Von Jack Loudoun, Chief Investment Officer, REYL Overseas
Genf / Zürich – Die USA leben wirtschaftlich weit über ihre Verhältnisse. Das Ausgabendefizit ist der Elefant im Raum geworden. Die Refinanzierung der Schulden und die Zinskosten sind ein enormer Gegenwind für die USA.
Monteverdi war ein Schweizer Luxusautohersteller. Er wurde 1967 von Peter Monteverdi gegründet. Sein erstes Modell war der Monteverdi High Speed 375S. Er kombinierte Schweizer Handwerkskunst und Ingenieurskunst mit amerikanischer Muskelkraft in Form eines Chrysler V8. Die Produktion wurde 1982 eingestellt. Monteverdis Autos sind heute grösstenteils nur noch bei Concours d’Elegance zu sehen. Die USA und die Schweiz sind nach wie vor sehr nahe. Die USA sind der zweitgrösste Handelspartner der Schweiz, die Schweiz ist der siebtgrösste ausländische Investor in den USA. Rund 500 Schweizer Unternehmen sind in den USA tätig und schaffen rund 317’000 Arbeitsplätze. In der Schweiz beschäftigen US-Unternehmen rund 104’000 Personen.
Disruption
Die Schweiz bietet eine Reihe einzigartiger Wettbewerbsvorteile in einer zunehmend disruptiven Welt: Der politische und gesellschaftliche Wandel sowie die wirtschaftliche Volatilität und die geopolitische Unsicherheit haben in den letzten Jahren noch zugenommen. Die Pandemie, der Krieg zwischen Russland und der Ukraine und die Krise im Nahen Osten haben in den entwickelten Volkswirtschaften zu ernsten Haushaltsproblemen geführt. Gleichzeitig scheinen die jüngsten technologischen und demografischen Veränderungen die Polarisierung noch zu verstärken. Grossbritannien hat in vier Jahren vier Premierminister erlebt, was in regelmässigen Abständen zu Problemen bei der Erschliessung der Anleihenmärkte und beim Ansehen im Ausland geführt hat. Die übermässigen Staatsausgaben lassen nun Steuererhöhungen befürchten. Auch im übrigen Europa ist ein politischer Wandel im Gange, der eine Reihe eigener Probleme mit sich bringt, die über die alltäglichen Anforderungen hinausgehen, 27 Länder harmonisch an einen Tisch zu bringen.
Die USA sind führend
Die USA bieten die breitesten und liquidesten Märkte für die weltweit dominierende Währung des US-Dollars. Innovation und Technologie sind die Triebfedern der führenden US-Unternehmen, die nur wenige Konkurrenten haben und allgemein bekannt sind. Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sagte kürzlich: «Amerika innoviert, China kopiert und Europa reguliert». Doch so wie es ein Crescendo negativer Kurzzeitnachrichten über den Zustand der politischen Szene in den USA gibt, darf man auch nicht vergessen: Europa zählt 744,9 Millionen Menschen und die Schweiz ist ein Tor für Kapital und Investitionen.
Weitere viere Jahre
Im Gegensatz zum Hype, Trubel und Aufregung rund um die US-Wahlen ist die politische Szene in der Schweiz wesentlich stabiler. Für zwei Länder, die in vielen Bereichen so eng miteinander verbunden sind, ist es interessant, die deutlichen Unterschiede in anderen Bereichen zu sehen, nämlich in der Politik.
Auf die Frage an die Künstliche Intelligenz, wie viele Artikel über die Wahlen in den USA geschrieben wurden, gibt es eine aussergewöhnliche Antwort, weil sie nicht sehr detailliert ist. Das Beste, was die KI antworten konnte, dass Tausende von Artikeln gedruckt worden sind. Es gilt daher, skeptisch gegenüber den Umfragen zu sein, die schon 2016 und beim Brexit schlechte Arbeit geleistet haben. Dennoch gibt es einige Bereiche, die hervorzuheben sind.
Was dieses Jahr einen Unterschied machen könnte, ist die Demografie: Es könnte das erste Mal seit 30 Jahren sein, dass die Boomer-Generation (1946 bis 1964) nicht mehr die dominierende Wählergeneration ist, da sie von der Generation Z (1997 bis 2012) und den Millennials (1981 bis 1996) verdrängt wurde. Dies könnte in Verbindung mit der Wahlbeteiligung von Bedeutung sein. Die Verfahren gegen Donald Trump waren öffentlich. Aber Bloomberg berichtet, dass beide Parteien mehr als 165 separate Klagen in 37 Staaten erhoben haben, was einen bedrohlichen Ton für die Verfahren anschlägt, wenn Rechtsstaatlichkeit gefragt ist.
Exzessive Ausgaben
Ein Ausgabendefizit vor einer Wahl ist nichts Ungewöhnliches. Aber es ist der Elefant im Raum geworden. Die USA leben wirtschaftlich weit über ihre Verhältnisse. Die Bundesregierung gibt für jeden eingenommenen Dollar 1,39 US-Dollar aus, was in einer expansiven Phase des Konjunkturzyklus nicht gerechtfertigt ist. Die Refinanzierung der Schulden und die Zinskosten sind ein enormer Gegenwind für die USA. Aufgrund der Dominanz der US-Schulden über die Sicherheiten sind alle globalen Anlageklassen davon betroffen.
Die Analyse, was die Republikaner oder Demokraten tun werden und was nicht, ist nicht in Stein gemeisselt. In der Tat gibt es das Argument, dass die Bürokratie der Regierung auf lange Sicht weitergeht. Dies unabhängig davon, wer im Weissen Haus sitzt. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass keiner der beiden Kandidaten ein Interesse daran gezeigt hat, die Ausgaben unter Kontrolle zu bringen. Die Kontrolle des Kongresses ist daher der Schlüssel für die Fähigkeit der beiden Kandidaten, das zu tun, was sie wollen.
Die Beziehungen zwischen der Schweiz und den USA werden durch Gemeinsamkeiten und Unterschiede weiter gestärkt. Ein Wechsel im Weissen Haus wird die wirtschaftlichen Beziehungen nicht wesentlich verändern. Die Welt verändert sich jedoch. Die Schweiz hat eine einzigartige Rolle zu spielen, die sie weiterhin für Kapital, Wohlstand und Investitionen attraktiv machen dürfte. (REYL/mc/ps)