Die Verbindung von Ökonomie mit Sozialem und Ökologie zielt auf ein Wirtschaften in Balance.
Wien – Nachhaltige Bestrebungen der Wirtschaft gelingen dann am besten, wenn sich dazu verschiedene Partner in ihren Kernaufgaben unterstützen. «Nachhaltige Kooperationen bringen einen Mehrwert für Wirtschaft, Mensch und Natur», so Andreas Reinisch, Leiter des «Austrian Social Business Day 2011» gegenüber pressetext. Die Kooperations-Plattform versammelt am 23. und 24. März Unternehmer, gemeinnützige Organisationen sowie Social Entrepreneurs und liefert dabei Impulse für Zusammenarbeit und neue Geschäftsfelder.
Die Verbindung von Ökonomie mit Sozialem und Ökologie ziele nicht auf Sozialromantik, Charity oder das Stopfen sozialer Lücken, sondern auf ein Wirtschaften in Balance, betont Reinisch. Lebende Vorbilder seien die Sozialunternehmer, «Social Entrepreneurs» genannt. «Diese Pioniere, die Lösungen sozialer Probleme bereits im Kerngeschäft haben, geben ihrer Umgebung Impulse für den Wandel und für ein Neudenken der Wirtschaft. Profit-Unternehmen, die darauf einsteigen, schaffen durch Zusammenarbeit mit NPOs oder Sozialunternehmern zukunftsträchtige Innovationen mit menschlichem, sozialem, ökologischem und wirtschaftlichem Mehrwert», so der Nachhaltigkeits-Experte.
Langfristig dank Vernetzung
Karl Pirsch ist einer dieser Pioniere. Der Vernetzung verdankt er den wirtschaftlichen Weiterbestand seines Unternehmens, der Eine Welt Handels AG. «Die Finanzkrise traf uns just zu einem Zeitpunkt, als wir durch den Bau eines ökologischen Logistikzentrums nicht liquid waren. Banken nahmen ihre Kreditzusagen für das mit dem Klimaschutzpreis prämierte Gebäude kurz vor Öffnung zurück, und zwei Jahrzehnte Aufbauarbeit schienen in nur zwei Monaten kaputt zu gehen.»
Win-win-Situation
Dass die Geschichte nicht im Ausgleich endete, geht auf das Kennenlernen von good.bee am Social Business Day 2010 zurück. Die Initiative von ERSTE Stiftung und Erste Bank stellte der Eine Welt Handels AG ein Mezzanine-Kapital von 500.000 Euro zur Verfügung. «good.bee konzentriert sich auf Sozialprojekte in Osteuropa. Wir haben mehrere Projekte in Bosnien, Serbien und Rumänien, in denen Menschen aus den ärmsten Gesellschaftsschichten für uns Weidenkörbe flechten. Damit waren wir interessanter Partner und der Finanzzuschuss eine win-win-Situation».
Wirtschaft zeigt den Konsumenten Weg vor
Kerngeschäft von Eine Welt Handel ist der Import von Leder- und Korbwaren, der 4.500 Erzeugern weltweit ein geregeltes Einkommen ermöglicht. «Auch Kooperationspartner im Inland wie etwa Supermärkte oder Eine-Welt-Läden profitieren von uns. Wir sind somit Bindeglied zwischen den ärmsten Regionen und dem Konsumverhalten», so Pirsch. Aufgabe eines Sozialunternehmers sei es aufzuzeigen, wohin der Weg gehen kann. Den Weg zu beschreiten könne jedoch nur der Konsument.
Nachhaltigkeit «fixer Teil der Ausbildung»
Nachhaltigkeit hat in der Wirtschaft eindeutig Auftrieb bekommen, beobachtet der Experte. «Anders als früher ist das Thema heute fixer Teil der Ausbildung. Dennoch besteht auch in Zeiten von CSR oft noch ein haushoher Unterschied zwischen Lippenbekenntnissen und der Realisierung.» Als Sozialunternehmer benötige man heute weiterhin ein hohes Maß an Optimismus, Geduld und Mut zum Risiko. «Erst so kann man in der Gesellschaft etwas bewegen», so Pirsch. (pte/mc/ss)