Pariser Abkommen: 5900 Jobs und 4 Milliarden für die Schweiz

Patrick Hofstetter

Patrick Hofstetter, Leiter Klima und Energie beim WWF Schweiz.

Patrick Hofstetter, Leiter Klima und Energie beim WWF Schweiz.

Zürich – Die Umsetzung des Pariser Klima-Abkommens bringt der Schweiz grosse Vorteile: Unser Land könnte pro Jahr gegen vier Milliarden Franken Energiekosten sparen, 500 vorzeitige Todesfälle vermeiden sowie Tausende von Jobs schaffen. Dies zeigt eine Studie des New Climate Institutes im Auftrag des WWF Schweiz.

Klimaschutz heisst ganz einfach weniger Erdöl, Erdgas und Kohle zu verbrennen. Das bedeutet für Länder wie die Schweiz: weniger Rohstoff-Importe, mehr Jobs in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien sowie bessere Gesundheit dank sauberer Luft. Das Beratungsunternehmen New Climate Institute hat diese Vorteile u.a. für die USA, die EU und im Auftrag des WWF auch für die Schweiz berechnet. Das Resultat: Senkt die Schweiz ihre Emissionen im Einklang mit dem Pariser Abkommen, verhindert sie jährlich 500 vorzeitige Todesfälle. Wird weniger Erdöl verbrannt, so ist weniger Feinstaub in der Luft, der die Atemwege schädigt und das Risiko von Lungenkrebs erhöht. Weiter schafft der Ausstieg aus den fossilen Energien alleine im Bereich der erneuerbaren Stromerzeugung 5900 zusätzliche Jobs. Zudem fallen die Ausgaben für Öl- und Gasimporte Jahr für Jahr fast 4 Milliarden Franken tiefer aus.

Die Studie erfasst lediglich die Gewinne, die dank Massnahmen im Inland direkt vor Ort und unabhängig von der Klimapolitik anderer Länder anfallen. Hier nicht berücksichtigt sind die Folgekosten eines ungebremsten Klimawandels, die ökonomisch und ökologisch noch stärker ins Gewicht fallen.

Cleverer Zug der Schweiz
Die Studie bezieht sich als Vergleichsbasis auf den letztjährigen Vorschlag des Bundesrats, die Treibhausgas-Emissionen in der Schweiz zwischen 1990 und 2030 um lediglich 30 Prozent zu senken. Würden alle Länder so wenig Klimaschutz machen, würde die globale Erwärmung schon mittelfristig gefährliche 2 Grad übersteigen. Gemäss Pariser Abkommen wollen die Uno-Länder die globale Erwärmung jedoch deutlich unter 2 Grad halten, besser unter 1.5 Grad. Auch die Schweiz hat sich in Paris der „High Ambition“-Ländergruppe angeschlossen und sich für das neue, weniger riskante Ziel von maximal 1.5 Grad Erwärmung eingesetzt. „Die vielen Zusatznutzen zeigen, wie clever die Schweiz damit war“, sagt Patrick Hofstetter, Leiter Klima und Energie beim WWF Schweiz. Für die nationale Umsetzung des Pariser Abkommens muss der Bundesrat ein Reduktionsziel von mindestens 60 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen im Inland festlegen (1990 bis 2030).

Traurige Rekorde
Die Studie nennt auch die beiden wichtigsten Möglichkeiten für ambitionierte Klimapolitik: effizientere Gebäude ohne Ölheizungen und weniger durstige Autos. In der Schweiz wird immer noch mehrheitlich mit Öl geheizt, während beispielsweise Schweden in diesem Bereich schon fast vollständig ohne fossile Energien auskommt. Die Schweiz ist beim Erdöl-Anteil in den Haushalten traurige Europameisterin, dabei sind Ölheizungen die mit Abstand klimaschädlichsten aller gängigen Heizungstypen. Ebenfalls einen Spitzenplatz nimmt unser Land beim Benzinverbrauch der neuen Autos ein. Das Gute daran: „Die Schweiz steht bei Gebäudeheizungen und Benzinverbrauch heute so schlecht da, dass sie sich vergleichsweise einfach massiv und schnell verbessern kann“, sagt Patrick Hofstetter. Viel zu überlegen gibt es angesichts der vielen Vorteile nicht: „Je mehr Klimaschutz, desto besser für alle“, so Hofstetter. (WWF/mc/ps)

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