Basel – Prof. Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel hat gemeinsam mit Prof. Trevor Bedford vom Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle den Open Science Prize gewonnen. Die beiden Wissenschaftler erhalten die Auszeichnung für ihr öffentliches Online-Tool «nextstrain.org», mit dem sich die Evolution und Ausbreitung von Krankheitserregern wie Ebola oder Zika in Echtzeit überwachen lässt.
Neher, der erst vor kurzem ans Biozentrum der Universität Basel berufen wurde, und Prof. Trevor Bedford konnten sich in der Finalrunde um den Open Science Prize mit ihrer frei zugänglichen Webseite nextstrain.org gegen zwei andere Teams durchsetzen. Sie erhalten nun die mit umgerechnet rund 230’000 Schweizer Franken dotierte Auszeichnung. Die von den beiden Forschern entwickelte Plattform macht wissenschaftliche Daten für die Öffentlichkeit besser zugänglich und nutzbar.
«Big Data» zum Wohle der Gesellschaft
Die von ihnen entwickelte Software zeigt eindrucksvoll, wie «Big Data» für die Verbesserung der globalen Gesundheit genutzt werden können. Sie analysiert, wie sich ein Virus verändert und erlaubt Prognosen darüber, welcher Stamm sich durchsetzt und ausbreitet. Damit bekommen Gesundheitsbehörden und medizinisches Personal weltweit ein Tool in die Hand, mit dem sich der Ausbruch und der Verlauf von Epidemien wie zum Beispiel Ebola besser kontrollieren lässt und ihnen ermöglicht, zeitnah entsprechende Massnahmen einzuleiten.
«Als der Preis ausgeschrieben wurde, war die Ebola-Epidemie gerade am Ausklingen. Diese Epidemie hat uns die Nützlichkeit einer Plattform, mit der sich die Ausbreitungswege von Ebola live verfolgen lassen, deutlich gemacht», sagt Richard Neher. «Dass wir damit nun den Open Science Preis gewonnen haben, ist eine schöne Wertschätzung unserer Arbeit.»
Physiker lebt «Open Access»
Richard Neher ist seit Februar 2017 Associate Professor für «Computational Modeling of Biological Processes» am Biozentrum der Universität Basel. Zuvor war er Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen. Neher studierte Physik an den Universitäten Göttingen und München, wo er 2007 promoviert wurde. Anschliessend forschte er als Postdoktorand am Kavli Institute for Theoretical Physics an der University of California, Santa Barbara.
In seiner Forschung beschäftigt sich Neher mit der Evolution von Viren und Bakterien. Dabei liegt ihm viel am öffentlichen Zugang zu Daten und Forschungsergebnissen. Für seine Arbeiten erhielt Neher bereits mehrere Auszeichnungen. So war er Stipendiat des Elite-Netzwerkes Bayern und Preisträger des Harvey L. Karp Discovery Award 2009. Im Jahr 2011 erhielt er einen «Starting Grant» des Europäischen Forschungsrats ERC.
Weltweiter Wettbewerb um Open Science Prize
Der Open Science Prize wurde von den amerikanischen National Institutes of Health (NIH) und dem Howard Hughes Medical Institute sowie dem britischen Wellcome Trust gestiftet. Der Preis hat zum Ziel, die Entwicklung von Technologien oder Tools zu unterstützen, die die exponentiell wachsenden Datenmengen für die Öffentlichkeit nutzbar machen und damit die biomedizinische Forschung und insbesondere die Gesundheitsversorgung voranbringen.
Insgesamt 96 internationale Teams aus 45 Ländern haben sich auf die Ausschreibung des Preises im Jahr 2015 beworben. In einer ersten Phase wurde sechs Projekte ausgewählt, dabei erhielt jedes Team etwa 80’000 Franken zur Entwicklung eines Prototyps. In einer öffentlichen Abstimmungsrunde und durch eine Expertenjury wurde schliesslich «nextstrain.org» von Neher und Bedford als bester Prototyp und damit Open Science Prize Gewinner ermittelt. (Universität Basel/mc/pg)