Von Robert Jakob
Am Sonntag ging meine Familie wählen. Luzern rief für die finale Runde der französischen Präsidentschaftswahlen. Wir waren spät dran, was mir im Wahllokal der Altstadt gegen 17 Uhr einen Blick in die bereitgestellten Papierkörbe erlaubte. Meine Tochter konnte nicht umhin, da mal drin rumzuwühlen. Mein Gesicht erhellte sich, denn die überragende Mehrheit der Stimmzettel gehörten zu Marine Le Pen. Da war ich mir auf einmal noch vor den offiziellen Wahlergebnissen fast 100% sicher, dass alles gut werden würde. Seit russische Hacker dem orangenen Abschaum zur US-Präsidentschaft verholfen hatten, bin ich nämlich traumatisiert. Den Abend gingen wir diesmal noch vor der ersten Hochrechnung ganz entspannt in einer Luzerner Kneipe an. Die Ergebnisse nach 20 Uhr waren reine Formsache.
PR-Spezialisten trainieren Politiker. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die rechtsradikale Tochter des Front national-Mitbegründers Jean-Marie Le Pen schon länger Kreide gefressen hatte, um wählbar zu werden. Neben den bei allen Parteien üblichen populistischen Geldgeschenken und Versprechen beinhaltete ihr Wahlprogramm noch ein paar Schmankerl, wie die Verweigerung medizinischer Versorgung von illegalen Einwanderern oder den stets beliebten Job-Vorrang für Inländer. Insgesamt hatte ihr Programm den Anstrich eines nationalen Sozialismus. Die Vereinigung der Auslandsfranzosen rief darob offen zur Wahl zugunsten des kleineren Übels in Form von Emanuel Macron auf. Vor allem wohl auch, weil niemand Marine Le Pen abkaufte, die Feministin zu sein, als die sie sich immer wieder charmant lächelnd bezeichnet.
Die Europa-Skepsis der Kandidatin war es schliesslich, welche den Rest Westeuropas am meisten Sorge bereitete und schliesslich nach der ersten Hochrechnung allenthalben für grosse Erleichterung sorgte, als sich abzeichnete, dass der amtierende Präsident 40% mehr Stimmen als seine Gegnerin erhalten würde. Gerade in Wirtschaftsdingen sind Rechtspopulisten häufig Dilettanten.
Wirtschaftspolitisches Horrorprogramm
Die Zurückweisung des internationalen Warenverkehrs und dessen Begleitvereinbarungen wie beispielsweise das Schengen-Abkommen, hätte den Stress in den Wertschöpfungsketten unnötig verstärkt.
Über Sinn und Unsinn der Landschaftsverschandelung durch Windkrafträder mag man diskutieren, und das ist Marine le Pens Recht, aber diese gleich nach dem Wahlsieg wie Spargel wieder aus der Erde ziehen zu wollen, war dann doch starker und teurer Tobak aus der Kramkiste ihres Vaters.
Auch der jämmerliche Zustand der Deutschen Bundeswehr gibt mittlerweile zu Recht zu Reden. Aber alle wirtschaftliche Kooperation mit Deutschland in Fragen der Bewaffnung aufkünden zu wollen, ist dumm. Denn Frankreich mit seinen Kampfflugzeugen und Flugzeugträgern und Deutschland mit seinem Know-how im Bau von Panzern und U-Boten ergänzen sich. Frankreich mag sich aufgrund der deutlich besser ausgebildeten Armee elitär gebärden und nur ein zwanzigstel der Atomsprengköpfe im Vergleich zu Russland haben. Aber als NATO-Vorhut in Europa kann Macron jetzt den einst von ihm selbst ausgerufenen Hirntod des Verteidigungsbündnisses definitiv begraben und gleichzeitig Russlands Verbrecherregime Paroli bieten. Über den Hebel des durch Putins dumm-überhebliche Aggression gegen fast alle Nachbarländer wiedererweckte NATO-Partnerschaft mit den USA reichen dann die 290 Atomsprengköpfe der Franzosen zur Abschreckung aus. Mit der Putin-Versteherin Le Pen wäre ein «militärisch-industrieller Komplex» zwischen Frankreich und Deutschland undenkbar gewesen. Hinzu kommt, dass Frankreich gerade eine milliardenschwere Monsterkapitalerhöhung beim staatlich dominierten Versorger Électricité de France durchgeführt hat. Die serbelnde deutsche Energiewirtschaft wird in den nächsten Jahren den französischen Atomstrom dankbar abnehmen.
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