Zürich – Indien, China und Malaysia sind die attraktivsten Offshore-Länder für internationale Unternehmen. Sie führen den aktuellen Global Services Location Index (GSLI) an, mit dem die Unternehmensberatung A.T. Kearney die Attraktivität von 51 Ländern als alternative Produktions- und Dienstleistungsstandorte bewertet hat. Entscheidend für das Ranking sind dabei Kostenvorteile, wirtschaftliche Rahmenbedingungen sowie Verfügbarkeit und Ausbildungsstand von Fachkräften. Der Index gibt zudem Auskunft über das Outsourcing einzelner Dienstleistungen, insbesondere in den Bereichen Backoffice-, IT- und Geschäftsprozesse. Diese Funktionen werden vermehrt wieder in das eigene Unternehmen zurück integriert. Überdies zeigt sich ein Trend zu „No Location“: Durch zunehmende Automatisierung verliert der physische Standort an Bedeutung.
Der Offshoring-Markt ist und bleibt in Bewegung. Der GSLI 2014 zeigt, dass Unternehmen zwar weiterhin Aktivitäten in Schwellenländer mit niedrigen Lohnkosten verlagern, aber auch eine deutliche Anpassung ihrer Outsourcing-Strategien vornehmen.
Andreas Liedtke, Partner und Managing Director von A.T. Kearney Schweiz, sagt: „Auch Schweizer Unternehmen sind gefordert, in regelmässigen Abständen Outsourcing-Optionen zu prüfen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Das ist insbesondere relevant vor dem Hintergrund des anhaltend starken Frankens und im Hinblick auf die Zukunft der Bilateralen zwischen der Schweiz und der EU.“
Asien, CEE und Südosteuropa sowie Lateinamerika sind die beliebtesten Regionen für Offshoring
Mit Indien, China und Malaysia als Top 3 und weiteren drei von zehn Ländern in den Top 10 bleibt Asien weiterhin der dominierende Kontinent für Offshoring-Aktivitäten. Bulgarien (Platz 9), Polen (Platz 11) und Rumänien (Platz 18) rücken im Ranking deutlich weiter nach vorne. Auch Mittel- und Lateinamerika mit Mexiko auf Platz 4 und Brasilien auf Platz 8 zählt zu den Aufsteigern im Ranking.
Kurskorrekturen beim Outsourcing
Die Erhebungen für den GSLI 2014 zeigen aber auch, dass nach dem umfangreichen Outsourcing von Backoffice-Prozessen Mitte der 2000er-Jahre heute immer mehr internationale Unternehmen ihre Strategie neu ausrichten. Das führt bei vielen dazu, dass ausgelagerte Funktionen wieder von den unternehmenseigenen Mitarbeitern und Servicezentren übernommen werden. Das gilt insbesondere für IT-Aufgaben, deren strategische Bedeutung mit der fortschreitenden Digitalisierung in den letzten zehn Jahren wesentlich zugenommen hat.
Dr. Martin Sonnenschein, Partner und Managing Director Central Europe von A.T. Kearney: „Während früher die Kosteneffizienz häufig die wichtigste Entscheidungsgrundlage beim Outsourcing war, spielen heute andere Kriterien eine grosse Rolle. Dazu zählen zum Beispiel die strategische Bedeutung einer Funktion, Haftungsfragen und der Schutz von geistigem Eigentum und Kundendaten.“
Zukunftstrend „No Location“
Die Ergebnisse des GSLI weisen auf einen weiteren neuen Trend hin: „No Location”. Die zunehmende Automatisierung und „Freelance Outsourcer“ führen dazu, dass der physische Standort weiter an Bedeutung verliert. In Zukunft kann die Automatisierungstechnik für immer mehr Aufgabenbereiche eingesetzt werden, sodass keine festen Standorte mehr erforderlich sind.
„Die Robotertechnik ist mittlerweile eine bezahlbare Alternative zu Standorten in Niedriglohnländern. Setzt sich der Trend zur ‚No Location‘-Strategie weiter durch, schwinden die Chancen der Niedriglohnländer. Sie benötigen neue Strategien, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und weiter Teil der Wertschöpfungskette zu bleiben“, so Sonnenschein abschliessend. (A.T. Kearney/mc/pg)
Über den A.T. Kearney Global Services Location Index
Der GSLI wird seit 2004 regelmässig veröffentlicht und unterstützt Unternehmen weltweit bei Entscheidungen für Offshoring- und Produktionsstandorte. Die Bewertung der 51 Länder im Index erfolgt anhand von Unternehmensangaben, aktueller Offshore-Aktivitäten und staatlicher Förderprogramme für diesen Sektor. Jedes Land wird nach 39 Kriterien bewertet, zu denen unter anderem Kostenvorteile, Verfügbarkeit und Ausbildungsstand von Fachkräften sowie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zählen.