Raiffeisen und Mobiliar vereinbaren strategische Partnerschaft
Zürich – In der Schweiz spannen zwei Grosse aus der Banken- und der Versicherungsbranche zusammen. Raiffeisen Schweiz und die Mobiliar gehen ab Anfang 2021 eine strategische Partnerschaft ein. Im Zentrum steht das Thema Wohnen zu dem eine digitale Plattform lanciert werden soll.
Die Partnerschaft zwischen dem grössten Anbieter von Hypotheken und dem grössten Haushaltsversicherer in der Schweiz finde auf Augenhöhe statt und gehe über eine klassische Vertriebskooperation hinaus, erklärten Raiffeisen Schweiz-Chef Heinz Huber und Mobiliar-CEO Markus Hongler am Mittwoch an einer Medienkonferenz.
Der Schulterschluss bietet grosses Potenzial, erklärten die beiden Chefs weiter. Schliesslich bediene Raiffeisen an knapp 850 Standorten insgesamt 3,5 Millionen Kunden und die Mobiliar an 160 Standorten an die 2,1 Millionen. Zudem teilten die genossenschaftlich geprägten Gruppen dieselben Werte und seien nahe am Kunden.
Plattform zum Thema Wohnen
Nebst der gegenseitigen Vermittlung von Bank-, Vorsorge- und Versicherungsprodukten sei auch das Erarbeiten gemeinsamer Produkte geplant, hiess es weiter. Im Fokus steht dabei das Ökosystem Wohnen. Da wollen die beiden Partner eine digitale Plattform aufbauen, die im ersten Halbjahr 2021 an den Start gehen soll.
Wie genau diese Plattform aussehen wird, ist noch unklar. Das Prinzip sieht vor, dass rund um die Wertschöpfungskette zum Thema privates Wohneigentum Dienstleistungen, Bank- und Versicherungsprodukte angeboten werden. Das beginne bei der Suche nach einem Wohnobjekt zum Kauf, gehe über Angebote zur Renovation des Objekts bis hin zum Verkauf, sagte Huber. Zielsegmente seien junge Kunden, Familien und KMU.
Raiffeisen Schweiz und die Mobiliar müssen beim Aufbau der Plattform nicht bei null beginnen. Raiffeisen kann beispielsweise den Vermittlungsmakler Immocasa in die Waagschale werfen, die Mobiliar das mit Garaio REM lancierte Mieterportal Aroov oder den Umzugsversicherer Swisscaution sowie die gemeinsam zum Thema mit der Ringier-Gruppe bewirtschafteten Marktplätze. Das Investitionsvolumen halte sich in Grenzen, hiess es.
Die Wohn-Plattform soll von einem noch zu gründenden Gemeinschaftsunternehmen betrieben werden. Daran wollen sich die beiden Parteien – vorbehältlich behördlicher Genehmigungen – zu je 50 Prozent beteiligen. Ansonsten gebe es in diese Kooperation keine Kapitalverflechtungen, hielt Mobiliar-Chef Hongler fest. Und die Plattform stehe auch Drittanbietern offen.
Partnerschaft mit Helvetia beendet
Die Zusammenarbeit zwischen Raiffeisen und Mobiliar hatte sich angedeutet. In den Medien wurde darüber spekuliert. Raiffeisen, die im Versicherungsbereich noch mit der Helvetia zusammenarbeitet, hatte nämlich bereits im letzten Jahr die Kooperation öffentlich ausgeschrieben. Und vergangene Woche gaben Raiffeisen und Helvetia bekannt, dass sie ihre seit 1999 bestehende Vertriebskooperation auf Ende Jahr beenden.
Raiffeisen-Präsident Guy Lachappelle begründete die Beendigung der Partnerschaft mit der Helvetia mit dem «etwas eindimensionalen» Modell der bisherigen Zusammenarbeit. Huber fügte dazu an, dass es nun mit der Mobiliar möglich sei, eine Partnerschaft aufzubauen, die weitergehe als jene mit Helvetia.
In den Diskussionen mit der Helvetia habe sich gezeigt, dass der Versicherer einen anderen Weg gehe als Raiffeisen, so Lachappelle weiter. Eine Rolle habe allerdings auch gespielt, dass die Helvetia mit dem Hypothekenvermittler Moneypark über eine direkte Konkurrenz im Hypothekargeschäft verfüge, räumte er ein: Das habe etwa bei der Ablösung von Hypotheken auch schon für die «eine oder andere Irritation» gesorgt. (awp/mc/pg)