Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Immobilien – staatlich verordnete Spekulation

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Immobilien – staatlich verordnete Spekulation
Buchautor und Moneycab-Kolumnist Robert Jakob.

Von Robert Jakob

In Deutschland kocht der Ärger über die steigenden Mieten hoch. Mietpreisdeckel und Enteignung werden als dirigistische Rezepte plötzlich hoffähig. In Berlin haben sich die Mieten in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Die Hauptstadt lässt dabei selbst den Hotspot München hinter sich, wo es im Durchschnitt nur um zwei Drittel nach oben ging. Populistisch geben sich jetzt Politiker aller Couleur offen für staatliche Eingriffe in den freien Markt. Fast glaubt man, die altehrwürdige DDR wolle wieder auferstehen. Lediglich die Hardcore-Wirtschaftsliberalen laufen Sturm. Volkes Stimme scheint jedoch den staatlichen Eingriffen Sympathie entgegen zu bringen. Darum blöken viele Entscheidungsträger mit der Herde.

Wohnungsnot ausgenutzt
Vor allem kotierte Immobilienunternehmen wie Vonovia und Deutsche Wohnen waren in den letzten Jahren nicht gerade zimperlich, wenn es um sogenannte Luxusrenovierungen ging. Mietern wird oft gegen deren Interessen eine „Verbesserung der Wohnsituation“ aufgezwungen, in Form von neuem Bad, neuer Küche oder Wärmedämmung. Die Investitionen werden dann kräftig auf die Miete überwälzt. Das ist ein supereinfaches Business-Modell. Die Sahne auf der Torte für die Investoren ist die Wertsteigerung des Objekts. Da der Druck auf die Mieten durch den Zuzug in die Ballungszentren seit Jahrzehnten anhält, wird zusätzlich jeder Mieterwechsel ausgenutzt, um die Mieten kräftig zu erhöhen. Immobilieninvestments scheinen zum Selbstläufer zu werden. Die Branche zieht immer mehr Finanzinvestoren an. In den letzten fünf Jahren konnten sich die Aktienkurse von Vonovia und Deutsche Wohnen verdreifachen. Erst in den letzten Tagen führte die sich verschärfende Diskussion über staatliche Zwangsmassnahmen zu einer kleinen Korrektur.

Schuld hat ein anderer
Schuld an der jetzigen Mietmisere hat aber der Finanzminister. Mit der Einführung der sogenannten Abgeltungssteuer auf Kapitalgewinne öffnete er alle Schleusentore. Als hätte jemand den Schalter umgelegt, rauschten die Immobilienpreise in Deutschland genau ab 2009 auf und davon. Denn während Aktiengewinne plötzlich mit weiteren 26,4 Prozent besteuert wurden (siehe auch untenstehende Buchreferenz), blieben Immobilien aussen vor. Wer eine Immobilie mindestens zehn Jahre hält, kann den Verkaufserlös steuerfrei mitnehmen, gleichgültig, ob die Immobilie selbst oder fremd genutzt wird. Ja sogar der Verkauf mehrerer Immobilien kann sich steuerlich lohnen, und zwar dann, wann man selbst kein Einkommen hat. Versteuert wird der Hausverkauf nämlich nicht pauschal, sondern auf Basis des persönlichen Einkommenssteuersatzes. Personen ohne eigenes Einkommen versteuern daher nur wenige Prozente auf ihre Immobilieninvestments, während Aktienbesitzer, und da insbesondere die Kleinanleger, umso mehr bluten, je länger sie an ihrem Investment festhalten.

Statt populistische Flickschusterei zu betreiben, sollte das Deutsche Finanzministerium lieber über die Abschaffung der ungerechten Abgeltungssteuer nachdenken. Das würde den in Deutschland total verzerrten Anlagemarkt wieder ins Gleichgewicht bringen und die Immobilienblase verhindern.


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Zum Autor:
Robert Jakob ist promovierter Naturwissenschaftler und Buchautor und arbeitete sowohl in der Grundlagenforschung als auch für Verlage, Versicherungen und Banken. Seit Jahrzehnten ist der Wissenschaftler und Kommunikationsspezialist ein ausgewiesener Kenner der Finanzszene. Er leitete nicht nur die Redaktion des Swiss Equity Magazins (einem Tochterunternehmen der NZZ), sondern dortselbst auch das Team der Aktienanalysten.

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