Reisanbau leidet unter Klimaveränderung
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Hohenheim – Reisbauern, besonders in den grossen asiatischen Flussdeltabereichen, spüren bereits jetzt die Folgen des Klimawandels: Der erhöhte Wasserbedarf bei Dürre und ein steigender Meeresspiegel bedrohen die Ernten. Dabei tragen Reisfelder selbst zur Klimaveränderung bei, weil sie das Treibhausgas Methan ausstossen. Doch einschränken könne man den Anbau trotzdem nicht, gibt Prof. Dr. Folkard Asch, Agrar-Experte für Tropen und Subtropen an der Universität Hohenheim, zu bedenken. Schliesslich sei Reis Grundnahrungsmittel für rund die Hälfte der Weltbevölkerung.
Reisanbau trägt zum Klimawandel bei – der Methanausstoss der überfluteten Felder steht seit einigen Jahren im Blickpunkt der Medien. „Doch darüber darf man nicht vergessen, dass die Reisbauern in erster Linie Opfer des Klimawandels sind“, unterstreicht Asch. Vor allem der Anstieg des Meeresspiegels sei ein massives Problem, warnt Asch. „In den küstennahen Regionen kann Salzwasser in die Felder eindringen. Die Reispflanzen stehen dann massiv unter Salzstress – Ernteeinbussen bis hin zu nicht mehr nutzbaren Feldern sind die Folge.“
Die zunehmende Trockenheit in anderen Regionen bewirke zu dem einen höheren Bewässerungsbedarf. „Die Bauern in den flussaufwärts gelegenen Gebieten entnehmen mehr Wasser, wodurch der Wasserspiegel im Fluss sinkt und im Bereich des Flussdeltas nicht mehr ausreicht“, erklärt der Experte. „Beim Mekong zum Beispiel ist das bereits heute ein Problem. Wir brauchen daher mehr wassersparende Anbaumethoden, beispielsweise mit saisonaler Trockenlegung der Felder.“
Keine Kompensation durch Anbau in höheren Lagen
Anderenorts kann die Erderwärmung den Reisanbau jedoch auch begünstigen: „In Gebieten über 1800 Meter kann man mittlerweile auch Reis anbauen, das wurde bisher nur in wenigen Regionen der Welt praktiziert.“ Viele Länder mit Höhenlagen in Afrika und Amerika wie Madagaskar, Ruanda, Peru oder Bolivien könnten dies nutzen. „Dabei ist es allerdings notwendig, Reissorten, Bestandsführung und Wasserführung anzupassen.“
Wer jedoch glaubt, dass dies einen Ausgleich schaffe und so die Versorgung mit dem Grundnahrungsmittel Reis auch in Zukunft gewährleistet sei, der irrt. „Die neuen Anbauflächen werden bei weitem nicht die Ernteausfälle in anderen Regionen kompensieren können“, meint Asch. „Doch vor allem ist das ein räumliches Problem. Für die Versorgung der Bevölkerung jeweils vor Ort sind auch in Zukunft lokale Lösungen nötig.“
Problem: Treibhausgas Methan aus dem Reisfeld
Natürlich könnten auch die Reisbauern selbst dazu beitragen, den Klimawandel abzubremsen, doch deren Möglichkeiten hält Asch für vergleichsweise begrenzt. Tatsache ist, dass bis zu 25 Prozent der weltweiten Methan-Produktion auf den Nassreisanbau zurückzuführen sind. Durch die Überflutung wird im Boden ein sauerstofffreies Milieu erzeugt, das Methan-erzeugende Bakterien begünstigt – und Methan ist als Treibhausgas rund 21-mal wirksamer als Kohlendioxid.
Doch in vielen Regionen der Erde, die dauerhaft überflutet sind, gibt es zum aquatisch wachsenden Reis als Grundnahrungsmittel keinerlei Anbaualternative. „Grosse Flächen in Asien und Afrika sind für nichts anderes ausser Reis geeignet. Sie würden im Übrigen – wie Moore oder Marschen – auch ohne Reisanbau Methan ausstossen, wenn auch in geringeren Mengen“, gibt der Experte zu bedenken.
Trockenphasen gegen Methan
Etwas anders verhält es sich bei Anbausystemen, die nur saisonal überflutet sind. „Hier kann man leichter Trockenphasen einbauen, den Belüftungszustand des Bodens verändern und auf diese Weise die Methanbildung begrenzen“, erklärt Asch. An der Verbreitung solcher Methoden arbeite man längst. Eine Einschränkung der Produktion aus Klimaschutzgründen sei jedoch kaum denkbar. Es gebe sogar innerhalb der Landwirtschaft Stellschrauben, an denen man leichter drehen könne: Schliesslich zeichne nicht nur der Reisanbau, sondern auch die expandierende Rinderhaltung für den landwirtschaftlichen Methanausstoss verantwortlich. „Doch Reis stellt für Milliarden von Menschen ein Grundnahrungsmittel dar – was man von der Kuh nicht behaupten kann.“ (mc/pg)