Planetenverteidigungs-Mission mit Schweizer Beteiligung am Start
Bern – Die Asteroidenabwehr-Mission «Hera» steht kurz vor ihrem Start. Am Montag soll die Sonde der europäischen Raumfahrtagentur ESA an Bord einer Falcon-9-Rakete in Richtung des Asteroiden Dimorphos abheben. Schweizer Forschende sind an der Mission beteiligt.
In den Asteroiden Dimorphos liess die US-Raumfahrtbehörde Nasa vor zwei Jahren im Rahmen der Dart-Mission (Double Asteroid Redirection Test) eine Sonde krachen, um ihn von seinem Kurs abzulenken. «Hera» soll nun prüfen, was der Einschlag mit dem Asteroiden genau angerichtet hat.
Die ESA spricht dabei von ihrer ersten Planetenverteidigungsmission. «Die Mission trägt dazu bei, zu verstehen, wie man einen Asteroiden auf Kollisionskurs mit der Erde ablenken kann», erklärte der an der Mission beteiligte Martin Jutzi von der Universität Bern der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Effizienz des Einschlags
Klar ist bereits, dass Dimorphos durch die Kollision mit «Dart» von seiner ursprünglichen Umlaufbahn abgelenkt wurde. Beobachtungen von der Erde aus zeigen, dass die 11 Stunden und 55 Minuten dauernde Umlaufbahn von Dimorphos um Didymos um etwa 33 Minuten verkürzt wurde. Wie effizient die Impulsübertragung war, und was die Kollision mit dem Asteroiden angerichtet hat, ist hingegen noch unklar.
«Dafür müssen wir erst die Masse von Dimorphos kennen», erklärte Jutzi. «Hera» hat verschiedene Kameras sowie laser- und radarbasierte Messsysteme an Bord, teils an kleinen Satelliten, CubeSats genannt, von denen einer auch landen soll. Damit soll nun unter andrem untersucht werden, wie schwer der Asteroid ist, welches Ausmass der Einschlagskrater hat und wie mineralische Zusammensetzung und Struktur von Dimorphos aussehen.
Modell zur Simulation
Die Universität Bern hat dafür ein Modell entwickelt, das den Einschlag der Sonde simuliert. Diese Simulationen deuten darauf hin, dass «Dart» nicht nur einen Krater verursacht hat, sondern den Asteroiden ganz verformt hat, wie im Februar veröffentlichte Forschungsergebnisse zeigen.
Diese Simulationen wollen Forschende nun mit den Messungen, die im Rahmen der «Hera»-Mission durchgeführt werden, in Einklang bringen. Neben Jutzi ist auch die Astrophysikerin Sabina Raducan von der Universität Bern an der Mission beteiligt.
«Dart» war im November 2021 gestartet und im September 2022 mit einer Geschwindigkeit von rund 6,6 Kilometern pro Sekunde – fast 24’000 Kilometern pro Stunde – in den Asteroiden gekracht. Der Einschlag veränderte die Umlaufbahn von Dimorphos messbar. «Wir brechen jetzt in eine neue Ära der Menschheit auf, in der wir die Möglichkeit haben könnten, uns gegen den Einschlag eines Asteroiden zu schützen», erklärte die Nasa nach dem Einschlag.
Keine unmittelbare Gefahr
Laut Jutzi ist die Bedrohung durch Asteroiden zwar nicht unmittelbar, aber doch vorhanden. Einen kritischen Einschlag durch einen Asteroiden mit einem Durchmesser von 100 bis 200 Metern gibt es laut dem Forscher im Durchschnitt alle 10’000 bis 20’000 Jahre.
«Hera» soll, frühestens am 7. Oktober um 16.52 Uhr Schweizer Zeit vom Kennedy Space Center in Florida (USA) an Bord einer Falcon-9-Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX starten. 26 Monate später soll die Raumsonde mit der wissenschaftlichen Untersuchung beginnen. (awp/mc/ps)