Zürich – Globale Probleme wie Ressourcenknappheit, Klimawandel und Luftverschmutzung verleihen dem Thema Ressourceneffizienz besondere Bedeutung. Gesellschaft und Wirtschaft – vor allem in Schwellenländern – müssen ihre Prozesse auf einen verantwortungsbewussten Umgang mit Rohstoffen umstellen, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben.
Von Silvia Rudigier, Thematic Research Credit Suisse
In Zukunft werden der Wirtschaft weniger fossile Energieträger zur Verfügung stehen. Viele Unternehmen leiden unter dem Szenario steigender Rohstoffkosten. Es wird daher erwartet, dass Unternehmen, die ihre heutige Produktion auf einen verantwortungsbewussten Umgang mit Rohstoffen umstellen, in Zukunft einen Wettbewerbsvorteil auf dem Weltmarkt erzielen können.
Die Politik sieht sich ebenfalls zunehmend gezwungen, Emissions- und Abfallreduktion voranzutreiben und striktere Umweltgesetze für Unternehmen und Gesellschaft einzuführen. Beispiele hierfür sind Treibstoffeffizienzstandards für Fahrzeuge, die EU-Effizienzrichtlinie oder der 12. Fünfjahresplan Chinas. Zusätzlich zu diesen Richtlinien geben Politiker aus Schwellenländern nun Versprechen ab, die Energieemissionen der Unternehmen und der Haushalte noch weiter senken zu wollen. Diese Zusagen zur Emissionsreduktion sind unter anderem auf den steigenden Wohlstand der Mittelschicht in diesen Ländern zurückzuführen, die mit einem steigenden Ressourcenverbrauch einhergehen. Von diesem Umstand, wie auch von der Ressourcenknappheit, werden insbesondere Unternehmen profitieren können, die im Stande sind, neue emissionsreduzierende und ressourceneffiziente Technologien zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.
Die Bedeutung der Schwellenmärkte
Mit der wachsenden und zunehmend wohlhabenden Mittelschicht in den Schwellenländern – insbesondere China – erhöht sich der Energiebedarf, und die Luftverschmutzung nimmt zu. In einer internationalen Studie gelang es Forschern nun nachzuweisen, dass Menschen in den chinesischen Städten nördlich des Huai Rivers im Durchschnitt eine 5.5 Jahre kürzere Lebenserwartung haben als die Menschen südlich des Flusses. Der Staat stellt dort seit Jahren in den Wintermonaten Kohle zum Heizen zur Verfügung, während der Süden keinen kostenlosen Zugang hat. Die abnehmende Qualität der Luft in den Städten beunruhigt die Menschen in China. Richtlinien wie der 12. Fünfjahresplan Chinas, in welchen die Emissionsreduktionen für fünf Jahre definiert wurden, reichen nicht mehr aus. Politiker kündigen aus diesem Grund weitere Emissionsreduktionen an, um die bereits bestehenden zu ergänzen.
Diese zusätzlichen Massnahmen könnten gemäss der Internationale Energieagentur (IEA) bis 2020 über 5 Prozent der aktuellen Emissionen in China betragen. Daher wird erwartet, dass die Nachfrage nach energieeffizienten Technologien zur Emissionsreduktion von den Schwellenmärkten dominiert wird. Die Nachfrage nach solchen Technologien hängt jedoch massgeblich von der Fähigkeit der Schwellenländer ab, diese zusätzlichen Emissionsre-duktionen auch tatsächlich durchzusetzen. Sollte dies gelingen, so verfügen jene Unternehmen mit einer starken Wettbewerbsposition in Schwellenländern über das grösste Ertragspotenzial. Werden Umweltgesetze jedoch verzögert oder gar nicht umgesetzt, bedeutet das ein Risikofaktor für die betroffenen Unternehmen.
Welche Branchen können profitieren?
Sollten sich die Szenarien der IEA bestätigen und wird die Nachfrage nach energieeffizienten Technologien zur Emissionsreduktion tatsächlich zunehmen, werden Sektoren wie Verkehr, Energieerzeugung und -verteilung, Gebäude und zivile Infrastruktur, Industrie sowie Abfall und Recycling mit neuen Technologien besonders profitieren.
Im Verkehrssektor steht besonders die Senkung des CO2-Verbrauches durch landesweite Vorschriften sowie die Reduktion der Abhängigkeit von Öl im Vordergrund. Ertragspotenzial durch ressourceneffiziente Technologien wird zum Beispiel in den Bereichen Batterien, Leichtmaterialien (beispielsweise im Transportwesen) oder Reifen (beispielsweise Reifenlabels, welche die Energieeffizienz eines Reifens angeben) gesehen.
Der Abfall- und Recyclingsektor birgt ebenfalls ein attraktives Wachstumspotenzial, da nur ein Bruchteil der Abfälle gesammelt und wiederverwertet wird. Laut dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) werden lediglich 10 Prozent der Siedlungsabfälle in Schwellenländern verwertet. Angesichts des Bevölkerungs- und Einkommenswachstums wird daher die Nachfrage nach Abfallbewirtschaftung und Recycling in den Schwellenmärkten besonders hoch sein.
Strategien für die Zukunft
Viele Unternehmen haben bereits begonnen, nachhaltigere Wachstumsstrategien umzusetzen und Ressourcen effizienter zu nutzen. Sie können damit Kosten sparen, eine Marktposition für die Zukunft aufbauen und die Nachfrage nach ökologischeren Produkten decken. Es ist jedoch noch viel Raum für den Ausbau dieser nachhaltigen und ressourceneffizienten Massnahmen vorhanden, was als Chance für viele Unternehmen gesehen wird. Besonders Technologie-Unternehmen könnten durch Innovationen zu Marktführern werden. Nicht zuletzt wird auch die Politik – vor allem in den Schwellenländern – die Bedingungen (Anreize, Förderprogramme) für Unternehmen verbessern und die Ziele zur Reduktion von Ressourcen- und Energieverbrauch strikter umsetzen müssen. (CS/mc/hfu)