Numarics: Treuhandwesen in Zeiten hochentwickelter Technologien, wo geht’s hin?
Von Emre Özdemir, Managing Partner bei Numarics
Quo Vadis Treuhand? Vor Kurzem wurde ich von ExpertSUISSE eingeladen, über den aktuellen Stand bei der “Treuhand Tagung 2023” in der Treuhandbranche zu sprechen. Dabei startete ich mit einer Auflistung der aktuellen Herausforderungen, denn diese sind zahlreich!
Herausforderungen im Treuhandwesen in der Schweiz
Es startet mit der Demographie. Treuhandunternehmen haben zum Teil erhebliche Probleme, Nachwuchs zu finden. Es gibt immer weniger Leute, die die traditionellen, von viel Papier- und manueller Arbeit bezeichnenden Tätigkeiten im Rechnungswesen durchführen wollen. Qualifizierte Experten zu branchenüblichen Gehältern einzustellen, wird schwieriger, da ein Grossteil der Arbeit auf wenig rentable Tätigkeiten wie das Sortieren von Belegen und manuelle Buchen von repetitiven Ausgaben fällt. Dazu kommt der Fachkräftemangel, der gleichzeitig anfällt in einer Zeit, in der die Babyboomer-Generation ihre Pensionierung vorbereitet.
Die Treuhandbranche läuft in Bezug auf die Digitalisierung der Nachfrageseite (KMUs) hinterher: Gemäss Digitalisierung Studie von EXPERTsuisse mehr als 80% der KMUs haben bereits Finanzprozesse komplett oder teilweise digitalisiert im Vergleich zu lediglich 54% der Treuhandunternehmen. Rund zwei Drittel aller Finanzprozesse werden immer noch ganz oder teilweise Papiergebunden vom Treuhänder bearbeitet. Die Kunden wünschen mehr, die Treuhandbranche macht jedoch zu wenig. Eingesetzte Technologien kombinieren unterschiedliche IT-Systeme und führen damit zu Medienbrüchen und komplexen Abläufen. Das heisst sie sind nicht zugreifbar für den Kunden und bedeuten dadurch Mehraufwand durch weitere manuelle Prozesse, um diese zum Einsatz zu bringen.
Ein Umdenken in der Treuhandbranche ist notwendig
Während einer aktuellen Studie zufolge in Hinblick auf den langfristigen Trend (5 Jahre) die Nachfrageseite deutlich «digitaler» unterwegs ist (97%) sehen die Treuhänder das weitaus weniger (69%). Dabei werden die Kundenerwartungen nur höher. Sie sind es von anderen Dienstleistungsbranchen gewohnt, dass alles schnell, online, mit ständiger Präsenz, Zugang, Information und Erreichbarkeit umgesetzt werden kann.
Dem Thema «New Work» kann sich auch die klassische Treuhandbranche nicht verschliessen. Das Umdenken ist längst angekommen bei nachfolgenden Talenten der Generation Z, und auch ältere Generationen wissen nun, dass es Arbeitgeber gibt, die dem menschlichen Wunsch nach sinnstiftender Arbeit folgen und auch kompetenzbasiert eingesetzt werden möchten. Die Frage, ob eine Ausbildung im Bereich Treuhand Sinn macht, wenn man noch mit Zettelwirtschaft und sich wiederholenden, einfachsten Tätigkeiten in einem Grossteil des Arbeitsalltags betraut wird, beantwortet sich damit von allein. Was wird die Generation Z und Alpha noch bereit sein, zu tun?
Die Welt wird komplexer. Ein Treuhänder ist ein Generalist. Spezialisierungen werden erschwert, einfach weil die Grundlage fehlt, mit der die gesamte Übersicht nicht aus den Augen verloren geht. Es braucht immer noch Generalisten. Das alles führt dazu, dass heutzutage ein Treuhänder im Grunde ein gefragter, aber unattraktiver Beruf ist. All diese Herausforderungen können jedoch mit dem richtigen Einsatz von Technologie gemeistert werden.
Drei «Megatrends» in der Technologisierung und weshalb die Treuhandbranche sie wahrnehmen muss
Um in die Zukunft zu blicken, muss ein Treuhänder künftig in der Lage sein, über die Digitalisierung hinauszudenken. Wir sind im Bereich der fortgeschrittenen Technologien angekommen. Die Resonanz bei der Präsentation bei EXPERTsuisse ist die Frage, «Wie kommen wir da hin?» Die Antwort ist: Der Faktor Mensch muss zunächst einmal bereit sein, sich dem zu öffnen.
Künstliche Intelligenz und Machine Learning
Die Entwicklung von Systemen der künstlichen Intelligenz und der Einsatz von Machine Learning in verschiedenen Anwendungen wie beispielsweise der Datenanalyse und Datenerkennung muss die Grundlage für die digitale Prozessoptimierung im Treuhandbereich werden. Das bedeutet zum Beispiel das maschinelle Auslesen von Belegen und deren automatische Verbuchung und der automatische Abgleich von Rechnungen und Quittungen mit Bank- und Kreditkartenbuchungen.
Cloud Computing
Das Cloud Computing ermöglicht den Zugriff auf eine Vielzahl von Anwendungen und Diensten über das Internet. Durch die intelligente Verknüpfung von Daten und Diensten steigt die Flexibilität, Skalierbarkeit und es kommt im Ergebnis zu einer Optimierung der Wertschöpfungskette.
Big Data und Data Analytics
Die Verfügbarkeit grosser Datenmengen und die Möglichkeit, diese Daten mit Hilfe von Analytics-Tools zu verarbeiten und zu analysieren, versetzt die Treuhandbranche in die Lage, umfassende Analysen zum Nutzen der Kunden durchzuführen. Hier eröffnen sich zum Teil ganz neue Möglichkeiten, den Kunden umfassend zu beraten, zum Beispiel in der Liquiditätsvorhersage, Steueroptimierungssignale, Benchmarking, etc.
Wir bei Numarics haben für den Einsatz von fortgeschrittenen Technologien zur Prozessoptimierung und Automatisierung ein Ecosystem geschaffen, mit dem wir direkt mit der Schweizer KMU verbunden sind. Wir sind stolz darauf, Vorreiter zu sein in der Technologisierung des Schweizer Treuhandwesens. Wir möchten als Leuchtturm fungieren für unsere Kollegen und Mitbewerber mit dem Gesamtziel, Unternehmen der Schweiz zum Erfolg zu unterstützen. (Numarics/mc/ps)
Über Emre Özdemir
Emre Özdemir, M.A. HSG in Rechnungswesen und Finanzen, ist in der Schweiz diplomierter Wirtschaftsprüfer und diplomierter Treuhandexperte. Er ist Managing Partner bei Numarics. Numarics ist Treuhand auf der Überholspur. Mit einem KI-gestützten Buchhaltungssystem, entwickelt von Treuhändern, Wirtschaftsprüfern und Experten für technologische Prozessautomation, und als Fintech-Unternehmen gegründet, hat es sich auf die Effizienzsteigerung im Treuhandbereich durch das optimierte Zusammenwirken von Treuhandexperten und digitalem Ecosystem fokussiert. Mit dem Konzept «Mensch und Maschine» können Treuhandexperten sich auf das Consulting fokussieren. Özdemir ist Ansprechpartner für Numarics-Kunden im Fachbereich Consulting & Business Services.
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