Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Trupins Wahlen
Von Robert Jakob
2024 wird das Jahr der Soziopathen. Wahlen sind in den Föderationen von Russland und den USA angesagt. Während bei ersterer im Frühjahr das Resultat bereits steht und damit keine Veränderung ins Haus, wird es in den Vereinigten Staaten für den Herbst spannend und brandgefährlich.
Dass sich die Republikaner besinnen und einen Menschen statt ein sozial verkümmertes Subjekt nominieren, wird zunehmend unwahrscheinlich. Zu sehr ist die Grand Old Party auf Krawall gebürstet. Zu narzisstisch ergötzen sich die alten Haudegen an den Meinungsumfragen, die Trumpin, pardon Trump, in den Vorwahlen trotz juristischem Störfeuer meilenweit vorne sehen. Sollte Donald dann gegen Joe antreten dürfen, werden ihm die allerbesten Siegchancen zugetraut, da die republikanische Presse den Kult des virilen Mackers hochhält. Die alternde rote Boys Group glaubt nicht an die Möglichkeit einer jungen republikanischen Frau als Präsident der Vereinigten Staaten und wird dem Proleten-Polterer eiskalt die Stange halten – allen juristischen Störfeuern zum Trotz. Zu gross ist sein Vorsprung gegenüber Nikki Haley. Die einzig valable republikanische Herausforderin bringt bessere Gedächtnisleistungen auf die Beine als Biden/Trump, hat aber in der eigenen Partei den Nachteil ihrer rein indischen Herkunft.
Ein strahlend junger weisser Ritter wäre in dieser ungünstigen Konstellation die unbesiegbare Wunderwaffe, welche die Demokraten aus dem Hut zaubern könnten, um Trupin eine vernichtende Niederlage beizufügen. Nur ist ein neuer John F. Kennedy auf absehbare Zeit nicht in Sicht.
Die Selbstsucht ist beim SOTUS (https://www.moneycab.com/dossiers/robert-jakobs-wirtschaftslupe-der-sotus-will-den-scotus/) derart aus dem Ruder gelaufen, dass er seinen Wählern weismachen will, der demokratische Staatsapparat habe das einzige Ziel, ihn in seiner gottähnlichen Statur vom Sockel zu stossen. Die Leier ist wie bei einer Schallplatte mit Sprung. Wie weit so etwas führt, sieht man im schon seit jeher die eigenen und fremden Menschen verachtenden Russland, wo ein mässig begabter Napoleon-Imitator alle primitiven Register der Unterdrückung bis ins Zynische steigert.
«It’s the economy, stupid»
Das Abdriften der Vereinigten Staaten in die Diktatur beschwören mittlerweile zahlreiche besorgte Historiker und führende Amerikanisten als Gefahr. Sandra Navidi, die brilliante ehemalige rechte Hand Nouriel Roubinis (Professor der New Yorker Stern School of Business und Börsenguru) sieht die Chancen auf eine Wiederwahl Trumps grösser denn je. Sie vermutet, dass die Republikaner gar mitten im Wahljahr eine Budgetkrise provozieren könnten, um die Wirtschaft in die Rezession zu stürzen. Das würde dann für den 5. November 2024 den demokratischen Kandidaten zwangsläufig in die Ecke treiben.
Trupin oder Pump?
Für den Weltfrieden wäre die Wahl des amerikanischen Heissluftballons eine Katastrophe. Er würde seinem Buddy Putin, den er «very, very strong» fand, mit der Kürzung der Ukraine-Hilfe indirekt eine Steilvorlage bieten. In 24 Stunden wird er (nach eigenen Angaben) dem Blutvergiessen ein Ende setzen: Was ihn nämlich am meisten stört ist, dass die USA angeblich wertmässig mehr als achtmal so viele Waffen lieferten als ganz Europa zusammen. Den Republikanern sind die Militärausgaben an der NATO-Ostflanke ein Dorn im Auge, und ein wiedergewählter Trupin würde, auf schnelle Erfolge aus, um damit sein Ego aufzublasen, die Ukraine zu einem Frieden unter Verzicht der von Russland annektierten Gebiete drängen. Die Folge wäre eine Vertrauenskrise des westlichen Verteidigungsbündnisses, wie sie durch den schmählich chaotischen Abzug aus Afghanistan bereits einmal, aber nur im Kleinen, ausgebrochen ist.
In der Ukraine steht jedoch viel mehr auf dem Spiel. Deutschland (und damit Europa) wird nicht am Hindukusch verteidigt, wie es der einstige deutsche Verteidigungsminister Peter Struck (†) sagte, sondern weiter westlich, an der Grenze zu Finnland, Schweden, dem Baltikum, Polen und in der Ukraine. Ein Zurückweichen vor dem Aggressor wird diesen zu weiteren Kriegshandlungen ermuntern.
Das abgekartete Wahlspektakel in Russland wird im 2024 schon bald keine Rolle mehr spielen, die US-Wahlen jedoch sind allesentscheidend. Denn der aufgeblasene Trump würde zum nützlichen Idioten des russischen Präsidenten avancieren.
Ob Beten für den Frieden hilft?
In ihrem Buch «Die Unfähigkeit zu trauern.» (Piper Verlag 1967) zeichneten Alexander und Margarete Mitscherlich die Verdrängungsmechanismen krankhaften Führerglaubens auf. Ursprünglich auf die nachkriegsdeutsche Vergangenheitsbewältigung gemünzt, ist dieser psychoanalytische Bestseller wieder brandaktuell. Sowohl Russen als auch Amerikaner sind bereit, ihr kollektives Ich-Ideal an soziopathische Führungsfiguren zu übertragen, um sich zeitgleich vom Denken und von jedem menschlichen Mitfühlen zu entlasten.
Der Trupin ist das praktische und austauschbare Rollenmodel des seelenlosen Führers. Umso verstörender ist, dass ihm die Spiessgesellen und Mitläufer sogar Erlöserqualitäten andichten. Meinen besten katholischen Freund ziehe ich immer mit folgendem negativem Gottesbeweis auf: «Herr Pfarrer, Gott und Putin können doch nicht gleichzeitig existieren, oder?»
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