Robert Jakobs Wirtschaftslupe: ETF als Gefahr für die Weltwirtschaft?
Von Robert Jakob
ETF haben wie alles auf der Welt Vor- und Nachteile. Dem grossen Vorteil der deutlich günstigeren Gebührenstruktur im Vergleich zu Aktienfonds stehen auch einige knifflige Nachteile gegenüber.
Da ist einmal der „tracking error“. Nicht alle ETF schaffen es, ihren Index ganz genau nachzubilden. Oft liegen sie über die Zeit minimal schlechter. Eine fast vollständige Nachbildung ist zwar wünschenswert, findet ihre Grenzen aber gerade bei Indices, die sehr viele Bestandteile enthalten. So umfasst beispielsweise der bekannte Standard&Poor‘s 500-Aktienindex fünfhundert US-amerikanische Aktien. Den S&P 500 genau nachzubilden ist aufwendig und führt zu hohen Transaktionskosten, was sich auf den Preis des ETF negativ auswirkt.
Abhilfe schafft da zwar die synthetische Indexnachbildung. Sie vereinfacht es auch, in sehr illiquide oder nicht frei handelbare Werte zu investieren, welche für die ETF ansonsten besonders teuer im Ankauf sind. Synthetische ETF tragen jedoch ein Gegenparteirisiko. Der neben ETF und seinem Käufer als Gegenpartei genannte Dritte im Bunde garantiert, dass die Performance des zugrundeliegenden Index exakt abgebildet wird. Über ein vertragliches Tauschgeschäft, einen Swap, wird dies technisch bewerkstelligt.
«Systemisches Risiko»?
Synthetische ETFs sind in ihrer Performance von replizierenden (vollständig nachbildenden oder auch sich nur auf die Indexschwergewichte konzentrierenden) Indexfonds nicht zu unterscheiden. Allerdings kann die Pleite der Gegenpartei dem Fondsmanager einigen Ärger bereiten. Finanzaufsichtsbehörden thematisierten schon öfter ein «systemisches Risiko», was dieser ETF-Gattung etwas den Ruf verhagelte. Allerdings sichern sich die Fonds-Anbieter in der Regel durch Hinterlegung von Sicherheiten der Gegenpartei ab. „Stresstests“ haben ergeben, dass das Gegenparteirisiko ausreichend abgesichert ist. Das Gegenparteirisiko lässt sich nämlich wie alles an der Börse diversifizieren.
Gegner der ETF aus den Reihen der Fondsbranche bringen in letzter Zeit häufig den Dominoeffekt eines ETF-Crashs auf das ganze Finanzsystem aufs Tapet. Da ETF rund um den Börsentag gehandelt werden, kann es bei grossen Verkaufsaufträgen zu übertriebenen Kursstürzen (flashcrashs) kommen. Das gilt besonders für die kleineren ETF sowie ETF mit Market Makern, die keine grossen Volumen an der Börse garantieren. Hier kann es tatsächlich plötzlich zu unverhältnismässig hohen Abschlägen zum inneren Wert des ETF kommen. Allerdings schlägt das Preispendel rasch wieder auf den Gleichgewichtswert zurück. ETF-Investoren müssen in volatilen Märkten daher auf ihre Limits achten oder besser ganz an der Seitenlinie stehen bleiben.
Verwerfungen im ETF-Handel werden aber bestimmt nicht die Finanzwelt ins Chaos stürzen. Dafür spricht allein ihr weltweites Volumen. Es liegt bei 5 Billionen USD. Das ist kein grosser Hebel. Es ist nichts im Vergleich zum weltweiten Aktienvolumen von 60 Billionen und dem weltweiten Anleihevolumen von 90 Billionen.
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Zum Autor:
Robert Jakob ist promovierter Naturwissenschaftler und Buchautor und arbeitete sowohl in der Grundlagenforschung als auch für Verlage, Versicherungen und Banken. Seit Jahrzehnten ist der Wissenschaftler und Kommunikationsspezialist ein ausgewiesener Kenner der Finanzszene. Er leitete nicht nur die Redaktion des Swiss Equity Magazins (einem Tochterunternehmen der NZZ), sondern dortselbst auch das Team der Aktienanalysten.