Von Robert Jakob
Mit einem Kurssturz um fast zwei Drittel ihres Wertes hat die Aktie des Covidimpfstoff-Produzenten zur gestrigen Börseneröffnung ihre Fans geschockt. Mittlerweile hat sich der Titel etwas stabilisiert.
47 Prozent Wirksamkeit. Das ist die magere Zwischenbilanz, die CureVac am Montagabend nach der Schlussglocke aller relevanten Börsen für seinen Impfstoff verkünden musste. Das Debakel hatte sich angekündigt. Denn bereits seit vielen Wochen war es bemerkenswert still um den Hoffnungsträger geworden. Normalerweise halten die Kommunikationsabteilungen der Firmen durch wohldosierte Häppchen die Fangemeinde bei Stimmung. Bei CureVac war es viel zu ruhig um den ohnehin mit zeitlicher Verzögerung auflaufenden mRNA-Impfstoff. Statt inoffiziellen Zwischenergebnissen sprach man lange Zeit lieber bereits von einem Impfstoff der «zweiten Generation», der in Zusammenarbeit mit dem britischen Partner GlaxoSmithKline entwickelt werden soll. Dort hat man aber erst präklinische Daten, ist also noch meilenweit von einer allfälligen Zulassung entfernt.
Für zu leicht befunden
Auch wenn Dr. Franz-Werner Haas, Vorstandsvorsitzender von CureVac und gelernter Jurist, am Tag der Offenbarung die Fortsetzung der klinischen Studien mit CVnCOV, dem Vakzin der «ersten Generation», mitteilte, ist der Erfolg mehr als zweifelhaft. CureVac will zu den bestehenden 134 Fällen seiner Zwischenanalyse noch mindestens weitere 80 hinzupacken. Das dürfte aber am Endergebnis nichts ändern. CVnCOV hat nicht das Zeug zum Covid-19-Impfstoff, mag es auch noch so verträglich sein. Das im Februar 2021 initiierte rollierendes Zulassungsverfahren für CVnCOV bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur wird vielleicht gar nicht einmal zu Ende geführt. In diesem Falle hätte CureVac bei seinen mRNA-Impfstoffkandidaten dann nur noch CV7202 gegen Tollwut im klinischen Teststadium.
Interessante Pipeline – trotz allem
Das ist aber bei Weitem noch nicht alles. CureVac besitzt eine reiche Pipeline sowohl für Impfstoffe als auch in der RNA-basierten Krebsimmuntherapie sowie für proteinbasierte Medikamente. Mit den beiden letzteren kann die deutsche Entwicklungsboutique auch unabhängiger von einmaligen Blockbustern wie dem eines Impfstoffes gegen Corona werden. Die Aktie wurde durch die Coronaimpfstoff-Phantasie auf schwindelerregende Höhen gehypt. Darum ist der jetzige Absturz gerechtfertigt. Vom Tiefschlag zur Börseneröffnung hat sich der Titel erholt. Zum Schlusskurs im Xetra-Handel der Deutschen Börse steht nur noch ein Minus von über 40 Prozent zu Buche. Damit bleibt die Aktie immer noch teuer. Erst richtige klinische Erfolge werden die jetzige Bewertung rechtfertigen, egal ob mit Impfstoffen gegen SARS-CoV-2, RSV oder Gelbfieber. Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich halte keine Positionen bei Coronaimpfstoff-Produzenten.
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