Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Das Cola Premium

Buchautor und Moneycab-Kolumnist Robert Jakob.

Von Robert Jakob

Wer hat sich nicht alles an Coca Cola die Zähne ausgebissen. Pepsi mit mehr Klebstoff, sprich: Zucker. afri-cola mit mehr Kunst. Virgin Cola mit mehr Medienspektakel, dank Tycoon Richard Branson.

Da ist es spannend zu beobachten, dass der deutsche Unternehmer Uwe Lübbermann dem Spektakel noch eins draufsetzt und ein Premium-Cola seit genau 20 Jahren produziert, das sehr erfolgreich ist. Interessant ist das dahintersteckende Business-Modell im Sinne eines betriebswirtschaftlichen Gesamtkunstwerks. Lübbermanns Getränkeunternehmen mit Namen Premium stellt nämlich nicht nur koffeinstarke Brause her, sondern auch ein Bioland-Pils, ein Bio-Holunderblütengetränk namens Frohlunder und ein Bio-Mate-Getränk namens Muntermate. Das alles im Kollektiv, will heissen: Lübbermann führt sein Unternehmen konsensdemokratisch. Alle Mitarbeitenden erhalten gleiche Gehälter. Und über Entscheidungen wird abgestimmt. Auch gegenüber Geldgebern, Zulieferern und Kunden herrscht Transparenz. Denn Lübbermann lässt sich in die betriebswirtschaftlichen Zahlen, also in die Karten blicken.

Zahlt sich gegenseitiges Vertrauen aus? Kann Verzicht auf Profitmaximierung gut gehen? Nun, seit zwei Jahrzehnten jedenfalls schon. Und Premium hat sogar die Coronakrise überlebt. In seinem Buch «Wirtschaft hacken» (www.buechner-verlag.de) zeigt Lübbermann wie das geht und welche Schwierigkeiten das mit sich bringt. Dass Kollektivwirtschaft zu langen Diskussionen führt, ist eines der Probleme, die er offen anerkennt. Am Schluss muss halt doch der Chef ab und zu ein Machtwort sprechen. Aber die «Kannst du damit leben?»-Regel, die Lübbermann gerne bei Konflikten anwendet, hat sich in seinem Betrieb bewährt. Vor alle, weil sie lange Diskussionen abkürzt und schnell zum Konsens führt. Lübbermann ist auch selbstkritisch. Mangel an Ehrgeiz wird vom Autor als «ein Grundproblem kollektiven Wirtschaftens» erlebt. Insgesamt scheint er dennoch seinen Seelenfrieden im alternativen Wirtschaftskonzept gefunden zu haben, schon allein weil er trotz 1700 Geschäftspartnerinnen in zwanzig Jahren nie einen Rechtsstreit ausfechten musste.

«Mein Lieblingskriterium für Erfolg: die Abwesenheit von Problemen»
Das Buch (Untertitel: Von einem ganz normalen Unternehmer, der fast alles anders macht) ist ein netter Erfahrungsbericht und öffnet die Augen für einen anderen Weg des Wirtschaftens. «Die Ungleichheit ist kein Ausdruck unterschiedlicher Leistung, sondern das Resultat einer vorgängigen Ungleichheit, die der Markt perpetuiert» ist einer der Kernsätze. Das klingt nach Marx ist aber Lübbermann, der schon rein äusserlich nichts mit Onkel Karl gemeinsam hat. Deshalb laden ihn auch DAX-Unternehmen oder die Vereinigten Arabischen Emirate des Öfteren als Referenten ein.


Uwe Lübbermann
Wirtschaft hacken

Büchner-Verlag, Marburg
Euro 18
ISBN 978-3-96317-233-5

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