Zürich – Im Jahr 2017 verdienten Schweizer Geschäftsleitungsmitglieder gleich viel oder weniger als Manager in Deutschland. Erhielt 2014 ein typischer SMI-CEO noch 14 % mehr als ein DAX-CEO, lag der DAX-CEO im Jahr 2017 um 25 % vorne. Anders als in Deutschland ist in der Schweiz die Vergütung der gesamten Chefetage verglichen mit dem Honorar des Verwaltungsrats in den letzten vier Jahren gefallen. Dies sind Erkenntnisse der Studie «Executive Compensation & Corporate Governance: Insights 2018» von PwC Schweiz.
Im Jahr 2017 betrug die Vergütung von CEOs in den grössten 20 Schweizer Unternehmen (SMI) im Median 5,5 Mio. CHF (-29.5 % seit 2016). Dies sind etwa 80 % des Medians in den grössten 30 deutschen Unternehmen (DAX), 6,8 Mio. CHF (+13 % seit 2016). CEOs der mittelgrossen SMIM-Unternehmen verdienten in der Schweiz 3,3 Mio. CHF, etwa 10 % mehr als in Deutschland, während der Median-CEO in Small-Caps in der Schweiz mit 1,4 Mio. CHF nur 87 % seines Kollegen in Deutschland verdiente. In beiden Ländern gibt es also drei Kategorien von Grössenordnungen der Vergütung (siehe Grafik 1 unten). Andere Geschäftsleitungsmitglieder verdienten in der Schweiz weniger als Top-Manager in deutschen Unternehmen vergleichbarer Grösse (99 %, 80 %, und 67 % in den drei Grössengruppen). Remo Schmid, Partner People and Organisation Consulting bei PwC Schweiz: «Diese Ergebnisse für 2017 überraschen, ist doch die allgemeine Wahrnehmung eher, dass die Schweizer Manager mehr als anderswo verdienen. Tatsächlich lagen in den Jahren 2014 bis 2016 die Schweizer Manager in der Tendenz vor deutschen Managern. Es wird spannend, wie sich das zukünftig entwickeln wird.»
Vergütung als Verantwortungs- und Machtbarometer
Im Jahr 2017 verdiente ein Schweizer Verwaltungsratspräsident in jeder Kategorie etwa drei Mal so viel wie ein deutscher Aufsichtsratsvorsitzender: 1,2 Mio. CHF vs. 361’000 CHF; 626’000 CHF vs. 208’000 CHF; 330’000 CHF vs. 111’000 CHF. Diese Zahlen reflektieren die grössere Verantwortung, die ein Verwaltungsrat im Vergleich zum Aufsichtsrat gemäss Gesetz hat.
Die Studie geht einen Schritt weiter und setzt die Vergütung der gesamten Geschäftsleitung ins Verhältnis zur Vergütung des gesamten Verwaltungsrats bzw. Aufsichtsrats. Erwartungsgemäss ist dieses Verhältnis aufgrund der unterschiedlichen Rollen in Deutschland weit höher als in der Schweiz (siehe Grafik 2). 2017 erhielt die Gruppe der Executives in Deutschland in grossen, mittleren und kleinen Unternehmen ingesamt 8.8, 6.6 bzw. 8.2 Mal so viel wie der Aufsichtsrat. In der Schweiz erhielt die Geschäftsleitung in Summe 6.0, 5.0, bzw. 4.7 Mal so viel wie der Verwaltungsrat. Prof. Dr. Alexander Wagner vom Swiss Finance Institute (Universität Zürich) und Co-Autor der Studie: «Vergütung reflektiert auch Machtverhältnisse. Wenn ein Management-Team viel mehr als der Verwaltungsrat verdient, dann kann das auf Probleme in der Governance hinweisen. Bemerkenswert sind deshalb die Trends. Die Veränderungen in den letzten Jahren deuten darauf hin, dass der Schweizer Verwaltungsrat seine stärkere Funktion vermehrt ausübt.»
Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Vergütungsstruktur
Die Struktur der Vergütung ist grundsätzlich in beiden Ländern ähnlich. Sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland steigt der variable Anteil mit der Unternehmensgrösse. Interessanterweise sind Manager in der Schweiz vor allem in grossen Unternehmen öfter als ihre Amtskollegen in Deutschland dazu verpflichtet, Aktien am eigenen Unternehmen zu halten. «Hier haben die deutschen Unternehmen Nachholbedarf. Denn für nachhaltigen und langfristigen Erfolg braucht es eine langfristige Ausrichtung am Firmen- bzw. Börsenwert», betont Prof. Dr. Hans-Joachim Böcking von der Goethe Universität Frankfurt und Co-Autor der Studie.
Herausforderungen in der Gestaltung von Vergütungssystemen
Gesamthaft kommentiert Remo Schmid das Design von Vergütungssystemen heute: «Die Managementvergütung ist ein komplexes Thema und die Situation jeder Unternehmung ist anders. Ein Vergütungssystem sollte aber nicht zu kompliziert sein. Nur wenn die Manager und der Markt ein System verstehen, entfaltet es seine gewünschte Wirkung. Ausserdem ist bei der Gestaltung und Umsetzung ein starker Verwaltungsrat gefragt.» (PwC/mc/ps)
Zur Studie
In «Executive Compensation & Corporate Governance: Insights 2018» analysierte PwC Schweiz die Geschäftsberichte der rund 100 grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen. Die seit 2007 gültigen Transparenzvorschriften erlauben einen direkten Vergleich der Vergütungssysteme der Jahre 2007 bis 2017. Zudem widmet sich die Studie einem Vergleich mit Deutschland in den Jahren seit 2014. Die Studie reflektiert auch kritisch Trends in der Corporate Governance.
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Die PwC-Publikation kann als PDF heruntergeladen werden:
www.pwc.ch/exco-insights-2018