Irgendwo nahe den Flüssen Euphrat und Tigris soll der Garten Eden liegen, heisst es. Doch derzeit herrscht dort die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten.
Am Ufer des Euphrat im Norden Syriens ging es schon immer kriegerisch zu. Hier liegt eine alte Burg mit einer bewegten Geschichte. Qalʿat Nadschm oder die Sternenburg, so die Übersetzung, wurde wohl einst an der Stelle einer alten römischen Siedlung errichtet. Im Laufe der Zeit eroberten verschiedene arabische Familienclans und später die Mongolen die Festung. Mehrmals zerstörten Feinde die auf einer Anhöhe liegenden Gemäuer, doch immer wieder wurde sie aufgebaut. Selbst in jüngerer Zeit hörten die Kämpfe um die Burg nicht auf. Zuletzt jagten die Demokratischen Kräfte Syriens sie dem Islamischen Staat ab, das war im Juni 2016.
Ein paar Meter flussabwärts von der alten Sternenburg liegt die Tischrin-Talsperre. Sie ist für Syrien für die Stromgewinnung von genauso grosser Bedeutung, wie der Fluss für die Wasserwirtschaft des Landes. Über 600 Megawatt Leistung sind die Tischrin-Turbinen in der Lage zu produzieren, beim Tabqa-Staudamm, der den Euphrat weiter südlich zum bis zu zehn Kilometer breiten Assadsee aufstaut, sind es mehr als 820 Megawatt.
Doch derzeit muss das Land um seinen Ertrag aus der Wasserkraft bangen, und darüber hinaus drohen noch weitere, möglicherweise viel schlimmere Folgen. Denn der Wasserstand des Flusses, der im Südosten der Türkei entspringt, steht auf einem historisch niedrigen Level. So kann kaum noch Strom erzeugt werden. Ähnliches erlebte kürzlich der Oroville-Damm in Kalifornien. Auch dieses bedeutende Kraftwerk für den Westen der USA musste bereits wegen Ertraglosigkeit abgeschaltet werden.