Stark schwankende Märkte können Anleger lähmen. Sie verunsichern Investoren und führen zu kurzfristigem Denken. Die Folge: Viele Anleger steigen zum falschen Zeitpunkt aus.
von Nick Clay, Portfolio Manager der Redwheel Income Strategy
Was das für Folgen der Ausstieg zum falschen Zeitpunkt haben kann, zeigt ein Beispiel: Wenn ein Investor aus Angst oder beim Versuch des Markt-Timings die zehn besten Tagesrenditen seit 1990 im MSCI World Index verpasst hat, hat er viel Rendite eingebüsst. Konkret: Die Rendite fällt um 53 Prozent niedriger aus – und das einfach nur, weil der Investor die Renditen an zehn von 8534 Tagen versäumt hat. Wahrscheinlich sind viele Anleger von diesen Verlusten betroffen. Schliesslich fielen die zehn besten Tage – also die mit den grössten täglichen Kursgewinnen – in die volatilsten Zeiten der Märkte in den Jahren 2008 und 2020.
Natürlich kann niemand vorhersagen, wann die zehn besten Tage eintreten werden. Wer also glaubt, er könne den Markt so timen, dass er sie nicht verpasst, macht sich etwas vor. Gleiches gilt für die zehn schlechtesten Tage: Keiner weiss, wann sie kommen werden. Das ist sehr schade – schliesslich haben sie einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtrendite. Hätten Anleger die zehn schlechtesten Tage seit 1990 vermeiden können, wäre die Rendite um 211 Prozent höher gewesen.
Dividendenstrategien – Anleger profitieren von Aufzinsung
Dennoch können Anleger in Zeiten volatiler Märkte, in denen das Risiko schlechter Börsentage zunimmt, das Abwärtsrisiko begrenzen – zum Beispiel mit regelmässigen Investments in Dividendenstrategien. Damit profitieren sie durch die Reinvestition der regelmässigen Ausschüttungen von der Aufzinsung dieser Erträge. In schwankenden Märkten wird dieser Effekt sogar noch stärker, da die Dividenden auch bei fallenden Kursen reinvestiert werden. Das führt zu einem grösseren Engagement, wenn es wieder nach oben geht.
Bei der Entnahme von Kapital ist ein Dividendenkonzept ebenfalls hilfreich. Wenn Anleger nur die Erträge entziehen, können sie über den gesamten Marktzyklus hinweg voll investiert bleiben. Der Verkauf von Anteilen zu einem ungünstigen Zeitpunkt wird so vermieden.
Fonds erwirtschaften mehr Rendite als ihre Anleger
Der endgültige Beweis dafür, ob Anleger Investitionen richtig timen können, lässt sich durch einen Blick auf die durchschnittliche Rendite von Investmentfonds im Vergleich zur durchschnittlichen Rendite für ihre Anleger erbringen. Ruben Briones von QuantDare untersuchte die Renditen von 15‘000 Investmentfonds aus verschiedenen Anlageklassen von 2015 bis 2022. Die durchschnittliche jährliche Rendite der Fonds betrug 3,16 Prozent, die der Anleger lag bei 2,63 Prozent – zurückzuführen ist diese Differenz auf das schlechte Timing von Kauf und Verkauf. So schwer es also fallen mag: Anleger sollten sich von den Schlagzeilen nicht verunsichern lassen.
Über Redwheel
Redwheel ist ein spezialisierter, unabhängiger Investmentmanager mit einer aktiven Investmenttradition, die auf einem Fundament aus Innovation, originellem Denken und hoher Überzeugung beruht. Das Unternehmen wurde im Jahr 2000 mit dem Ziel gegründet, ein Umfeld zu schaffen, in dem aussergewöhnliche Fondsmanager mit einem hohen Mass an Investitionsautonomie arbeiten und die Vorteile ihrer Fähigkeiten langfristig maximieren können. Die sieben Anlageteams sind auf Aktien aus Industrie- und Schwellenländern, Wandelanleihen und Ertragslösungen spezialisiert. Im Rahmen dieser Strategien werden insgesamt 17,9 Milliarden US-Dollar (Stand 30.09.2022) im Auftrag von Kunden verwaltet, zu denen einige der führenden globalen Institutionen und Berater gehören. Redwheel beschäftigt mehr als 150 Mitarbeiter, darunter 56 engagierte Anlageexperten und hat Niederlassungen in London, Miami und Singapur.