(Foto: DOC RABE Media – Fotolia.com)
Zürich – Familie, Schule, Berufsberatung und Unternehmen könnten deutlich mehr tun, damit junge Frauen Berufe in Technik und Naturwissenschaften ergreifen. Mädchen fühlen sich in Technik deutlich weniger gefördert als Knaben. Zudem müssen die Berufe für junge Frauen andere Kriterien erfüllen als für junge Männer. Dies geht aus der Studie «MINT-Nachwuchsbarometer Schweiz» der Akademien der Wissenschaften Schweiz hervor.
Gesellschaft und Wirtschaft der Schweiz sind stark auf Wissenschaft und Technik angewiesen. Der seit Jahren bestehende Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – MINT – ist deshalb ein Problem, das die gesamte Gesellschaft betrifft. Was sind die Gründe für diesen Mangel? Wie liesse er sich beheben? Um das herauszufinden, befragten die Akademien der Wissenschaften Schweiz über 6000 Personen aus der Deutschschweiz und der Westschweiz: Schülerinnen und Schüler, Studierende sowie Erwerbstätige.
Familie und Schule sollten mehr tun
Die Studie «MINT-Nachwuchsbarometer Schweiz» zeigt, dass es zu viele Jugendliche gibt, die sich von Familie und Schule in ihrem Interesse an Naturwissenschaften und Technik nicht gefördert fühlen. Die Familie und die ausserfamiliäre Betreuung könnten insbesondere Mädchen stärker dazu ermutigen, sich mit Technik und Natur auseinanderzusetzen, und ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken − jenseits von Geschlechterstereotypen. Die Studie zeigt, selbst wenn Mädchen und Knaben die gleiche Förderung in Technik erhalten und das gleiche Interesse an Technik aufweisen, haben Mädchen immer noch weniger Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und damit ein geringeres Selbstkonzept in Bezug auf Technik als Knaben. Deshalb ist es wichtig, dass Mädchen vermehrt spezifisch in ihrem Technikinteresse gefördert werden.
Die Schule sollte auf allen Stufen ihre Anstrengungen verstärken, um Kinder und Jugendliche in Naturwissenschaften und Technik zu fördern. Eine Förderung der Naturwissenschaften führt jedoch nicht automatisch zu einem erhöhten Interesse an Technik. Technik und Informatik müssen deshalb spezifisch gefördert werden.
Berufe differenziert darstellen – um Knaben und Mädchen anzusprechen
Die Studie belegt, dass Jugendliche natur- und ingenieurwissenschaftliche Berufe grundsätzlich positiv wahrnehmen. Diese Berufe gelten bei den Befragten als modern, fortschrittlich, nützlich und praktisch. Trotzdem müssen die Ausbildungen, Berufe und Arbeitsbedingungen überdacht werden, denn Mädchen sind anders motiviert als Knaben: Für junge Frauen sind Karriere, Einkommen und Ansehen meist weniger wichtig; sie legen mehr Wert auf eine vielseitige Tätigkeit und selbständiges Arbeiten. Entsprechend müssen natur- und ingenieurwissenschaftliche Berufe auch differenziert umschrieben werden, wenn sich beide Geschlechter angesprochen fühlen sollen. (SATW/mc/pg)