Von Robert Jakob
Man glaubt seinen Augen und Ohren nicht zu trauen. Ein die Botoxbäckchen hochziehender Putin umgarnt mit kruden Versprechen Vertreter des afrikanischen Kontinents, doch gefälligst mit ihm gemeinsame Sache zu machen.
Kurz vor dem «Afrika-Gipfel» hat Russlands Präsident jene Anlagen bombardiert, die in der Ukraine für die weltweite Getreideausfuhr, insbesondere nach Afrika, wichtig sind: Russland unternehme alle Anstrengungen, um eine Nahrungsmittelkrise zu verhindern. So lässt sich der Kremlchef in den gleichgeschalteten russischen Medien zitieren. Sein Land wolle die Beziehungen zu den afrikanischen Staaten in Handels- und humanitären Fragen vertiefen und mit ihnen bei der Entwicklung ihrer Finanzen zusammenzuarbeiten. Gerade Letzteres ist Gift. Geködert werden dürfen die Teilnehmer des Russland-Afrika-Gipfels in St. Petersburg mit Geschenken, die ihnen St. Putin (O-Ton Süddeutsche Zeitung) verspricht. Burkina Faso, Simbabwe, Mali, Somalia, die Zentralafrikanische Republik und Eritrea sollen jeweils 25.000 bis 50.000 Tonnen (Getreide) gratis erhalten. Die Namensliste liest sich wie das Who’s Who der afrikanischen Undemokratien, die in fester Hand von Diktatoren liegen oder wie im Falle Somalias und Simbabwes eine lange Tradition aus Piraterie und krudem Machtmissbrauch pflegen.
Afrika kann sich entscheiden…
Ein guter Kaufmann muss ehrlich sein. Das ist natürlich beim hl. Putin und seinem Gangsterregime nicht der Fall, und so verkommt der Afrikagipfel im kalten Norden zur ambivalenten Veranstaltung. Waren 2019 noch 43 Staatschefs als Vertreter des afrikanischen Kontinents mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern anwesend, so sind in diesem Jahr nur 17 dabei. Immerhin haben die anderen 32 Länder Vertreter oder Botschafter als Beobachter entsandt. Das kann ja nicht schaden, und die Gesandten geniessen wenigstens den Kurzurlaub im frischen Ostseesommer.
…«für eine gerechte multipolare Weltordnung».
Der Kreml führt die schleppende Begeisterung für den Petersburger PR-Event natürlich auf bösartige westliche Kampagnen zurück. Kremlsprecher Dmitri Peskow betonte vor Beginn des Gipfels, es habe eine „unverhohlene dreiste Einmischung durch die USA, Frankreich und andere Staaten über ihre diplomatischen Missionen in afrikanischen Ländern“ stattgefunden. Der totale Hohn spricht aus dem angeblichen Ziel der Veranstaltung einer «gerechten multipolaren Weltordnung». Das russische Söldnerunternehmen Wagner wird für seine Dienste für die Regime im Sudan, Mali oder in der Zentralafrikanischen Republik mit dem Segen des Kremls bekanntlich durch Pfründe an den dort vorhandenen Rohstoffen entschädigt. Der Verkaufserlös landet direkt in den tiefen Taschen des Militärunternehmens Wagner. So kommt zusammen, was zusammengehört, und das mag auch erklären, weshalb Wagner-Chef Prigoschin plötzlich in St. Petersburg auftaucht. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich, wie der Volksmund sagt: Der grosse Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg spricht bei solchen Zusammenhängen von «Kriminal-Darwinismus».
Dass nun Putin grosskotzig Simbabwe einen Hubschrauber schenkt, zeigt die Stossrichtung. Es geht um militärischen Einfluss. Nach Angaben des Kremlchefs hätte Russland schon ein Abkommen über militärtechnische Zusammenarbeit mit mehr als vierzig afrikanischen Staaten geschlossen.
Schätze über und unter dem Boden
Afrika ist auch für China interessant. Denn das Reich der Mitte ist reich an Gebirgen, aber arm an Ackerfläche pro Einwohner. Derzeit entfallen auf China mit 18 Prozent der Weltbevölkerung nur rund sieben Prozent des weltweiten fruchtbaren Bodens. Das sind nicht einmal 1 000 Quadratmeter pro Einwohner. Zum Vergleich: Beim weltweiten Spitzenreiter Australien sind es rund 20 000m2.
Die Zukunft liegt gleich in doppeltem Sinne in der Erde. Das haben auch noch andere Diktaturen wie Nordkorea verstanden. Deren Machthaber Kim Jong-un bemüht sich schon seit Längerem um afrikanische Staaten, allerdings auf kleinerer Flamme als Russland. Da Nordkorea selbst Hunger leidet, beschränkt sich das Angebot auf rein Militärisches. Aber selbstverständlich unterstützt Kim die «neue Weltordnung» gegen den Westen, weshalb mit Schoigu erstmals seit 1991 wohl auf Putins Geheiss ein Verteidigungsminister Russlands dem weitgehend isolierten Diktator einen Anstandsbesuch machen musste. Dort besichtigte Schoigu auch die neusten Waffen des durchgeknallten Staatschefs in dessen reich ausgestatteten Militärmuseum. Nordkorea braucht dringend Rohstoffe und Nahrungsmittel. Russland wiederum hat nichts gegen ein paar zusätzliche Waffenlieferung von Freunden der freien multipolaren Weltordnung wie sie doch in Pjöngjang oder Teheran inmitten ihrer pulsierenden Metropolen mit «glücklichen Untertanen» sitzen.
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