Persönlichkeit beeinflusst unser soziales Engagement

Gemeinwohl

Individuelle Unterschiede in der Persönlichkeit können erklären, warum manche Menschen sich mehr für das Gemeinwohl engagieren als andere. (Pexels)

Zürich – Warum engagieren sich manche Menschen stärker für das Gemeinwohl als andere? Eine neue Studie der Universität Zürich zeigt, dass Persönlichkeitsmerkmale wie Extraversion und Verträglichkeit mit mehr ehrenamtlichem Engagement und Spendenbereitschaft zusammenhängen.

Menschen unterscheiden sich in ihrer Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren oder für wohltätige Zwecke zu spenden. Neben finanziellen und sozialen Anreizen können auch individuelle Unterschiede in der Persönlichkeit erklären, warum manche Menschen sich mehr für das Gemeinwohl engagieren als andere.

Forschende des Psychologischen Instituts der Universität Zürich untersuchten nun, inwieweit die fünf grundlegenden Persönlichkeitsmerkmale – Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Emotionskontrolle (Neurotizismus) – mit sozialem Engagement in Verbindung stehen. Für ihre Analyse untersuchten sie Daten aus 29 internationalen Studien mit insgesamt über 90’000 Teilnehmenden. Berücksichtigt wurden verschiedene Methoden zur Erfassung von Persönlichkeit sowie unterschiedliche Formen der Philanthropie.

Die Rolle der Persönlichkeitsmerkmale
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass vor allem zwei Persönlichkeitsmerkmale mit philanthropischem Verhalten zusammenhängen: Geselligkeit und Durchsetzungsfähigkeit («Extraversion») steht in einem positiven Zusammenhang mit ehrenamtlichem Engagement. Menschen, die extravertierter sind, engagieren sich mit höherer Wahrscheinlichkeit in Freiwilligenarbeit. «Verträglichkeit» – also Hilfsbereitschaft und Empathie – korreliert stärker mit der Bereitschaft, Geld für wohltätige Zwecke zu spenden. Dieses Verhalten lässt sich wohl auf die mitfühlende Natur dieser Personen zurückführen.

Andere Persönlichkeitsmerkmale haben dagegen weniger konsistente Effekte: So zeigte sich etwa bei besonders gewissenhaften Menschen kein einheitlicher Zusammenhang zu philanthropischen Tätigkeiten. Auch die Merkmale «Offenheit« und «Emotionskontrolle» scheinen kaum einen Einfluss auf soziales Engagement zu haben.

Neue Strategien für Freiwilligenarbeit und Spenden
«Unsere Ergebnisse bestätigen, dass individuelle Unterschiede in der Persönlichkeit eine Rolle dabei spielen, ob und in welchem Umfang sich Menschen sozial engagieren», erklärt Wiebke Bleidorn, Professorin für Psychologie an der Universität Zürich. Ein besseres Verständnis dieser Zusammenhänge könne dabei helfen, Menschen basierend auf ihren individuellen Stärken und Motivationen zu ermutigen, sich für das Gemeinwohl einzusetzen, so die Erstautorin.

Damit liefert die Studie nicht nur wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auch praktische Anhaltspunkte für Organisationen und politische Entscheidungsträger, die ehrenamtliches Engagement und Spendenkultur fördern wollen. «Dieses Wissen kann genutzt werden, um gezieltere Strategien zur Förderung von Freiwilligenarbeit und Spendenkultur zu entwickeln», erklärt Letztautor und Psychologieprofessor Christopher J. Hopwood. (UZH/mc/pg)

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