Robert Jakobs Wirtschaftslupe: God Save America

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: God Save America
Buchautor und Moneycab-Kolumnist Robert Jakob.

Von Robert Jakob

Die Kakophonie von Massnahmen der dilettierenden Trump Administration zur Bekämpfung der Corona-Epidemie im eigenen Lande hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Schliessung von Landesgrenzen war allerdings ihr gutes Recht:

Die Einführung des internationalen Reiseverbots zu einer Zeit, in der die Vereinigten Staat das Land mit den am schnellsten steigenden Infektionsraten sind, wird wenig bis gar nichts dazu beitragen, das Ausmass der Ansteckungen innerhalb der USA wirkungsvoll zu bremsen. Um dieser Augenwischerei ein Ende zu bereiten, genügt ein Blick auf die amerikanische Datenbasis.

„Am meisten würde ich im Moment den Daten aus Amerika misstrauen.“

Professor Beda Stadler

In den USA gibt es mittlerweile rund 4000 bestätigte SARS CoV-2-Fälle. Seit Mitte Januar kam es laut den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) allerdings erst zu etwas mehr als 20’000 Tests. Zum Vergleich: Südkorea testet locker 20’000 Menschen am Tag.

Angesichts der wenigen Tests in den Vereinigten Staaten, welche zwischen privaten Betreibern und öffentlichen Kliniken bunt verteilt sind, ist die Dunkelziffer an Infizierten daher um einige Multiplikationsfaktoren höher. Amerika wird spätestens in der nächsten Woche die Welt mit ihren Infektionsraten schocken. Das Robert Koch-Institut (RKI) stuft seit Montag auch die US-Bundesstaaten Kalifornien, Washington und New York als Coronavirus-Risikogebiete ein, in Gesellschaft mit Ostfrankreich, Madrid, Tirol und ganz Italien.

Die USA und China streiten nun zu allem Überfluss darüber, wer schuldig am Corona-Ausbruch ist. Mitglieder der amerikanischen Regierung sprechen von einem „ausländischen Virus“, dem „China-Virus“ (Lieblingsausdruck von Mike Pompeo) oder dem „Wuhan-Virus“ – statt, wie von der WHO vorgeschlagen, von Sars-CoV-2. Die Chinesen wiederum nehmen nur zu gerne eine in Russland geborene krude Verschwörungstheorie auf, nachdem ein US-Sabotageakt des amerikanischen Geheimdienstes hinter ihrer Virusepidemie stecken soll. Umgekehrt konterte ein republikanischer Senator: Das Virus stammt direkt aus einem biochemischen Labor des chinesischen Militärs. Amerikas nationaler Sicherheitsberater Robert O’Brien wirft Peking vor, den Ausbruch in der Provinz Hubei vertuscht und der Welt damit gleich volle zwei Monate wichtiger Reaktionszeit geraubt zu haben. Bei all diesem Polit-PR-Unfug geht vergessen, dass die letzte grosse verheerende Pandemie, die sogenannte Spanische Grippe, welche 1918-1920 mindestens 25 Millionen Todesopfer forderte, aus den USA in die weite Welt rauschte.

„America first“ statt „Einer für alle, alle für einen »
Statt mit allen anderen Ländern der Welt zusammenzuarbeiten, hat Trump es vorgezogen, über andere Länder zu lästern und sein eigenes Land nicht vorzubereiten. In einer Nacht und Nebelaktion wollte er die Tübinger Impfstoff-Firma CureVac, die gerade einen Corona-Impfstoff entwickelt, aufkaufen, um sie dem ROW (rest of the world, wie es in amerikanischen Firmen heisst) exklusiv zu entreissen. Wahrscheinlich, um dann auch noch auf Kosten Notleidender zusätzlich Profit zu machen. Daraus wird nichts.

„We’re going to have Americans staying home instead of going and spending the money in other countries. And maybe that’s one of the reasons the job numbers are so good.”

Donald Trump

Die Schliessung der Landesgrenzen für Europa wird bald umgedreht. Denn die USA werden, was die Anzahl Infizierter angeht, bald zu Italien aufschliessen und selber zu einem Epizentrum der Krankheit, vor dem Mike Pence noch vor Kurzem so süffisant mit Blick auf Europa gewarnt hat. Und das, während China, Südkorea und Singapur und sogar das ein oder andere europäische Land bereits ihre Hausaufgaben gemacht haben. Wenn in Kürze 100’000 US-Amerikaner infiziert sind, werden vielleicht auch viele Trump-Anhänger einsehen, dass der SOTUS der unfähigste und gefährlichste Präsident ist, den die USA je gesehen hat.


Robert Jakobs neuestes Buch:

„Einmal lieben und gehen“
geht es um die Frage, wer Gott wirklich ist, und was das für Folgen haben kann. Gleichzeitig ist es eine abenteuerliche Reise durch die Menschheitsgeschichte.

„Einmal lieben und gehen“ neu im Landtwing Verlag (ISBN: 978-3-03808-033-6)

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