Positive Wirtschaftsentwicklung begünstigt Schweizer M&A-Markt

Positive Wirtschaftsentwicklung begünstigt Schweizer M&A-Markt
(Bild: © FotolEdhar – Fotolia.com)

(Bild: © FotolEdhar – Fotolia.com)

Zürich – Im M&A-Geschäft war das erste Halbjahr 2014 von Transaktionen mit hohen Volumen geprägt, wobei die Anzahl Fusionen und Übernahmen in etwa auf Vorjahresniveau blieb. Im Vergleich zum verhaltenen Vorjahr zeigt sich aufgrund der Grösse der Deals derzeit ein Aufblühen des M&A-Marktes, und auch in den kommenden Monaten rechnet KPMG mit einer generellen Zunahme an M&A-Aktivitäten.

Schweizer Unternehmen waren im ersten Halbjahr 2014 an insgesamt 153 Deals im In- und Ausland beteiligt. Darunter wurden gleich mehrere Transaktionen mit einem Wert von über einer Milliarde US-Dollar registriert, was die Dynamik am Markt verdeutlicht und zeigt, dass das hohe Volumen nicht nur auf einzelnen Grossereignissen basiert. Mit einem Transaktionsvolumen von USD 114.0 Mrd. übertrifft das erste Halbjahr 2014 sogar das Rekordhalbjahr 2012 um USD 22.9 Mrd. Im Vergleich zum verhaltenen Vorjahr, als sich das Transaktionsvolumen des ersten Halbjahres 2013 mit USD 14.9 Mrd. sogar auf dem tiefsten Niveau seit dem zweiten Halbjahr 2009 befand, kann derzeit ein richtiges Aufblühen des M&A-Marktes registriert werden.

LafargeHolcim – Zusammenschluss unter Gleichen
Als grösste Transaktion dieses Halbjahres, mit einem Volumen von USD 40.0 Mrd., zieht der Zusammenschluss von Lafarge und Holcim fast mit dem Gross-Deal von 2012 zwischen Glencore und Xstrata über USD 40.2 Mrd. gleich. Die Fusion der zwei Zementkonzerne verdeutlicht den Trend, Kernkompetenzen zu vereinen und Synergien zu gewinnen. In den letzten fünf Jahren gab es neben Glencore und Xstrata zwei weitere vergleichbare Deals mit Schweizer Beteiligung: einerseits den Kauf der verbleibenden 75% der Beteiligung von Novartis an Alcon Inc. im Jahr 2010 über insgesamt USD 41.2 Mrd. und andererseits die Übernahme der verbleibenden 44.2% Anteile der Genentech, welche Roche auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im ersten Quartal 2009 für USD 44.3 Mrd. erworben hatte.

Novartis als Beispiel für den Trend in Richtung Portfoliobereinigung
Ein weiterer M&A-Trend liegt in strategisch getriebenen Portfoliobereinigungen. Vorbereitet in der Finanzkrise, sind strategische Optimierungen von Unternehmen im Markt vermehrt zu beobachten. Durch den Verkauf von Nicht-Kern-Geschäften beschaffen sich Unternehmen Liquidität, um zum richtigen Zeitpunkt in Kerngeschäfte investieren zu können. Ein gutes Beispiel für diesen Trend ist Novartis, welche aktuell dabei ist, eine umfassende Portfoliobereinigung durchzuführen. Das Abstossen der Animal Health Division an Eli Lilly über USD 5.4 Mrd., der Verkauf der Impfstoffabteilung an GalaxoSmithKline Plc. (GSK) über USD 7.1 Mrd. und der stärkere Fokus auf den Pharmabereich mit der Übernahme des Onkologie-Bereichs der GSK über USD 16 Mrd. sind solche bedeutsamen Transaktionen des ersten Halbjahres 2014. Zudem ist Novartis ein Joint Venture mit GSK für das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten eingegangen.

M&A als strategisches Instrument
Weitere interessante Deals im ersten Halbjahr 2014 sind die aktuell laufende öffentliche Übernahme der PubliGroupe durch Tamedia und Swisscom, um mit den Internetplattformen Local.ch und Search.ch eine Schweizer Alternative zum internationalen Marktführer Google aufzubauen. Der Kauf der Oberflächentechnologie-Sparte Metco durch Oerlikon stellt einen wichtigen Schritt in Richtung Weltmarktführerschaft in diesem Bereich dar. Beide Deals zeigen die Wichtigkeit von M&A als strategisches Instrument zur Stärkung der Marktposition und der Gewinnung von Marktanteilen.

