Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Was der Konkurs der First Republic Bank für die Schweiz bedeutet

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Was der Konkurs der First Republic Bank für die Schweiz bedeutet
Filiale der First Republic Bank in den USA.

Von Robert Jakob

Aller guten Dinge sind drei. Nach der Sillicon Valley Bank und der Signature Bank muss nun mit First Republic die dritte mittelgrosse US-amerikanische Regionalbank abgewickelt werden. Zu Beginn vergangener Woche hatte die First Republic einen Einlagenabfluss von mehr als 100 Milliarden Dollar im ersten Quartal offenbart und das bei Assets von 212 Milliarden.

Noch Ende 2022 waren die drei Banken keine offensichtlichen Problemfälle. Die kalifornische Sillicon Valley Bank hatte beispielsweise eine Kernkapitalquote Tier 1 von über 15 Prozent. Aber sie sass auch auf unrealisierten Wertverlusten von Anlagegeldern in Höhe von 15 Milliarden Dollar. Die New Yorker Signature Bank hatte etwas weniger Kernkapital und war neben dem Geldverleih an Hightech-Firmen auch in Kryptowährungen sehr aktiv.

Die First Republic konnte im März, als die beiden anderen Banken bereits abgewickelt wurden, eine Pleite abwenden, weil elf grosse Finanzunternehmen insgesamt 30 Milliarden USD in die Bank pumpten. JPMorgan, Bank of America, Wells Fargo und Citigroup (in der Reihenfolge der Marktkapitalisierung) schossen jeweils fünf Milliarden Dollar ein.

JPMorgan Chase meldete für das erste Quartal 2023 den grössten Gewinnsprung mit über fünfzig Prozent auf 12,6 Milliarden Dollar. Die Bank verzeichnete zudem Rekordbruttoerträge von 38,3 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: die Jahresnettogewinne der drei abgeschmierten Regionalbanken lagen jeweils bei gut einer Milliarde.

Alle drei Banken hatten allerdings im Gegensatz zur CS erfolgreiche, ja fulminante Wachstumsstorys hinter sich. First Republic’s Marktwert lag im November 2021 noch bei 40 Milliarden Dollar, etwa auf dem Niveau der UBS. Jetzt kam es zu einem vorläufigen Tief bei 557 Millionen. Vorbörslich ging es an den europäischen Handelsplätzen für die Aktie erneut um die Hälfte bergab. Sie ist de facto wertlos.

JP. übernehmen Sie!
Der Branchenprimus JPMorgan darf nun übernehmen. Oder besser: Er muss. Denn genau wie im Fall Credit Suisse in der Schweiz wurde für die Abwicklung der First Republic Bank in den USA Notrecht angewandt (Politiker sprechen lieber von Gesetzesauslegung eines banking laws aus dem Jahr 1994). Das kommt uns in der Schweiz auch bekannt vor, oder? Natürlich kann man niemanden zwingen: Offiziell hat JPMorgan Chase einen Bieterwettbewerb gewonnen. Allerdings wurde der von der amerikanischen Einlagensicherung versüsst. Die FDIC teilte mit, dass JPMorgan alle verbliebenen Einlagen in Höhe von 103,9 Milliarden US-Dollar übernehmen werde.

Ruhe vor dem nächsten Sturm?
Das Problem mit den bank runs in den USA liegt tiefer. Unternehmen und Haushalte verbrauchen für die Folgen der steilen Zinswende in grossem Stile Bargeld, weil die Finanzierungskosten und Preise gestiegen sind. Auf der hohen Kante liegen eher Schulden wie Autokredite und Hypotheken statt Anleihen oder abgesicherte oder zumindest ausbalancierte Depots. Die Bonität der Schuldner dreht jetzt ähnlich wie 2008/2009 ins Säuerliche. In den nächsten Monaten ist mit weiterem Stress im Bankensystem zu rechnen. Eine Erhöhung der Eigenkapitalquote oder ein Stresstest sind keine Garantie dafür, dass es nicht zu Liquiditätsproblemen kommt. Kleinere Banken sind chancenlos gegenüber einem bank run.

Was hilft, ist schiere Grösse. JPMorgan hält ein Zehntel aller amerikanischer Bankguthaben. Sie ist zu gross, um unterzugehen. Das weiss sowohl die Bank, als auch der Staat. Deshalb greift die FDIC schon mal zur Überbrückung mit den Geldern des Bankensicherungsfonds ein. Sollte es noch schlimmer kommen, wird es der Staat richten müssen. Das ist allen Beteiligten schon jetzt klar.

In der Schweiz würde mit Sicherheit ebenfalls eine kreative Rettungslösung gefunden, käme die systemrelevante UBS unter die Räder. JPMorgan hat ein siebenmal grösseres Marktkapital als die Schweizer Grossbank. Aber die USA haben fast vierzigmal mehr Einwohner. Bleibt zu hoffen, dass die einzige Schweizer Bank, die noch andere kleinere Milliardenplayer schlucken kann, ihr Geschäft nicht ähnlich verbockt, wie das Management der Credit Suisse – sonst wird es für die Steuerzahler extrem teuer.


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