Von Robert Jakob
Drei Typen haben mich in den letzten zwei Wochen am meisten aufgeregt. Der recht unbedeutende António Horta-Osório und die weltberühmten Herren Djokovic und Boris J., der Suppenkasper.
Ich bin eigentlich ein Fan von Novak Djokovic. Auf dem Tennisplatz ist er ein wahrer Meister in Technik und Nervenstärke. Jetzt hat er den Bogen überspannt. Nicht etwa wegen seiner Impfangst, die ihm vielleicht den 21. Grand-Slam-Titel bei den Australian Open versaut hat und seine lukrativen Werbeverträge gefährdet, sondern wegen seiner Egomanie. Er hat andere Menschen einem überflüssigen Risiko ausgesetzt. Er wusste von seiner SARS-CoV2-Infektion, hat sie gelegentlich verschwiegen und damit ungeschützte Dritte vollkommen unnötig in Gefahr gebracht. Anstands- und in diesem Falle auch Abstands-Regeln gelten offenbar nicht für Topshots. Dass Djokovics Vater die Zurückweisung seines Sohnes mit dem Leidensweg Jesu vergleicht, ist mega-peinlich. Hoffentlich schaut der echte Jesus weg.
Federer wäre das nicht passiert
Das Schweizer Tennis-As Roger Federer dürfte über seinen Sportkollegen nur den Kopf schütteln. Bei dem wohl höflichsten und zurückhaltendsten unter den Tennisgrössen wäre so eine Grossmannssucht undenkbar.
Wilder wiederum treibt es nur Boris. Johnson nicht Becker. Der britische Premier hat einen alten Popsong der Beastie Boys zu seiner Devise gemacht: «You Gotta Fight For Your Right To Party». Dass er das wilde Treiben übertrieben hat, unter anderem während der Trauerperiode um den Gemahl der britischen Königin, könnte ihm ausgerechnet seine eigene Tory Party übelnehmen und ihn den Parteivorsitz kosten. Dann wären wohl auch seine Tage als Premier gezählt.
Johnsons Ausflüchte, bei jedem der vielen Umtrunke in 10 Downing Street handele es sich um Arbeitsessen und nicht um Brüche der Coronaregeln, entbehren nicht einer gewissen Komik. Aber so ist das oft, wenn man es – wodurch auch immer – ganz nach oben geschafft hat. Gesetze und Regeln, sogar die selbst erlassenen, gelten nur noch für das gemeine Fussvolk. Ein Regierungschef der jedoch so handelt, wird als Vertragspartner unglaubwürdig.
Auch im internationalen Kontext steht er immer mehr als Trottel da. Grossbritannien täte eine vertrauenserweckende Führungskraft gut, denn seit dem Brexit häufen sich die hausgemachten wirtschaftlichen Hiobsbotschaften. Pikanterweise will Johnson mit einem neuen Polizeigesetz die Versammlungsfreiheit einschränken, weil ihm die vielen Klima- und Antirassismusproteste auf der Insel ein Dorn im Auge sind. Die sprichwörtliche britische Party-Kultur dürfte von solchen Plänen unangetastet bleiben.
Die Königin bleibt souverän
Die Queen hat erneut ein «annus horribilis» hinter und vor sich. Nach dem Tode ihres Ehemannes, Prinz Philip Mountbatten, macht der Sohn, Andrew Albert Christian Edward, Duke of York, Prinz Andrew genannt, grosse Probleme. Wegen eines Missbrauchsskandals sah sich die Queen veranlasst, ihm sämtliche Schirmherrschaften und alle militärischen Ehrentitel zu entziehen. Offiziell legte Andrew diese am 13. Januar nieder und verzichtete damit auch auf strafrechtliche Immunität – auf Geheiss seiner Mutter. Für sie war das sicher die emotionale Höchststrafe, ihr eigenes Kind den Fängen der Justiz auszusetzen. Aber sie tat es, um eines höheren Gesetzes Willen. Und auch für das Überleben der Monarchie. Die muss glaubwürdig bleiben, sonst ist sie überflüssig. Die Queen hält sich sogar an ungeschriebene Regeln. Und sie ist dafür bereit, persönliche Opfer zu bringen.
Die Banker bleiben sich treu
Und jetzt kommen wir zu dem immer smart lächelnden, perfekt gescheitelten Verwaltungsratspräsidenten der Crédit Suisse, António Horta-Osório. Was mag in ihm vorgegangen sein, als er die Regeln brach? Hat er sich vielleicht hinter den Wänden seines Businessjets in Quarantänesicherheit gefühlt? Oder lebte er, wie Djokovic und Johnson, in der Blase der vermeintlich hoch über allem Schwebenden? Seit Monaten schwafelte man bei der mittlerweile klein gewordenen Schweizer Grossbank von neuer «Risikokultur», und jetzt kommt das!
Auf der nach oben offenen Skala der CS-Peinlichkeit kriegt die Posse um das VRP-Erbe des Kapitalvernichters Urs Rohner 3,8 Punkte. Wegen der «nur» 3,8 Millionen Franken, die António Horta-Osório für sein kurzes Gastspiel bei der Crédit Suisse bekommt. Ein Nichts im Vergleich zu früheren Fehlschüssen der Bank.
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