St. Gallen – Die Raiffeisen-Gruppe stellt trotz dem Anstieg der Zinssätze im laufenden Jahr keine Verlangsamung im Hypothekargeschäft fest. Raiffeisen habe die Kriterien bei der Vergabe von Hypotheken nicht verändert und wolle auch weiterhin mit dem Markt wachsen, sagte Raiffeisen Schweiz-CEO Heinz Huber.
«Wir rechnen weiterhin mit einem kalkulatorischen Zinssatz von 5 Prozent, damit Hypothekarnehmerinnen und -nehmer auch deutlich höhere Zinsen tragen können», sagte Huber im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Damit habe der Anstieg der Zinssätze keinen grossen Einfluss gehabt. Zudem sei der Kauf eines Eigenheims meist nicht nur eine rein wirtschaftliche, sondern auch eine emotionale Entscheidung.
Die Raiffeisenbanken hätten Hypotheken von mehr als 200 Milliarden Franken vergeben, betonte der Raiffeisen Schweiz-Chef: «Fast jede fünfte Hypothek in der Schweiz kommt von Raiffeisen.» Allerdings müsse Qualität vor den Volumen stehen. «Ich bin überzeugt, das ist richtig so.»
Kein Preisrückgang bei Immobilien
Eine «Spekulationsblase» bei privaten Immobilien habe Raiffeisen auch in den Zeiten von Negativzinsen nicht feststellen können, betonte Huber. Auch weiterhin sei die Nachfrage nach privatem Wohneigentum deutlich grösser als das Angebot. «Das Angebot lässt sich nicht schnell ausweiten und es ist durch die bestehenden Landressourcen begrenzt», so der Raiffeisen-Chef. Mit den steigenden Zinsen könnte die Preisdynamik nun etwas abflachen, einen generellen Preisrückgang erwarte er aber nicht.
Die Rückkehr zu positiven Zinsen werde das Raiffeisen-Ergebnis im Zinsdifferenzgeschäft wenig beeinflussen, sagte Huber. Zwar würden für die Banken die Refinanzierungskosten damit teurer, räumte er ein. Weil Raiffeisen die Absicherung gegen Zinsänderungsrisiken professionell manage, habe das aber keine unmittelbare Auswirkungen auf das Ergebnis. Allerdings könne Raiffeisen «bald wieder höhere Zinsen auf unseren Spar- oder Vorsorgekonti bezahlen.»
Austausch mit Raiffeisenbanken
Eine positive Bilanz zog der Raiffeisen Schweiz-CEO zu den Reformen, welche die Raiffeisengruppe im Nachgang zur turbulenten Ära des früheren CEO Pierin Vincenz durchführte. So habe Raiffeisen seit dem vergangenem Jahr Eignergremien etabliert, um den Austausch zwischen Raiffeisen Schweiz als der Konzernzentrale und den Raiffeisenbanken auf verschiedenen Ebenen zu verankern. «Das funktioniert sehr gut.»
So sei auch die Gruppenstrategie 2025 «in einem partizipativen Prozess» gemeinsam erarbeitet worden. Dabei wolle sich die Gruppe auf organisches Wachstum fokussieren und die Ertragsbasis verbreitern. Zurückhaltend gab sich der Raiffeisen-CEO entsprechend auch beim Thema allfälliger Übernahmen: Diese stünden «derzeit nicht im Fokus», betonte er. (awp/mc/pg)