„Prix Marcel Benoist“ an Michael Grätzel verliehen

Michael Grätzel

 Michael Grätzel.

Bern – Bundesrat Schneider-Ammann hat an einer feierlichen Zeremonie an der ETH Lausanne Prof. Dr. Michael Grätzel den „Prix Marcel Benoist“ verliehen. Als Stiftungsratspräsident würdigte er in seiner Laudatio dessen wegweisende und weitreichende Erfindung im Bereich neuartiger Farbstoffsolarzellen. Zudem unterstrich der Magistrat, dass der Forschungs- und Wirtschaftsplatz Schweiz auf Offenheit gegenüber dem Ausland und insbesondere auf die Zusammenarbeit mit Europa angewiesen sei. Der „Prix Marcel Benoist“ ist der bedeutendste Wissenschaftspreis der Schweiz und wird seit 1920 jährlich vergeben.

Schneider-Ammann betonte in seiner Festansprache, dass es Michael Grätzel nicht nur gelungen sei, einen neuen wissenschaftlichen Weg zu öffnen. Er habe darüber hinaus auf diesem Weg grosse Schritte gemacht und dabei sehr viele mitgenommen.

«Grätzel-Zellen»
Der in Deutschland geborene Michael Grätzel ist seit 1977 an der ETH Lausanne tätig, wo er das Laboratory of Photonics and Interfaces leitet. Mit der Erfindung neuartiger Farbstoffsolarzellen im Jahr 1988, den sogenannten „Grätzel-Zellen», hat er ein neues Forschungsgebiet eröffnet, mit dem sich heute Tausende von Forschenden weltweit beschäftigen. Diese weltweit beachteten Erfolge machen die „Grätzel-Zellen» zu einer vielversprechenden Alternative zu den herkömmlich verwendeten Solarzellen auf Siliziumbasis. Sie sind durchsichtig und vom Einfallswinkel des Lichts unabhängig. Zudem können sie vertikal in eine Fassade integriert werden und so richtige Solarzellenglaswände bilden. Ihre Effizienz vermindert sich auch bei bewölktem Himmel oder unter künstlichem Licht kaum.

Einer der erfolgreichsten Chemiker weltweit Michael Grätzel, dessen Arbeiten bisher über 100’000 Mal zitiert wurden, ist einer der erfolgreichsten Chemiker weltweit. Seine Forschung dient jedoch nicht nur der reinen Wissenschaft, sondern hat auch zu mehreren Patenten und Spin-off-Unternehmen geführt, deren erste Anwendungen gegenwärtig auf den Markt kommen.

Tradition der Offenheit
In seiner Festansprache hob Schneider-Ammann hervor, dass der Schweizer Wissenschaftspreis „Prix Marcel Benoist» in der Vergangenheit immer wieder auch an in der Schweiz tätige ausländische Wissenschaftler verliehen worden sei. Dies zeige, dass die Schweiz auf den Austausch mit dem Ausland angewiesen sei und entsprechend davon profitiere. Die Zusammenarbeit mit der EU im Bildungs- und Forschungsbereich, beispielsweise im Bildungsprogramm „Erasmus+» oder bei den europäischen Forschungsrahmenprogrammen, habe deshalb einen sehr hohen Stellenwert für Bildung, Forschung und Innovation in der Schweiz.

«Schweizerischer Nobelpreis»
Mit dem „Prix Marcel Benoist» werden seit 1920 hervorragende Leistungen von in der Schweiz tätigen Forschern für ihre bedeutenden Arbeiten und deren Auswirkung auf das menschliche Leben ausgezeichnet. Nicht nur die bald hundertjährige Tradition zeichnet den schweizweit ältesten Wissenschaftspreis aus. Als einziger Wissenschaftspreis wird er von einer vom Bundesrat eingesetzten Stiftung vergeben. Präsidiert wird die Stiftung Marcel Benoist vom Vorsteher des für Hochschulen und Forschung zuständigen Bundesdepartements. Bis 2012 war dies der Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern, seit 2013 der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung.

Zudem richtet sich der „Prix Marcel Benoist» an Forscher aller Wissenschaftsgebiete. Ein Blick auf die Preisträger zeigt, dass es der Stiftung im Laufe der Jahrzehnte immer wieder gelungen ist, die wirklich exzellenten Forscher auszuzeichnen; einige unter ihnen haben später den Nobelpreis erhalten. Der „Prix Marcel Benoist» wird deshalb auch als „schweizerischer Nobelpreis» bezeichnet. (WBF/mc/pg)

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