procure.ch: Attraktive und sinnvolle Jobs für junge Talente

Lieferketten werden immer nachhaltiger. Mit ein Grund, weshalb sich Berufseinsteiger vermehrt für eine Karriere im Procurement interessieren. (Bild: procure.ch)

Von Tamara Braun

Aktuelle Herausforderungen wie die Globalisierung 2.0, die digitale Transformation oder der Klimawandel verändern Lieferketten weltweit – und damit auch die Aufgaben der Beschaffungsteams. Diese werden immer komplexer und strategischer und beinhalten sowohl den professionellen Umgang mit entsprechenden Technologien als auch zunehmend soziale Verantwortung. Warum damit verbundene Themen wie Analytics und Nachhaltigkeit gerade bei jungen Talenten gut ankommen.

Komplizierte Preislisten, komplexe Verträge oder Zollverfahren: Ging es den Beschaffungsteams früher vor allem darum, die Risiken entlang der Lieferkette zu managen und Kosten zu reduzieren, verändern sich ihre Aufgaben, wie die Deloitte CPO Survey im Mai dieses Jahres ermittelte. Insbesondere die digitale Transformation, aber auch Themen wie Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung stehen mittlerweile ganz oben auf ihrer Agenda.

Ein Grund dafür: Die Verbraucher fordern von Unternehmen, dass sie ihre komplette Lieferantenbasis auf Nachhaltigkeit und Compliance hin überprüfen, so die Studie weiter. Aufgrund dessen nehmen Interesse und Engagement an einem «Procurement with Purpose» kontinuierlich zu. Das heisst, immer mehr Unternehmen stellen sicher, dass ihre Lieferanten ökologische und soziale Verhaltenskodizes strikt einhalten.

Nach dem deutschen Lieferkettengesetz sind ab 2023 alle Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigten und ab 2024 mit mehr als 1000 Mitarbeitenden denn auch dazu verpflichtet. Ausserdem fördern sie das Sourcing nachhaltiger und rezyklierbarer Materialien oder arbeiten daran, ihre Lieferkette CO2-neutral zu machen.

Imagewandel ist in vollem Gange
Die neuen Aufgaben im Procurement kommen bei Berufseinsteigern gut an. Gerade das Thema Nachhaltigkeit macht das Jobprofil für junge Menschen interessant, da sie hier private und berufliche Ziele zusammenbringen können: Viele von ihnen engagieren sich in ihrem Privatleben für Klima- und Umweltschutz und achten auf einen nachhaltigen Lebensstil. Jobs in der Beschaffung und der Supply Chain eröffnen ihnen jetzt die Chance, den Umgang mit Ressourcen und die Arbeitsbedingungen weltweit zu verbessern. Hinzu kommt ein positiver Imagewandel der Beschaffung an sich. Bisher besassen Procurement-Teams häufig den Ruf einer «Unternehmenspolizei». Als Kontrollorgan kümmerten sie sich vor allem darum, dass alle Gesetze und Compliance-Richtlinien entlang der Wertschöpfungskette penibel eingehalten wurden.

Digitalisierung schafft Freiräume
Damit gewinnen die Beschaffungsteams mehr Freiheiten und Zeit, um sich weiterzuentwickeln und in neue strategische Rollen hineinzuwachsen. Die Beschaffung gilt heute zunehmend als Business Enabler und wichtiger Baustein in der Unternehmensstrategie – und bietet jungen Talenten vielseitige Aufgaben und Karrierechancen. Sie sind in der Regel die im Unternehmen am besten vernetzten Personen, haben mit den meisten Abteilungen zu tun und sind sowohl in den Auftragsabwicklungsprozess als auch in den Produktentstehungsprozess involviert.

Beschaffungsprofis müssen sowohl technisch als auch kaufmännisch denken. Die zunehmende Bedeutung der Beschaffung bietet diesen Fachkräften interessante Entwicklungs- und Karrierechancen bis hin zu Führungspositionen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Apple-Chef Tim Cook.

Extrem kurze Reaktionszeiten
Daneben machen digitale Technologien die Unternehmen widerstandsfähiger, da sie damit leichter auf neue Anforderungen reagieren können. Zum Beispiel, indem sie ihre Lieferantenvielfalt erhöhen und über breit aufgestellte B2B-Netzwerke schnell neue regionale Anbieter anbinden können.

Analytics-Know-how ist gefragt
Auch mit intelligenten Analyse-Tools lassen sich Herausforderungen entlang der Supply Chain meistern. Analysesoftware macht globale Zusammenhänge transparent und unterstützt die Mitarbeitenden dabei, die Einkaufsentscheidungen immer besser auf die Unternehmensstrategie abzustimmen.

Gleichzeitig sind aber auch neue Kompetenzen gefordert: Um alle Analytics-Vorteile nutzen zu können, benötigen die Mitarbeitenden tiefgehendes Wissen in Sachen Datenmodelle, Simulationen oder Prognostik. Das heisst: Data Science und KI spielen im Procurement eine zunehmend wichtigere Rolle und eröffnen Berufseinsteigern ein interessantes Spielfeld, auf dem sie sich profilieren können.

Für flexibles Arbeitsumfeld sorgen
So attraktiv die Jobprofile im Procurement auch sind – um junge Talente langfristig zu binden, müssen sich Unternehmen als attraktive Arbeitgeber erweisen. Flexible Arbeitsmodelle und damit verbunden die Möglichkeit, von überall und zu jeder Zeit zu arbeiten, sorgen für eine ausgeglichene Work-Life-Balance und erhöhen den Wohlfühlfaktor bei den Mitarbeitenden.

Die jungen Talente wiederum versprechen sich von globalen Beschaffungsteams gute Zukunfts- und Aufstiegschancen in allen Funktionen und Hierarchieebenen. Schulungs- und Weiterbildungsmassnahmen sollten ebenso selbstverständlich sein wie moderne Beschaffungstechnologien. Denn Digital Natives möchten heutzutage mit digitalen Tools arbeiten, die ihnen dieselbe unkomplizierte Nutzererfahrung bieten wie Apps, Webshops oder soziale Netzwerke, die sie aus ihrem privaten Umfeld kennen. (procure.ch/mc/ps)

Tamara Braun ist Chief Customer Officer, Intelligent Spend Management, SAP. In dieser Rolle konzentriert sie sich auf die Zusammenarbeit mit Beschaffungsleitern weltweit – mit Fokus auf Procurement with Purpose und Social-Sourcing-Strategien.

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