Neue Wege in Richtung Nachhaltigkeit: Suffizienz im Alltag

Suffizienz will Konsumgewohnheiten so verändern, damit weniger Energie und Material verbraucht wird. (Bild: stock.adobe.com/unibas)

Basel – Bewusst wenig Fleisch essen, sich viel bewegen, Güter und Platz miteinander teilen: Viele Verhaltensweisen für eine nachhaltige Gesellschaft beruhen auf veränderten Routinen und Gewohnheiten, bedeuten nicht immer einen Verzicht und können zu einem Mehrwert führen. Das Fachwort dazu heisst Suffizienz. Wie sie im Alltag gefördert werden kann, zeigt eine Studie der Universität Basel.

Die Schweizer Bevölkerung hat sich im Energiegesetz dazu verpflichtet, bis 2050 die jährlichen CO2-Emissionen von 6 auf 1,5 Tonnen pro Kopf zu reduzieren. Die bisherigen Anstrengungen dafür orientieren sich meist an technologischen Massnahmen: etwa zur Schliessung der Materialkreisläufe für Produkte und Dienstleistungen (Konsistenzstrategie) oder wenn durch technische Verbesserungen Geräte energieeffizienter werden (Effizienzstrategie).

Eine substanzielle Reduktion des Energie- und Materialverbrauchs lässt sich aber nicht allein mit technologischen Verbesserungen erreichen. Für die Veränderung in Richtung Nachhaltigkeit braucht es zusätzlich eine weitere Strategie: die Suffizienz. Ihr Ziel ist es, Konsumgewohnheiten so zu verändern, damit weniger Energie und Material verbraucht wird. Suffizienz zielt auf Veränderungen dessen, was Menschen wertschätzen. Ebenso nötig sind Änderungen des Kontextes, zum Beispiel eine Infrastruktur, welche Möglichkeiten für ein ressourcenschonenderes Verhalten bietet.

Ernährung, Wohnen und Mobilität
Wie Suffizienz im Alltag umgesetzt werden kann und welches die vielversprechendsten Ansätze dazu sind, sind die Themen einer neuen Studie der Nachhaltigkeitsforschung im Departement Gesellschaftswissenschaften der Universität Basel, die von der Stiftung Mercator Schweiz gefördert wurde. Die Untersuchung zeigt zahlreiche Beispiele für Ideen und Initiativen, welche die Suffizienz in den Bereichen Ernährung, Wohnen und Mobilität voranbringen.

Bei der Ernährung geht es vor allem darum, Abfälle zu vermeiden und den Konsum von Nahrungsmitteln mit geringer Umweltbelastung zu fördern. Im Bereich Wohnen kann Suffizienz heissen, die Wohnfläche pro Kopf zu verkleinern, etwa durch gemeinsam genutzte Gästezimmer und Aussenräume, sowie den Strom- und Wärmeverbrauch in den Haushalten zu reduzieren. Bei der Mobilität zielt Suffizienz darauf, dass Menschen generell weniger Kilometer zurücklegen und dafür ein möglichst ressourcenschonendes Verkehrsmittel benutzen.

Alternativen durch Innovationen
So können Vereine, Projektgruppen, NGOs und Start-ups durch Innovationen Alternativen für ein CO2-armes Verhalten in der Bevölkerung bieten: etwa Cargo-Bikesharing, Fair-Teiler zum Teilen von Lebensmitteln oder Smart Meter, die den Stromverbrauch in Echtzeit für die Haushalte anzeigen. Durch Aufklärungskampagnen lassen sich die Menschen sensibilisieren, um Massnahmen zugunsten der Suffizienz voranzubringen.

Die Politik hat die Aufgabe, die Rahmenbedingungen zu setzen und die Infrastruktur für CO2-ärmere Alternativen bereitzustellen. Sie kann die Projekte koordinieren und unterstützen. Für eine ernsthafte Reduktion der CO2-Emissionen sollten Politik und Behörden aber auch ihre Möglichkeiten ausschöpfen, indem sie zum Beispiel Preisinstrumente einsetzen, damit Alternativen mit einem kleineren Energieverbrauch attraktiver werden. (Universität Basel/mc/ps)

Originalbeitrag
Paul Burger et al.,
Suffizienz im Alltag. Vielversprechende Schritte auf dem Weg zur Erreichung einer CO2-armen Gesellschaft (PDF, 2.8 MB)
Dezember 2019

Fachbereich Nachhaltigkeitsforschung an der Universität Basel

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