Zürich – Öffentliche Steuertransparenz wird für Unternehmen mit Sitz in der Schweiz wichtiger. Über ein Drittel der in der Studie von PwC Schweiz untersuchten Unternehmen veröffentlichen inzwischen freiwillig über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehende Informationen zu ihren Steuerangelegenheiten. 2% sind sogar weitgehend transparent.
Mit der «Public Tax Transparency Benchmark»-Studie untersuchte PwC Schweiz die öffentliche Steuertransparenz von 50 Unternehmen mit Sitz in der Schweiz. Die Studie zeigt, dass die Steuertransparenz heute bereits weiter fortgeschritten ist, als die meisten Steuerexperten wahrscheinlich vor zehn Jahren für möglich gehalten hätten.
Bereits ein Drittel der Unternehmen liefert zusätzliche Steuerinformationen
Die Studie unterscheidet in Bezug auf das Ausmass der öffentlichen Steuertransparenz drei Kategorien: minimale, mittlere und weitgehende Transparenz. Im Jahr 2018 legten 76% der befragten Unternehmen nur minimale Informationen über ihre Steuerverhältnisse offen. 24% erfüllten den Standard für die mittlere Kategorie und kein Unternehmen erfüllte die Voraussetzungen für weitgehende Transparenz. 2019 präsentiert sich ein signifikant anderes Bild: Bereits mehr als ein Drittel kann der mittleren Kategorie zugeordnet werden. Erstmals entscheiden sich 2% der Unternehmen für weitgehende Steuertransparenz. Lediglich 66% (-10%) veröffentlichen weiterhin kaum Informationen.
Charalambos Antoniou, Tax Function Design Leader bei PwC Schweiz: «Nach der Finanzkrise von 2007 bis 2008 rückte das Thema öffentliche Steuertransparenz immer stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Angesichts der laufenden internationalen Debatten und der Entwicklungen, in erster Linie getrieben durch institutionelle Anleger und Nachhaltigkeitsinitiativen, intensivierte sich die Forderung nach mehr öffentlicher Steuertransparenz. Auch Schweizer Unternehmen haben dies erkannt und gewähren fortlaufend mehr Einblick in ihre Steuerzahlen.» Laut dem Steuerexperten von PwC Schweiz seien sich die Unternehmen der Wichtigkeit bewusst, über den ökonomischen Beitrag an die Gemeinschaften, in denen sie tätig sind, zu berichten und sich mit der Kontrolle potenzieller steuerbezogener Reputationsrisiken zu befassen.
Öffentliche Steuertransparenz gewinnt an strategischer Bedeutung
8% (+6%) der befragten Unternehmen sind bereit, ihre «Total Tax Contribution» detailliert auszuweisen. Derweil hat der Anteil in der mittleren Kategorie gegenüber dem Vorjahr nur geringfügig auf 14% zugenommen (+2%). Der Anteil mit minimalen Informationen ist auf 78% (-8%) zurückgegangen. Trotz signifikanter Verlagerung zur weitgehenden Offenlegung von Steuerinformationen, scheint der Trend in diesem Bereich die Mehrheit der Unternehmen noch nicht erfasst zu haben.
Im Bereich des «Country-by-Country Reporting» werden am wenigsten Informationen veröffentlicht. 86% der Unternehmen publizieren sehr wenige oder gar keine Informationen (-4%). Keines der Unternehmen hat in dieser Kategorie weitgehende Informationen offengelegt, während 14% (+4%) sich für den Mittelweg entschieden haben. Die Entwicklung in diesem Bereich ist weniger ausgeprägt als in den anderen Bereichen.
Die Daten im Bereich Steuerstrategie und Risikomanagement zeigen im Vorjahresvergleich die markanteste Entwicklung: Gegenüber dem Vorjahr veröffentlichten zusätzliche 10% der untersuchten Unternehmen weitgehende Informationen. Das entspricht einem Rückgang in der minimalen Kategorie um 8% und in der mittleren Kategorie um 2%. Diese Beobachtung ist entscheidend, kommentiert Antoniou: «Bevor eine Diskussion über öffentliche Steuertransparenz geführt werden kann, muss diese unternehmensintern nicht nur als finanztechnisches Instrument, sondern auch als Komponente der Nachhaltigkeitsstrategie der Firma und deren Rolle in den Gemeinschaften, in denen das Unternehmen tätig ist, wahrgenommen werden.»
Allgemeiner Trend zu mehr öffentlicher Steuertransparenz hält an
Unternehmen, die sich einer weitgehenden Steuertransparenz verpflichtet haben, sind weiterhin die Ausnahme und nicht die Regel. Insgesamt betrachtet, legt die Mehrheit der 50 untersuchten Unternehmen in der Studie (66%) nach wie vor nur sehr wenige Steuerinformationen offen. Trotzdem zeigt die Studie, dass der Trend klar in Richtung mehr öffentliche Steuertransparenz geht.
Dieser Wandel wird auch von der «Global Reporting Initiative» (GRI) vorangetrieben, eine unabhängige internationale Organisation, die weit genutzte und verbreitete Nachhaltigkeitsstandards setzt. Am 5. Dezember 2019 publizierte sie den «GRI 207», den ersten globalen Nachhaltigkeitsstandard für öffentliche Steuertransparenz. Er verlangt, dass multinationale Unternehmen transparenter darüber berichten, in welcher Höhe – und an welchem Ort – sie Steuern zahlen. Der Standard habe auch für den Steuerstandort Schweiz bedeutende Auswirkungen, so Antoniou: «Schweizer Unternehmen, die nach GRI rapportieren, müssen den neuen Standard ebenfalls einhalten. Sollten sie die vom Standard geforderten Steuerinformationen nicht publizieren, müssen sie sich zu den Gründen äussern.» (PwC/mc/pg)