Reputation Management: Wer hebt endlich den Fussball-Sumpf aus?
Bernhard Bauhofer
Von Bernhard Bauhofer, Founder & Managing Partner von Sparring Partners
Hoch, höher, Hoeness? Einmal mehr ist mit dem Fussballmanager einer der Grosskopferten vom Olymp gestürzt. Dem Vorzeige-Bayer droht wie dem ehemaligen Siemens-Chef Heinrich von Pierer oder Novartis Daniel Vasella die soziale Ächtung, was ihn mehr schmerzen wird als den finanziellen Aderlass. Angesichts des Erfolgs “seines” FC Bayern bleibt die Reputation des erfolgreichen Managers Uli Hoeness intakt; sein persönlicher Ruf hingegen liegt in Scherben. Hoeness ging mit seinen Zeitgenossen stets hart ins Gericht, wurde den an andere gesetzten moralischen Massstäben selbst jedoch nicht gerecht. So wie der Fussballmanager über Jahre ausgeteilt hat, so muss er jetzt einstecken, freuen sich die Kritiker. Auch wenn sich die deutsche Justiz auf dem Fussball-Auge nicht als blind erwiesen hat, sollte dieser Fall Deutschland aufschrecken. Wieso kam dieser Ball durch einen Journalisten ins Rollen und nicht durch einen Steuerfahnder? Auch deren Ruf ist angekratzt. Nach dem filigranen Durchleuchten von Steuer CDs sollte die Gründlichkeit der deutschen Behörden jetzt nicht vor den zigtausenden Transaktionsbelegen des Hoeness-Kontos halt machen.
«Wieso kam dieser Ball durch einen Journalisten ins Rollen und nicht durch einen Steuerfahnder?»
Tief, tiefer, Stoiber! Es ist schon anbiedernd und moralisch höchst fragwürdig, wie der ehemalige bayerische Ministerpräsident und jetzige Brüssel-Bürokrat Edmund Stoiber sich in Talkshows und Interviews unermüdlich für seinen “Freund Uli” ins Zeug wirft und wenige Tage nach dessen Verurteilung zu dreieinhalb Jahren Haft sich für ein Comeback stark macht. Genauso verfehlt ist die Drohung von Vizekanzler Sigmar Gabriel gegen die Schweizer Banken als Folge des Hoeness-Skandals, da sie das Prinzip von Ursache-Wirkung völlig ausblendet. Hätte Deutschland endlich ein faires und vereinfachtes Steuersystem, dann würden Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit nicht derart florieren.
«Wo Milliarden im Spiel sind, haben familiäre Vereinsstrukturen und Spezlwirtschaft nichts verloren.»
Doch darf bei diesem Fall nicht der Fussball aussen vor gelassen werden. Der Fall Uli Hoeness zeigt, dass eben nicht nur bei FIFA Korruption und Geldwäsche ein Thema ist, sondern eben auch vermeintliche Vorzeigevereine wie der FC Bayern München durch diesen massiven Fall der Steuerhinterziehung in ein dunkles Licht geraten. Hat der Manager wirklich nur mit seinem eigenen Geld gezockt? Flossen gar Schmiergelder von honorigen Sponsoren? Es stinkt schon lange in einem Geschäft, in dem irrwitzige Summen fliessen und dreistellige Millionensummen für Spieler-Transfers gezahlt werden. Gerade die Sponsoren – Weltunternehmen, die sich Transparenz und strikte Governance auf die Fahnen schreiben, sollten im Sinne der Glaubwürdigkeit hier Druck auf die Fussballorganisationen ausüben. Wo Milliarden im Spiel sind, haben familiäre Vereinsstrukturen und Spezlwirtschaft nichts verloren.