Private-Equity-Momentum
Private-Equity-Unternehmen haben in der aktuellen Marktsituation ebenfalls weiter an Bedeutung gewonnen. Ein Beispiel ist der Erwerb der Nuance Group durch Dufry über USD 1.7 Mrd. Die Private-Equity-Häuser GECOS und PAI Partners haben das Unternehmen vor mehreren Jahren erworben, weiterentwickelt und nun nach einer Stabilisierung des Marktes erfolgreich verkauft. Dank den guten Zukunftsaussichten und der hohen Unternehmenswerte an der Börse ist der Zeitpunkt für Private-Equity-Häuser ideal, Vermögenswerte aus ihren Portfolios auf den Markt zu bringen.

IPO-Fenster ist wieder offen
Getrieben durch die Börsenzuversicht und den Aufschwung des Marktes, gewinnen Börsengänge auch für Schweizer Unternehmen wieder an Attraktivität: Die Thurgauer Kantonalbank hat am  7. April 2014 den Börsengang gewagt. Ein weiteres Beispiel für ein erfolgreiches IPO ist der Industriekonzern SFS Group, welcher seit dem 7. Mai 2014 börsenkotiert ist.

M&A-Aktivitäten der Versicherer als Teil der Gesamtstrategie
Aufgrund von zunehmenden ökonomischen und regulatorischen Veränderungen überdenken viele Versicherungen ihr Geschäftsmodell. Um dabei profitables Wachstum zu erzielen, erschliessen sich die Versicherungsunternehmen neue Märkte wie Afrika und den Nahen Osten oder rationalisieren Nicht-Kern-Geschäftsteile. M&A-Aktivitäten sind dabei zentrale Elemente der Gesamtstrategie. In der zweiten Jahreshälfte und darüber hinaus erwartet KPMG ein dynamisches Umfeld mit weiteren Expansionen nach Lateinamerika oder Asien. Ein gutes Beispiel für diesen Trend sind die neusten Investitionen von Swiss Re in Brasilien, Kolumbien und China. Weitere wichtige M&A-Entwicklungen im Versicherungsbereich sind zunehmende Aktivitäten von Private-Equity-Gesellschaften und Einzelinvestoren, welche auf im Markt etablierte Unternehmen zielen. Dies insbesondere aufgrund von rapiden technologischen Veränderungen sowie des Mangels an Kerninfrastruktur, die für die laufenden sektoralen Entwicklungen in vielen Wachstumsmärkten elementar ist.

Privatbanken warten auf IRS-Entscheide  
Die Situation auf dem Finanzmarkt bleibt weiterhin spannend. Noch warten verschiedene Banken auf Entscheide der US-Steuerbehörde IRS im Steuerstreit. Diese könnten in den nächsten Monaten folgen. Nach diesen Entscheiden wird auch im Finanzmarkt mit erhöhten M&A-Aktivitäten gerechnet. Ein Haupttreiber für potenzielle Verkäufe werden Liquiditätsengpässe der betroffenen Banken sein.

Optimistischer Ausblick auf die zweite Jahreshälfte 2014
Das steigende reale Bruttoinlandprodukt (BIP), die tiefen Zinsen und die positive Kursentwicklung des SMI sind Indikatoren eines stabilen Marktumfeldes, welches M&A-Deals begünstigt: «Obwohl Unternehmen bereits wieder hoch bewertet werden, ist davon auszugehen, dass der M&A-Markt auch im zweiten Halbjahr 2014 aktiv bleibt und hohe Volumen ausweisen wird», ist Patrik Kerler, Leiter M&A von KPMG Schweiz, überzeugt. «Die positive Aktienkursentwicklung nach Ankündigung einer Übernahme begünstigt diese Entwicklung. Aktionäre honorieren Akquisitionen im aktuellen Marktumfeld, da sie zuversichtlich sind, dass die Unternehmen mit den Übernahmen besser aufgestellt sind, Synergien genutzt werden können und der Unternehmenswert dadurch mittelfristig steigt».  (KPMG Schweiz/mc/ps)

Über KPMG Schweiz
KPMG Schweiz gehört mit rund 1’600 Mitarbeitenden an 10 Standorten zu den führenden Anbietern von Audit, Tax und Advisory: Audit zur Schaffung von Transparenz und Vertrauen im Zeichen der Corporate Governance, Tax und Advisory Services für eine erfolgreiche und ganzheitliche Unternehmensführung. KPMG Schweiz erwirtschaftete 2013 einen Nettoumsatz von CHF 371 Millionen.

Schreibe einen Kommentar