vierte Neufahrzeug an. Die deutsche Automobilindustrie ist auf diesen Wandel gut vorbereitet und wird profitieren.

Auch wenn sie heute noch kaum zu sehen sind: Hybride rücken zukünftig mehr und mehr in den Vordergrund. Dies ist das Ergebnis der aktuellen A.T. Kearney-Studie „Antrieb 2025“. „Hybride werden in allen Segmenten sowohl bei Benzinern als auch beim Diesel an Bedeutung gewinnen“, so Dr. Götz Klink, Leiter der Automotive Practice von A.T. Kearney. Der große Trend geht dabei zu Plug-in Hybriden. „Plug-in Hybride sind zukünftig bezahlbar, verbrauchen sehr wenig und lösen das Hybridversprechen von elektrischem Fahren spürbar ein. Wir rechnen im mittleren Szenario unserer Studie in Eu-ropa mit mehr als 20 Prozent Anteil von Plug-in Hybriden in 2025“, so Stephan Krubasik, Principal bei A.T. Kearney und Studienautor. „Mildhybride haben sogar die Chance sich in einigen Segmenten als Standardausstattung durchzusetzen“, so Krubasik weiter.

Gesetzgebung zeigt in Richtung Elektrifizierung
Die Rahmenbedingungen für zukünftige PKW-Antriebe stehen vor einem gewaltigen Wandel. Sollten die aktuellen EU-Pläne einer durchschnittlichen CO2-Emission von 75g/km Wirklichkeit werden, erfordert das einen Quanten-sprung im Verbrauch. „Bei der aktuell diskutierten Verteilungsfunktion dürften Oberklassefahrzeug wie Mercedes E-Klasse, BMW 5er oder Audi A6 nur noch etwa 4 Liter auf 100km verbrauchen – das ist nur mit Hybriden zu schaffen“, so Klink. Die Hersteller werden dabei erheblich in die Pflicht genommen: 95 Euro Strafzahlung je Gramm CO2 über dem zulässigen Grenzwert sind eine starke Motivation zur Erreichung der Ziele. Wenn darüber hinaus die Innenstädte von einigen großen Metropolen nur noch elektrisch zu befahren sind, beschleunigt dies den Elektrifizierungstrend noch mehr.

Unterschiedliche Antriebe je Segment
Kunden haben ganz unterschiedliche Kaufkriterien je Segment und wählen damit auch unterschiedliche Antriebe. Bei Kleinwagen zählt vor allem der Anschaffungspreis. Hier werden zukünftig kleine Ottomotoren dominieren – teilweise ergänzt um einen Mildhybrid als Verbrauchsmaßnahme. Über die verschiedenen Segmente hinweg gewinnen Hybride immer mehr an Bedeu-tung und nehmen an Leistung zu. In der Oberklasse schließlich werden Plug-in Hybride dominieren. „Für Oberklassekunden ist der Plug-in Hybrid der ideale Antrieb: Hoher Komfort, tolle Performance, günstiger Verbrauch und Öko-Image“, so Krubasik „Wir rechnen in diesem Segment bis 2025 mit Plug-in Anteilen von über 70 Prozent“, ergänzt Krubasik. Bis sich der Wandel in der Antriebslandschaft deutlich bemerkbar macht, wird allerdings noch einige Zeit vergehen: „Erst zwischen 2015 und 2020 werden sich elektrifizierte Antriebe spürbar durchsetzen“, so Krubasik.

Und was wird aus Elektrofahrzeugen und der Brennstoffzelle? „Elektrofahrzeuge haben in bestimmten Nischen gute Chancen. Aufgrund der hohen An-schaffungskosten beschränkt sich dies bis 2025 allerdings auf Lifestyle-Kunden und gewerbliche Nutzer. Wir rechnen mit etwa 12 Prozent Anteil an Neufahrzeugen in 2025“, so Krubasik. Die Brennstoffzelle wird vermutlich nicht vor 2030 breite Anwendung in PKWs finden. Sollte sich Wasserstoff jedoch als Speicherstoff für regenerativ erzeugte Energie durchsetzen, würde dies auch dem automobilen Einsatz von Brennstoffzellen einen Schub geben.

Die Deutsche Industrie gut aufgestellt
Bei elektrifizierten Antrieben denken viele zunächst an japanische und chinesische Hersteller – doch das stimmt nur zum Teil. Die Rahmenbedingungen für die deutsche Industrie, bei der Elektrifizierung führend zu werden, stehen gut: Starke Premium-Marken, innovative Zulieferer, eine scharfe Gesetz-gebung und zahlungskräftige Kunden. „Die Deutschen Hersteller und Zulieferer investieren sehr viel Geld in das Thema Elektrifizierung. Das wird sich finanziell erst in fünf bis zehn Jahren lohnen – technisch und strategisch allerdings sind wir hier gut aufgestellt“, so Klink. „Wesentlich ist jetzt, dass die Hersteller sich auch trauen, die Kunden aktiv für das Thema Hybrid zu gewinnen. Denn eines ist klar: Nur über Volumen entsteht Profitabilität für Hybridfahrzeuge“. Einen Nachteil gibt es in Deutschland jedoch nach wie vor auf der Förderungsseite. „Wenn Kunden von Hybrid- und Elektrofahrzeugen außer in Deutschland überall auf der Welt gefördert werden, wird das nicht ohne Folgen bleiben“, so Klink. Trotzdem sind die Autoren optimistisch: „Gut möglich, dass der Hersteller mit den meisten elektrifizierten Fahrzeugen in 2025 ein deutsches Unternehmen ist“, prognostiziert Klink. (A.T. Kearney/mc/ps)

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