Von Robert Jakob
Einige Kommunikationsabteilungen kotierter Firmen tun sich schwer mit ihren Kunden. Zu Letzteren gehören nun mal auch die Investoren, allen voran die Aktionäre.
Neustes Beispiel liefert Feintool. Die Spezialistin für Feinformen, -pressen und -schneiden hat eine grosse Last zu schultern. Anfang Dezember letzten Jahres verblüffte das Unternehmen mit einer Grossübernahme. Bei einem Eigenkapital von 338.4 Millionen Franken und einem Umsatz von gut einer halben Milliarde war Kienle + Spiess, ein deutscher Zulieferer von Komponenten für elektrische Motoren und Generatoren für elektrifizierte Fahrzeuge, ein Brocken von mehr als einem Drittel der Schlagkraft von Feintool. Die Übernahme machte Sinn, aber Zeitpunkt und Umfang waren wohl ungünstig. Kritischen Fragen des Verfassers wich die Presseabteilung bewusst aus. Während voller fünf Monate herrschte Unklarheit, weshalb Verleiderverkäufe der Feintool-Aktie zusetzten. Der erst im letzten Moment festgesetzte Dumpingpreis für die neuen Aktien aus der 200 Millionen dicken Kapitalerhöhung war eine logische Folge der Vogel-Strauss-Politik. Investor Relations geht besser.
Klassische Maschinenbauer wie Feintool sind sehr konjunkturempfindlich. In den hochkomplexen Apparaten ist neben jeder Menge Stahl auch viel Elektronik verbaut. Ersteres ist nicht billig, und bei Letzterem harzt bekanntlich die Lieferkette. Gleichzeitig ist das Lysser Unternehmen in erster Linie Zulieferer der Automobilindustrie, und die kann wegen Teilemangel von Kabelsträngen bis Leiterplatten nicht mehr richtig produzieren. Da kommt halt im Moment einiges zusammen. Aber muss man sich deshalb vor Fragen ducken und Abmachungen nicht einhalten?
Gleiches Spiel bei der Rorschacher Starrag: Monatelanges Herumdrucksen um Fragen zur Marktsituation. Auf den Newsseiten wird man mit ein paar Success-Stories in Hightechbranchen beglückt, aber belastbare Fakten werden in diesen anspruchsvollen Zeiten verschwiegen. Die Folgen auch hier für die Investoren: Blindflug statt Information. Was auffällt bei Firmen wie Kabelwerke Brugg, Starrag oder Feintool, die sich plötzlich verleugnen, ist, dass es KMU sind, die mit mittleren dreistelligen Millionenumsätzen spielen. Man ist da vielleicht verwundbarer, da sehr spezialisiert, aber ohne grosse Marktmacht. Und man ist extrem konjunktursensibel, da meist in der teuren Investitionsgüterbranche tätig. Doch gerade dann ist offene und ehrliche Kommunikation wichtig. KMU sind Rückgrat der Schweizer Wirtschaft und vor allem der Arbeitsplätze. Die IR- und CC-Abteilungen müssen also unbedingt ihre Hausaufgaben machen.
Der neue seriöse Mutmacher und Ratgeber von Robert Jakob zu CORONA kann ab sofort beim Landtwing Verlag bestellt werden:
http://www.landtwingverlag.ch/store/p42/F.CK_YOU_CORONA.html