Liestal – Gegen das im September vorgestellte erste Paket der Kostendämpfungsmassnahmen, das auch ein Referenzpreissystem für patentabgelaufene Arzneimittel beinhaltet, gibt es heftigen Widerstand seitens der führenden Akteure im Schweizerischen Gesundheitssystem. „Wir lehnen beide vom BAG in die Vernehmlassung gegebenen Referenzpreis-Modelle – das Modell mit Preisabschlag, wie auch das Modell mit Meldesystem – klar ab“, macht Thomas de Courten, Nationalrat und Präsident von Intergenerika unmissverständlich klar. „Das Referenzpreissystem ist durch und durch unsozial – zudem würde ihm die demokratische Legitimierung fehlen. Die vorgesehenen Änderungen im Krankenversicherungsgesetz KVG lassen viele Fragen offen und führen zu Rechtsunsicherheit. Die entsprechenden Detailregelungen in den Verordnungen werden nicht durch das übergeordnete Gesetz abgedeckt sein, was für Vollziehungsverordnungen wie die KVV und KLV kritisch ist.“
Unsozialer Einschnitt – Patienten haben das Nachsehen
Ein Referenzpreissystem wäre nicht nur politisch problematisch, es würde darüber hinaus eine höchst destabilisierende Wirkung auf das Gesundheitssystem ausüben, weiss Axel Müller, promovierter Apotheker und Intergenerika Geschäftsführer, und verweist auf die verheerenden Folgen vor allem für die Patienten: „Gerade Langzeitpatienten wären mit laufenden Medikamentenwechseln konfrontiert, was die Therapietreue massiv gefährdet. Referenzpreise würden zudem die Wahlfreiheit der Ärzte, Patienten und Leistungserbringer erheblich einschränken, marginale Prämiensenkungen würden vom Versicherten kaum wahrgenommen werden und Kranke müssten überdies Zuzahlungen leisten, die nicht ihrer Franchise angerechnet werden. Ein Waterloo für Patienten!“
Verschärfung der Versorgungssicherheit, Schwächung der heimischen Industrie
Verheerende Folgen hätte ein Referenzpreissystem auch für die Versorgungssicherheit, weil die sinkenden Preise zu tieferen Erträgen bei den Herstellern führen würden. Diese würden wiederum mit reduzierten Dienstleistungen und kleineren Lagern reagieren müssen, was zu vermehrten Lieferschwierigkeiten führen wird. „Ein circulus vitiosus“, sagt der Gesundheitsexperte Axel Müller“. Bereits jetzt bestehen immer mehr Lieferengpässe, wie sich auf der Webseite der Schweizerischen Zulassungsbehörde swissmedic unschwer erkennen lässt. Mit den vorgestellten Modellen würden kostengünstige Generika und Biosimilars nach der erneuten, unverhältnismässig hohen Preissenkung vermehrt vom Markt zurückgezogen werden. Das schwächt die heimische Industrie. Daran kann niemandem gelegen sein.“
Referenzpreissystem mit geringen Chancen auf Akzeptanz
Kurzum: Angesichts der Fülle von Nachteilen und klaren Verdikte in früheren Volksabstimmungen mit ähnlicher Zielrichtung dürfte das Referenzpreissystem kaum akzeptiert werden dürfen. „Es wäre ein Fehler mit fatalen Folgen, das aktuelle System des differenzierten Selbstbehalts durch ein Referenzpreissystem zu ersetzen“, warnt Axel Müller. Denn schon heute leisten Generika einen jährlichen Sparbeitrag in Höhe von 1 Milliarde Franken. (Intergenerika/mc/ps)
Über Intergenerika
Intergenerika ist die Vereinigung der führenden Generikafirmen in der Schweiz, die ihrerseits über 90% des Generika-Volumens in der Schweiz repräsentieren. Intergenerika fördert die Akzeptanz von Generika durch Aufklärung von Medizinalpersonen, Fachverbänden, Krankenkassen und Patienten und fördert deren Verbreitung als qualitativ mindestens gleichwertige, jedoch preiswertere Arzneimittel. Im Weiteren plant und koordiniert der Verband die Kontakte zu Medien, Behörden und Vereinigungen im Bereiche von Medizinalpersonen und des Gesundheitswesens. Mit allen Massnahmen verfolgt Intergenerika das Ziel einer angemessenen Vertretung von Generika im schweizerischen Arzneimittelmarkt bzw. im schweizerischen Gesundheitswesen.