Neandertaler-Forscher Svante Pääbo erhält Nobelpreis 2022 für Medizin
Stockholm – Der Medizin-Nobelpreis, der den Aufstieg in den Wissenschaftsolymp und ein Preisgeld von rund einer Million Euro bedeutet, geht an den Schweden Svante Pääbo, einen Spezialisten für evolutionäre Genetik. Das hat das Nobelpreis-Komitee in Stockholm am Montag bekannt gegeben.
Der 67-Jährige war als Wissenschaftler unter anderem in München tätig, 1997 wechselte er nach Leipzig an das neu gegründete Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. Seit 1999 leitet er dort als einer von fünf Direktoren die Abteilung Evolutionäre Genetik. Er sequenzierte unter anderem als erster Forscher das Neandertaler-Genom.
Dafür war es nötig, Zehntausende Jahre alte Erbgutreste aus alten Knochen zu analysieren. Pääbo entwickelte die dafür nötigen Werkzeuge und begründete damit ein eigenes Forschungsfeld: die Paläogenetik. Damit gelang es dem heute 67-Jährigen, Hinweise auf einen noch unbekannten engen Verwandten des heutigen Menschen zu finden. Dieser Denisova-Mensch lebte bis vor gut 50’000 Jahren in Asien.
Pääbo habe mit seiner Arbeit nachvollziehen können, wie Neandertaler und Denisova-Mensch Teile ihres Erbguts an den modernen Menschen weitergegeben haben, schreibt das Nobel-Komitee. Seine Forschung habe damit auch medizinische Relevanz für das Leben heute, schliesslich beeinflussen Gene der beiden ausgestorbenen Menschenarten, wie unser Immunsystem auf Infektionen reagiert.
Pääbo ist der Sohn des Biochemikers Sune Bergström, der bereits 1982 einen Nobelpreis erhielt, damals für eine bestimmte Sorte von Hormonen, die in menschlichen Sperma vorkommen. Pääbo selbst hat sich bereits früh für Erbgut interessiert. In seiner Doktorarbeit 1985 widmete er sich etwa der DNA von Mumien. Anschliessend forschte er unter anderem in München, seit 1997 ist er am Leipziger Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie. (mc/ps)