St. Gallen – Die Welt der Rechnungslegung ist in Bewegung. So beschäftigt sich die Fachkommission Swiss GAAP FER aktuell mit dem Projekt zur Überarbeitung von Swiss GAAP FER 30 «Konzernrechnungslegung » und mit dem Überprüfungsverfahren «Subventionen, Beihilfen und Zuschüsse». Ausserdem zeigt die neuste Studie zu diesem Rechnungslegungsstandard einige spannende Entwicklungen auf.
Aus dem Abschlussbericht zum Überprüfungsverfahren der Arbeitsgruppe zu Swiss GAAP FER 30 «Konzernrechnungslegung» geht hervor, dass für ausgewählte Themen Klärungsbedarf besteht. Dies gilt z.B. für die Behandlung von Goodwill, die Anwendung der Equity-Methode, für Fremdwährungsdifferenzen, den Erwerb und die Veräusserung von Minderheiten sowie für die Offenlegungen bei Akquisitionen. An der Sitzung der Fachkommission im Dezember 2018 hat die Arbeitsgruppe die Schwerpunktthemen vorgestellt und den Auftrag erhalten, im ersten Halbjahr 2019 Vorschläge zur Überarbeitung des Swiss GAAP FER 30 zu erstellen.
Der aktuelle Projektstatus wurde der Fachkommission an der letzten Sitzung vor den Sommerferien präsentiert. Dabei ging es insbesondere um die Einzelheiten der Goodwill-Behandlung und um allfällige Weiterentwicklungen des Konzepts. Auf die Resultate und die konkreten Umsetzungsansätze darf man gespannt sein.
Neue Regelungen zu Subventionen
Subventionen, Beihilfen und Zuschüsse spielen im heutigen Umfeld für viele Organisationen eine zentrale Rolle, z.B. in Form von Fördergeldern des Staats, von Leistungsvereinbarungen, Investitionssubventionen oder von Mitfinanzierung von Infrastrukturen. Trotzdem enthalten die Swiss GAAP FER bis anhin keine Detailregelungen zu Subventionen. Beim laufenden Projekt «Subventionen, Beihilfen und Zuschüsse» wurde zunächst in einem Überprüfungsverfahren festgestellt, dass die zum Thema vorhandenen Regelungen unter Swiss GAAP FER nicht ausreichen und keine einheitliche Rechnungslegung definiert ist.
Aus diesem Grund besteht ein akuter Handlungs- und Regelungsbedarf.
Gemäss einer Medienmitteilung vom 2. Juli 2019 zählen folgende Punkte zu den relevanten Themen:
- Anwendungsbereich und Begriffsabgrenzung
- Anwendung des Brutto-/Nettoprinzips
- Realisierung von Erträgen
- Allfällige Berücksichtigung von möglichen Rückforderungen oder Eigentumsvorbehalten
- Unentgeltliche und verbilligte Sach- und Dienstleistungen
- Offenlegungen
Daher hat sich die Fachkommission Swiss GAAP FER entschieden, ein Projekt für die Erarbeitung von Regelungen zu diesem Thema zu lancieren. Offen ist, ob ein neuer Standard erarbeitet oder ein bestehender (z.B. Swiss GAAP FER 21) ergänzt wird.
Swiss GAAP FER erfreuen sich grosser Beliebtheit
Ebenfalls vor den Sommerferien hat die Fachkommission ihre neue Umfragestudie publiziert. Diese zeigt, dass sich die Zahl der Anwender von Swiss GAAP FER im Vergleich zu den Studien 2009 und 2014 deutlich erhöht hat. Die aktuelle Studie legt zudem dar, dass bei privat gehaltenen Unternehmen ab einer gewissen Grösse zusätzlich zu den gesetzlichen Vorgaben des Obligationenrechts immer öfter ein (Konzern-)Abschluss nach Swiss GAAP FER erstellt wird. Dabei wechseln die kotierten Unternehmen tendenziell eher von früher angewandten internationalen Standards (z.B. IFRS) zu Swiss GAAP FER.
Erfreulich ist, dass 77% der Unternehmen, die einen Konzernabschluss zu erstellen haben, Swiss GAAP FER anwenden. Zudem gaben 83% der Unternehmen an, dass sie sich für Swiss GAAP FER entscheiden würden, wenn sie zur Anwendung eines anerkannten Rechnungslegungsstandards verpflichtet wären.
Gleichzeitig heben die befragten Unternehmen auch die Wichtigkeit der Qualität des Rechnungswesens, insbesondere bei der Fremdfinanzierung, hervor. Die Swiss GAAP FER leisten dabei einen wesentlichen Beitrag, denn im Vergleich mit IFRS spricht der geringe Grad an Umsetzungsaufwand, die Komplexität und der Umfang des Regelwerks deutlich für sie. IFRS punktet dagegen bei der Internationalität und dem weltweiten Bekanntheitsgrad.
Auch erfreulich: Für rund 76% der Unternehmen gehören die Treuhänder/Wirtschaftsprüfer zu den wichtigsten Partnern bei Fragen zur Rechnungslegung nach Swiss GAAP FER.
Fazit
Die Studie der Fachkommission Swiss GAAP FER zeigt deutlich, dass sich die Swiss GAAP FER im Segment der mittelgrossen, grossen und börsenkotierten Unternehmen weiterhin verbreiten. Die pragmatische und prinzipienorientierte Darlegung der Fachempfehlungen Swiss GAAP FER scheint in der Schweiz unverändert ein Erfolgsfaktor zu sein. Gezielte und sinnvolle Überarbeitungen von bestehenden Standards und eine massvolle Ergänzung mit neuen Fachempfehlungen werden ihren Beitrag leisten, damit sich die Erfolgsgeschichte fortsetzt. (OBT/mc/ps)