Künftiger Staudamm-Standort: Tal in der Nähe der antiken Stadt Hasankeyf.
Zürich/Berlin/Wien – Anlässlich des internationalen Aktionstags für Flüsse vom 14. März startet ein internationales Umwelt- und Menschenrechtsbündnis eine Petition an die UNESCO, zum Schutz jener Weltkulturstätten aktiv zu werden, die durch den Bau des Ilisu-Staudamms in der Türkei bedroht sind. Erstmalig setzen sich dabei Initiativen aus den Anrainerstaaten Türkei, Irak und Iran gemeinsam für den Erhalt ihres natürlichen und kulturellen Erbes ein.
Das grenzübergreifende NGO-Bündnis wendet sich gegen die Zerstörung der 10‘000 Jahre alten Stadt Hasankeyf, die im Reservoir des Ilisu-Staudamms untergehen würde, und die massiven Folgen für die mesopotamischen Sümpfe und seine Bewohner an der Mündung des Tigris. Die Allianz wird dabei von zahlreichen Organisationen aus der ganzen Welt unterstützt, darunter der Erklärung von Bern, GegenStrömung aus Deutschland und ECA Watch Österreich. Hasankeyf und das Tigristal sind eine einmalige Kulturlandschaft und die Lebensgrundlage für Abertausende Menschen. Obwohl die Stadt unter Denkmalschutz steht, plant die türkische Regierung ihre baldige Überflutung.
«Folgen des Staudamms für Sümpfe verheerend»
Die Mesopotamischen Sümpfe wurden 2003 von der irakischen Regierung in die Liste möglicher Welterbestätten aufgenommen. Die eigentliche Beantragung des Status als offizielle UNESCO-Stätte steht aber noch aus. Ulrich Eichelmann von ECA Watch hat die Gegend vor kurzem besucht und für ihn ist klar: «Die Folgen des Ilisu-Staudamms für diese Sümpfe wären verheerend. Wird der Damm tatsächlich gebaut, würde der Garten Eden vertrocknen und Hunderttausende Iraker in Mitleidenschaft gezogen.»
«Staudämme verletzen Menschenrechte»
„Staudämme verletzen Menschenrechte, zerstören die Umwelt und Kulturgüter und in vielen Fällen sind sie nicht einmal klimafreundlich“, sagt Heike Drillisch von GegenStrömung. Diese Kritikpunkte stehen auch im Zentrum des Gegengipfels zum gegenwärtig in Marseille stattfindenden Weltwasserforum, wo Regierungen, internationale Institutionen und Wirtschaftsvertreter über politische und ökonomische Wasserfragen diskutieren. An diesem alternativen Wasserforum demonstrieren zivilgesellschaftliche Organisationen gegen die Privatisierung der Wasserversorgung und die schädlichen Auswirkungen von Staudammbauten. Auch die Petition an die UNESCO wird dort vorgestellt.Erklärng n Bern/mc/ps)
Links
Petition: www.change.org/petitions/unesco-world-heritage-committee-save-world-heritage-on-the-tigris-river-in-mesopotamia
Alternatives Wasserforum: http://www.fame2012.org
Internationaler Aktionstag gegen Dämme: http://www.internationalrivers.org/en/node/6066
Hintergrund:
Initianten der Petition sind die türkische Initiative to Keep Hasankeyf Alive, die Iraq Civil Society Solidarity, die irakisch-kurdische Civil Development Organisation und das iranische Centre for Sustainable Development. Die Regierungen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zogen 2009 Exportkreditversicherungen für das Ilisu-Projekt zurück. Der österreichische Anlagenbauer Andritz sowie die Schweizer Beratungsbüros Colenco, Stucky und Maggia verblieben jedoch in dem Projekt und ermöglichten dadurch der türkischen Regierung den Weiterbau.