Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Neulich hinter der Ampel
Von Robert Jakob
Ein unbekannter Hacker hat mitten im Sommerloch eine Wanze in den Gemächern des deutschen Bundeskanzleramtes installiert. Eigentlich ist es ja verboten, illegal erworbene Informationen zu nutzen oder zu verbreiten. Aber da die Presse bekanntlich die vierte Gewalt ist und der Schutz der Informanten heilig, damit sie in demokratischen Ländern ihre Kontroll- und Informationsfunktion ausfüllt, setzte ich mich bewusst über dieses Verbot hinweg.
Christian Lindner wischt sich den Schweiss von der Stirn: «Boah, ist das ein Sommer! Kam ja doch noch. Auf manchen ist halt auch Verlass. Jetzt Bundestagsarbeit: Zum 75. Jahrestag am 10. September geht’s gleich wieder um den Haushalt. Na Robert! Auch wieder mal unter den Frühaufstehern?»
Robert Habeck: «Moin. Moin. Tja, die Pflicht ruft.»
Lindner: «Na was macht deine Kanzlerkandidatur?»
Habeck: «Dank dir der Nachfrage.»
Lindner: «Was sollte denn dein Spruch: Ich möchte mir gerne die Verantwortung nehmen lassen.»
Habeck: «Christian du verdrehst wieder einmal alles. Ich habe wörtlich gesagt: ’Ich möchte mich gerne in die Verantwortung nehmen lassen – für Deutschland, für meine Partei, für das Projekt, für die Demokratie.’»
Wolfgang Kubicki aus der Tiefe des Raumes: «Kennen wir. Nehmen ist seliger als Geben. Pass’ auf, dass du dich nicht übernimmst, hahaha.»
Karl Lauterbach: «Wer hat denn den Kubicki ins Bundeskanzleramt gelassen, der ist doch gar nicht in der Regierung?»
Cem Özdemir: «Wolfgang Schmidt (A.d.R. Chef Bundeskanzleramt und Bundesminister für besondere Aufgaben) hat ihn eingeladen: Wohl als Stimmungsmacher.»
Lindner lacht Habeck an: «Die Stimmung ist ohnehin im Heizungskeller…»
Habeck: «Du hast doch sogar im Schweizer Radio behauptet, die Stimmung sei in der Regierung besser als in der Öffentlichkeit kolportiert.»
Özdemir: «Hanoi! (A.d.R. schwäbisch für: nicht doch!). Keine Anzüglichkeiten, bitte!»
Lauterbach: «Schaut mal, da kommt Nancy, unsere messerscharfe Symbolpolitikerin.»
Nancy Faeser: «Mosche! (A.d.R. kein jüdischer Vorname, sondern guten Morgen auf Hessisch).»
Plötzlich klopft es heftig an der Tür. Alle:
«Achtung, der Boss kommt!»
Herein kommt Volker Wissing.
Özdemir leise: «Ach, es ist bloss der Verkehrtminister!».
Özdemir laut: «Guten Tag Herr Verkehrsminister, schön, dass Sie halbwegs pünktlich sind.»
Volker Wissing: «Wenn irgendwer hier noch einmal einen Deutsche Bahn-Witz reisst, blockiere ich sämtliche Verhandlungen.»
Es klopft wieder. Jetzt ist es tatsächlich Olaf Scholz. Er kommt rein und fängt sofort zu reden an: «Leute, wir müssen reden. You know, we all never walk alone, liebe Politikerinnenkollegen und Kolleginnenpolitiker. Wir werden an unseren Taten gemessen, nicht an unserer Erscheinung. Ich erscheine ihnen daher in Arbeitskleidung, im Nordstrandleinenpullöverchen statt im feinen Zwirn, um meine Verbundenheit zur arbeitenden Bevölkerung unmissverständlich wie ich es mir gewohnt bin auszudrücken.
So unmissverständlich war unsere Politik in den letzten Monaten leider nicht. Das tut mir und uns allen leid. Aber wie bereits mein Vorgänger Gerhard Schröder es treffend vorformulierte: die Politik des ruhigen Hirns wird sich am Ende durchsetzen. Wir müssen das nur besser kommunizieren, sozusagen unsere Narrative besser instrumentalisieren. Daher machen wir Nägel mit Köpfen und setzen gleich um, was wir beschliessen müssen und sollen. Es sind die Emotionen, die die Menschen antreiben, vergessen wir das nicht!»
Wissing: «Gut gebrüllt, Herr Bundeskanzler. Ich verstehe auch die ganze Aufregung über das Haushaltsloch nicht. 17 Milliarden werden sich ja wohl irgendwo während des bald laufenden Herbstes auftreiben lassen. Machen wir nach dem Doppelwumms einfach einen klitzekleinen Zusatzwumms.»
Habeck: «Wieso wir? Lasst das doch die Ricarda und den Kevin machen. Die gehen so herrlich unvoreingenommen an die Dinge ran.»
Wissing: «Kevin Kühnert hatte doch schon die Idee mit der Verstaatlichung der Autoindustrie. Das kann ja wohl nicht ernst gemeint sein?»
Lauterbach: «Wer andern eine Grube gräbt, ist seines Glückes Schmied. Einen Vorteil hätte die Sache. Bei derartigen Maximalforderungen fressen uns die Leute nachher bei einem faulen Kompromiss leichter aus der Hand.»
Klara Geywitz kommt plötzlich ganz hektisch rein, ohne anzuklopfen.
Olaf Scholz: «Geschätzte Parteikollegin. Es ist jetzt bereits nach zehn Uhr. Wenn selbst der Kollege Wissing es rechtzeitig zu uns geschafft hat, wäre ein bisschen mehr Pünktlichkeit nicht schlecht.»
Geywitz: «Kann ick nücht ‘für. Busersatzverkehr. Habt ihr denn schon irgendwas beschlossen?»
Lindner: «Ja dein Ministerium wird zusammengestrichen. Wissing übernimmt die Bauleitung.»
Geywitz leise: «Christian. Lass deine Flachwitze, seit wann können Böcke gärtnern?»
Lauterbach halblaut und grinsend: «Ich habe gehört, bei einem Glasfaserkabelbruch vorm Bundesamt für Digitales und Verkehr seien 50 Hektoliter Internet ausgelaufen. Kollege Wissing wird dafür Sorge tragen, dass das nie mehr passiert.»
Wissing: «Witze über die Infrastruktur sind generell unangebracht.»
Kubicki aus der Tiefe des Raumes: «Tja, Leute, ich frage mich, was in diesem Land überhaupt richtig angebracht wurde oder ist.»
In diesem Moment brach die Verbindung zur Wanze leider wegen technischer Probleme ab. Zu gerne hätten wir die gute Stimmung auch noch nach dem Eintreffen weiterer verspäteter Bundesminister und -isterinnen festgehalten. Aber sicher wurden wegweisende Entscheidungen in der Krisenkommunikation getroffen, die der Deutschen Bundesregierung ein Durchstarten aus der Sommerpause erlauben werden.
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