Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Gold – Von überkauft zu überverkauft
Von Robert Jakob
Eigentlich könnte ich meinen Beitrag über Gold genauso beginnen wie beim letzten Mal: „Ein wiederkehrendes Muster lässt sich seit Wochen beobachten. Die Erholungsrallye an den Aktienbörsen bekommt dem Goldpreis nicht gut.“
Die Flaggenformation, die der Chart des Goldpreises seit dem vorhergesagten Rekord-Run bis auf 2069 USD im August und der ebenfalls richtig vorhergesagten Korrektur abgebildet hat, wurde in der zweiten Novemberhälfte nach unten durchbrochen. Der Rekordmonat an den Aktienbörsen war ein schwarzer für das gelbe Metall. Ist das ein Warnschuss oder gar eine Trendwende?
Uneinige Banker
Darüber streiten sich die Bankanalysten. Die deutschen, von der Deutschen Bank bis zur Commerzbank, sehen den Goldpreis mit kritischen Augen. Die US-Amerikaner, allen voran Goldman Sachs, sind weiter sehr bullish. Für 2021 sehen die mit ihrer Goldpreisprognose in den letzten Jahren meist richtig liegenden Investmentbanker aus Manhattan 2300 USD vorher. Das wäre rund ein Viertel mehr als jetzt. Die Kapitulation der Bullen Ende November könnte in der Tat der Boden für die nächste mittelfristige Hausse sein. Nach der jetzt erfolgten Gegenbewegung um 100 Dollar nach oben wird dieser Boden vom Goldpreis gerade gesucht und sollte sich jetzt gebildet haben.
Treiberwechsel
Die Struktur der Goldnachfrage hat sich in den letzten 20 Jahren stark verändert. Zu Beginn machten die Industrie und vor allem die Schmuckindustrie 90% der Nachfrage aus. Heute sind es nur noch knapp 50%. Mittlerweile ist Gold Spielball der Anleger, allen voran der Exchange Traded Funds (ETF). Deren Nachfragerekord liegt hinter uns, und auch die Zentralbanken hielten sich zuletzt mit Käufen zurück. Schwellenländern ging das Geld fürs Gold aus.
Zum ersten Mal in zwölf Monaten verkauften ETF ihr Gold und zwar im Umfang von 107 Tonnen im November. Das ist der zweitgrösste Netto-Abfluss, den es je gab und entspricht 2,9% des Gesamtbestandes dieser Anlagekategorie. Vor allem amerikanische und europäische Fonds verkauften fleissig, während sich die asiatischen zurückhielten.
Der Goldverbrauch in China und Indien – beide Länder machen zusammen mehr als die Hälfte des Gold-Schmuckmarktes aus – dürfte im Zuge der wirtschaftlichen Erholung jedoch wieder steigen. In der Gesamtbilanz sollten sich im neuen Jahr wieder die positiven Kurstreiber beim Gold durchsetzen. Denn die Realzinsen bleiben für sehr lange Zeit negativ oder zumindest lächerlich tief, was die Opportunitätskosten für Gold auf null treibt. Wenn man mit Gold schon kein Geld verliert, dann kann man es ruhig kaufen, wenn Immobilien und Aktien unerschwinglich werden. Das Beste bei der Goldhausse kommt wohl erst noch.
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